Zum Artikel "Handlungsbedarf im Gambacher Wald: Einige Eichen fallen einfach um" vom 21. Oktober erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift.
Mit erschrecken habe ich in der Main-Post gelesen, dass die Stadt Karlstadt auf der Gambacher Leite im Naturschutzgebiet (NSG) dicke Buchen ernten will. Der Stadtwald von Karlstadt umfasst circa 1780 Hektar. Da wünsche ich mir für die Natur, dass die wenigen Hektar alter Wald in dem ausgewiesenem Naturschutzgebiet Grainberg und Kalbenstein, der Natur überlassen werden. Wo denn sonst, wenn nicht in einem Naturschutzgebiet bleiben für die Natur dicke Bäume stehen.
Dieser Wald auf der Gambacher Leite ist einer der letzten in Karlstadt mit dicken alten Buchen. Diese sollten wir für die Natur sowie für unsere Kinder und Enkel stehen lassen. Dieses Naturschutzgebiet im Umfeld vom "Edelweiß" hat sich zu einem Pilgerort von Naturfreunden aus nah und fern entwickelt. Alle verantwortlichen Politiker, Förster und Mitarbeiter von Stadt und Staat sollten alles in ihrer Macht tun, um den Naturschutz in diesem verbliebenen Stück Restnatur zu stärken und der heimischen Natur hier zu ihrer vollen Entfaltung Raum und Zeit schenken.
Der Rat der Stadt Karlstadt sollte sich noch schnellstens über alle Parteigrenzen hinweg für ein Einschlagsmoratorium aussprechen in diesem Naturschutzgebiet, um so noch den Einschlag in diesem Winter zu verhindern. Für einen freiwilligen Nutzungsverzicht gibt es auch Zuschüsse vom Freistaat Bayern.
Die geplante Auflichtung wird das Waldklima noch mehr stören und den Trocken- und Temperaturstress in diesem Laubwald nach meiner Einschätzung verstärken.
Rechtlich ist das alles in Ordnung, was Karlstadt plant, moralisch ist für mich der Holzeinschlag im letzten alten Wald der Stadt Karlstadt, zumal in einem Naturschutzgebiet, inakzeptabel. In diesem Karlstädter Naturschutzgebiet ist die "ordnungsgemäße Forstwirtschaft" von den Verboten ausgenommen, sprich erlaubt. Also können auch in diesem Naturschutzgebiet im Regelfall rund uns Jahr die Förster sogenannte "ordnungsgemäße Forstwirtschaft" betreiben.
Karlstadts Naturschutzgebiet Grainberg und Kalbenstein ist für mich damit ein Pseudoschutzgebiet. Die jetzige Karlstädter Naturschutzpolitik ist meines Erachtens nicht authentisch. Der Bürger wird nach meinem Eindruck hinters Licht geführt. Die Realität in diesem Karlstädter Naturschutzgebiet ist: Blumen pflücken verboten – 100-jährige Bäume absägen erlaubt. Alle Politiker vor Ort sind aufgefordert, endlich Verantwortung zu übernehmen und die Satzung des Naturschutzgebietes zu erneuern, damit es ein echtes Naturschutzgebiet wird, alternativ ist hier auch die Ausweisung eines Naturwaldreservates möglich. Erhalt von alten Bäumen im Wald neben dem Offenhalten der Magerwiesen und Trockenrasen ist möglich. Wir brauchen Naturschutzgebiete, die den Namen verdienen – in Karlstadt, aber auch in ganz Deutschland.
Die Ausweisung eines Naturwaldreservates wäre eine Möglichkeit, um diesen Wald ernsthaft der Natur zu überlassen. Ein Naturwaldreservat würde zeigen, dass Karlstadt es mit dem Naturschutz ernst meint. Waldnaturschutz sollte auch unser Anliegen sein und nicht nur das der Brasilianer im Amazonasbecken.
Dr. Nikolaus Berens
97072 Würzburg