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Leserforum: Muss es denn wegen Schneewittchen sein?
Zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Karl Heinz Bartels:
Redaktion Süd
 |  aktualisiert: 15.02.2016 03:36 Uhr

Die Erfolge von Dr. Karlheinz Bartels um Sport, Kommunalpolitik und als Wissenschaftler bleiben unbestritten. Sein Einsatz macht eine Ehrenbürgerwürde längst überfällig. Er wurde auch mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.

Aber muss der zweifelhafte Aufschwung Lohrs als Schneewittchenstadt ein ausschlaggebendes Kriterium sein?

Märchen thematisieren in Bildersprache, die nur intakte Menschenseelen verstehen, Grundängste und Grundwahrheiten in archetypischer Form. „Archetypen“, ein Begriff aus der Tiefenpsychologie C.G. Jungs, sind Symbole für zeitlos gültige und auf alle Menschen zutreffende Elementarwahrheiten unseres Lebens. Sie drücken sich meist in Bildern aus. Märchen sind Parabeln auf das menschliche Leben und Kristallisationspunkte gesellschaftlicher Probleme. Märchen, Mythen und Träume bedeuten Prophetie, Therapie und Poesie zugleich.

Das Schneewittchenmärchen zeigt einen überwiegend therapeutischen Ansatz. Es soll Lebensmut, Lebenszuversicht, Lebensperspektiven, Lebensvertrauen und Lebenshilfe selbst in ausweglosen, verfahrenen Situationen vermitteln. Diese Therapiebilder einer Seelensprache historisch zu begründen, bedeutet, wie es der Kultur- und Sozialwissenschaftler Max Weber nennt, eine „Entzauberung der Welt!“

Mit einem grundverkehrten Ansatz einer grundverfälschten Interpretation Besucher zu locken, ist ein Ansinnen, das kulturell völlig absurd in die Irre führt. Wird ein Märchen mit historischen Fakten belegt, entwurzelt, entzaubert, rationalisiert, seiner Bildersprache, Botschaft, Prophetie, Therapie und Poesie beraubt, entwickeln wir uns zu entseelten „Homunculi“zurück.

Das Märchen entzaubert man mit solchem „Drehbuch“ zu einem wert- und seelenlosen „Destillat.“ Erhebt man dieses vielfach denaturierte, deformierte, degenerierte und destillierte Seelenmärchen schließlich als Alleinstellungsmerkmal zum Dogma, verfestigt man dieses Dogma in Bronze und verramscht es, dann pervertiert dieses vormals wertvolle, therapeutische Märchen zur kulturellen Lachnummer unserer Stadt. Schade!

Georg Ludwig Hegel Lohr

 
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  • andreas.wilhelm.gnther
    ... weswegen (wir uns) die Lohrer sich "die Köppe einschlagen" ...
    Dem Leserbrief von Georg Ludwig Hegel mag ich inhaltlich nicht zustimmen. Aber handwerklich finde ich ihn gut gemacht.
    Die passende Anwort darauf hat ja schon Wolfgang Vorwerk geschrieben, meiner Ansicht nach auch sehr kompetent.

    Und nun will ich auch noch Klettham in Schutz nehmen: Schön, daß er auch anders kann. Einen solch ausgewogenen und überlegten Kommentar habe ich von ihm noch nicht gelesen.
    Und ja, diese Märchen haben eine Kraft ... verzaubern noch heute, vor allem das vom "Lohrer" Schneewittchen.
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  • Weiterführende Literatur: Die Rolle der Frau im Märchen der Gebrüder Grimm. Hans im Glück rückwärts gelesen macht Sinn. Win-win-Situation. Ansonsten Looser. Juristische Auseinandersetzung z. B. Hans im Glück: Die Mutter zeigt die Vorteilsnehmer an. Hans im Glück bekommt seinen Goldklumpen zurück! Schauen Sie doch einfach in die Lehrpläne sämtlicher Schulen. Das Bild des Lohrer Schneewittchens ist doch nur ein Bild - eine Hülle, eine Verpackung. Und der Inhalt verkauft sich mit der Verpackung. Und das ist in Lohr gelungen. Die Vermarktung der Hülle in verschiedenen Ausführungen. Wo ist da das Problem? Schneewittchen und Lohr im Glück. Herr Bartel ist ein Glück für Lohr und ihm gebührt mein Respekt. So sehe ich das. Der Leserbrief des Herrn Hegel mag in Teilen eine schriftliche Version des Horrorwittchens sein. Der eine schreibt so, der andere so - künstlerische Freiheit, Meinungsfreiheit. Das ist in den Printmedien nicht anders als in den sozialen Netzwerken. Beides ist gut! Stay cool!
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  • matthias_mehling
    An Herrn Johann Schwind alias "Klettham": Daß Sie Ihrem guten Kumpel Herrn Hegel hier ein Kompliment aussprechen, ist kaum verwunderlich....
    ...und seien Sie doch nicht so bescheiden! Wie war denn Ihre Note im zweiten Staatsexamen? Unter Umständen können Sie mich ja damit beeindrucken und ich würde fortan Ihre Meinung nicht mehr in Frage stellen...???
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  • matthias_mehling
    Lieber Herr Hegel, offenbar haben Sie weder die Begründung der Ehrenbürgerwürde noch etwas von den weit über hundert Veröffentlichungen von Karl Heinz Bartels gelesen. Er stellt kein Dogma auf. Er schreibt sachlich fundiert, ist stets bereit zur Selbstkritik, zur Selbstironie und weist gerade in Bezug auf die Fabulologie immer darauf hin, diese "Märchenwissenschaft" (!) mit einem Augenzwinkern zu betrachten.

    Die von Ihnen hier vertretene These ist so formuliert, daß die "Antithese" gar nicht zugelassen wird. Vertreter der Antithese werden beleidigt und sogar "entmenschlicht" (Homunculi)

    Ihr berühmter Vorfahr, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, hatte das höchste Ziel, über These und Antithese zur Synthese zu kommen. Ein Ansatz, der mir sehr gut gefällt und mithelfen kann, daß Menschen sich gedanklich annähern.

    Sie beschweren sich über ein gar nicht vorhandenes Dogma, ignorieren die Fakten und stellen Ihrerseits ein Dogma auf. Das zielt auf Konfrontation und nicht auf Annäherung. Schade!
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  • Ich bin da ganz anderer Meinung und mit Märchen kenne ich mich aus. Teil meiner mündlichen Prüfung an der LMU München im Rahmen des zweiten Staatsexamens. Die Note? Dem Leserbriefschreiber ein Kompliment. Und damit hebt sich Ihre Bewertung wieder auf. Und "wir" sind wieder quit und wieder gut. Wir Leser brauchen beides, die Vielfalt der Meinungen. Manche Politiker auch gerade die Stadträte und der Bürgermeister der Schneewittchenstadt könnten sich ein Beispiel nehmen. Zum Bekanntheitsgrad des Schneewittchens trugen viele bei. Die haben auch ihren Preis bekommen, so der Künstler Herr Wittstadt und auch der Schaffer des Horrorwittchens Herr Lude. Oder die Vermarktung durch Herrn Mehling. Das Juze profitierte und ermöglichte dadurch auch dass Lohr einen Weltmeister bekommen hat: Markus Heldt. Ohne diese finanzielle Unterstützung hätten sich die Hot Potatoes nicht die Reise nach Scottland leisten können. Summa summarum: Das Werk vieler. Und einer muss immer den Anfang fangen. Okay?
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  • hansjoachim.ott@gmail.com
    Na klar, ehemalige Lehrer halten doch zusammen ....
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  • hansjoachim.ott@gmail.com
    Ich lese auch schon 50 Jahre Tageszeitungen. Allerdings so einen unmöglichen Leserbrief findet man zum Glück selten. Wenn der Schreiber nichts mit Schneewittchen anfangen kann man dies noch einsehen. Mit solchen Ergüssen über die Auswahl einer Person zum Ehrenbürger ist jedoch deutlich eine Grenze überschritten. Bisher ist doch nur durch die beiden Zeitungen in Lohr die Ernennung bekannt. Die Damen und Herren Stadträte haben sicher gute Gründe Herrn Bartels die Ehrenbürgewürde zu verleihen, nicht nur wegen der Figur Schneewittchen.
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