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Retzstadt
Leserforum: Muss immer erst etwas Schlimmes passieren?
Bearbeitet von Gabriele Haupt
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:58 Uhr

Zur Verkehrssituation in Retzstadt erreichte die Redaktion folgender Leserbrief. Gestern unterhielt ich mich mit einer jungen Mutter von zwei kleinen Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in einem relativ neu gebauten schönen Haus mit genügend Platz draußen für die Kinder zum Spielen. Es könnte ein Paradies für diese Familie sein. Ist es jedoch nicht, denn das Haus befindet sich direkt an der Hauptstraße, eine Kreisstraße mit vielen Kurven, an der täglich Hunderte von Autos und Lkw vorbeischießen. Der Lärm ist dabei nur einer von vielen unangenehmen Faktoren. Schlimmer noch ist das Gesundheitsrisiko, dem diese Familie und natürlich noch viele andere Familien, die an dieser Straße leben, Tag für Tag ausgesetzt sind. Lässt man versehentlich mal das Fenster zur Hauptstraße auf, so findet man wenig später eine dicke schwarze Schicht mit Feinstaubpartikeln auf Fensterbänken und sonstigen dort befindlichen Gegenständen.

Immer wieder geschehen an dieser Stelle der Straße, die zudem aufgrund mehrerer Kurven nicht gut einsehbar ist, auch Bagatellunfälle, doch leider dürfen laut § 45, Abs. 9 StVo Beschränkungen nur dann vorgenommen werden, “wenn auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht“. Heißt das, dass zunächst mal ein Kind überfahren werden müsste, dass solch eine Gefahrenlage besteht?

Was geschieht in der Zwischenzeit mit den Menschen, die an dieser Straße leben, die Angst haben, ihre Kinder überhaupt aus dem Haus zu lassen, und das in unserem sehr idyllischem Dorf.

Für mich am Erschreckendsten daran ist, dass dieses Problem schon sehr lange existiert und auch immer wieder heiß diskutiert wird. Dass viele Ortbesichtigungen auch mit Polizei stattgefunden haben, doch unsere örtlichen Politiker machtlos sind aufgrund eines solchen Artikels in unserer Straßenverkehrsordnung . Ich überlege: Vielleicht steht da aber doch mehr dahinter, irgendeine Lobby, für die es wichtig ist, dass auf einer Kreisstraße keine Geschwindigkeitsbegrenzung zum Beispiel auf 30 km/h besteht?

Mich hat das Gespräch mit dieser Mutter zutiefst betroffen gemacht. Vor allem als sie mir von den Aussagen erzählte, die sie sich immer wieder anhören muss: „Hättet ihr halt nicht an der Hauptstraße gebaut.“ Sie fühlt sich dabei ziemlich eingeschüchtert. Muss denn wirklich erst ein Mensch ums Leben kommen, bis man wieder mal diskutiert und vielleicht dann zur Einsicht kommt, dass hier tatsächlich eine hohe Gefahrenlage für Leben und Gesundheit der Menschen besteht?

Mal ganz ehrlich, Hand auf Herz, was wäre das für eine Einschränkung für uns Autofahrer, wenn wir generell durch Ortschaften nur mit 30 km/h fahren würden? Vielleicht wäre es am Anfang etwas ungewohnt, doch ich glaube, wenn jeder etwas bewusster langsam fahren würde, hätten Kinder, ältere Menschen weniger Angst, sich in unseren Straßen zu bewegen. Und bei Tempo 30 kann man sich sogar noch beim Vorbeifahren grüßen und damit zeigen, ich sehe dich, ich passe mit auf, dass nichts passiert.

Michaela Krug
97282 Retzstadt

 
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