Zur Berichterstattung über die Entfernung der vier Linden am Lohrer Marktplatz erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Der bayerische Dichter Eugen Roth reimte schon vor 100 Jahren: „Zu fällen einen schönen Baum braucht's eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.“ Doch für die Lohrer Altstadt gilt wohl eher die Feststellung des Dokumentarfilmers Dieter Wieland: „Grün kaputt“, ist sie doch seit Jahrzehnten pflegeleicht mit Porphyr bis ins letzte Eck zugepflastert.
Nun sollen in der angeblichen „Modellkommune für klimagerechten Städtebau“ namens Lohr auch noch die vier Linden am Oberen Markt wegen des störenden Honigtaus gefällt werden. Lokal-Politiker möchten stattdessen lieber eine Außengastronomie ermöglichen, die quasi als Ergänzung zu einer Markthalle für heimischen Produkte der „Mylocalfarm Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ ökologisch interessierte Kunden anspricht.
Bislang dachte ich, es sei eine bayerische Tradition und gelebter Naturschutz, dass man Außengastronomie unter Bäumen, vornehmlich Kastanien oder Linden betreibt. Aber das ist für Herrn Tarabeh wegen des Honigtaus nur ein Graus, sodass er der Stadt die Fällung dieser Linden zur unerlässlichen Bedingung machte, wofür die Stadt finanziell aufkommen soll. Ich meine, da es ansonsten am Oberen Marktplatz keine weiteren Bäume gibt und sie angesichts des Klimawandels zur Kühlung des völlig versiegelten Marktplatzes beitragen, sollte man die Linden umpflanzen, woran sich der Investor beteiligen sollte, der ja auch ökologische Gründe für sein Investment vorgibt.
Vielleicht würde diese Baumrettungsaktion nicht nur Lohrs Charakter als „Modellstadt für Artenvielfalt“ guttun, sondern auch Herrn Langs Ambitionen, das „Kompetenzzentrum für kommunalen Biodiversitätsschutz“ nach Lohr zu holen, beflügeln.
Es gäbe sogar, ohne Kompetenzzentrum, ökologische Wege, Blattläuse zu bekämpfen, aber diese sind im Lohrer Rathaus immer noch gänzlich unbekannt, weshalb man dort dringend ein „Bayerisches Kompetenzzentrum Biodiversität“ benötigt, damit aus dem Oberen Marktplatz keine noch monotonere Steinwüste, sondern nach Jahren der landesfinanzierten Projektstelle „Marktplatz der Biologischen Vielfalt“ von Herrn Lang endlich ein sichtbarer Marktplatz der biologischen Vielfalt am Oberen Markt entsteht.
Übrigens ohne Kompetenzzentrum rettete man letztes Jahr in der fränkischen Stadt Gunzenhausen durch eine Umpflanzaktion eine ganze Lindenallee…
Werner Wolf
97816 Lohr