Zum Artikel "Für sachliche Diskussion, gegen Spaltung", der am 21. Juli erschienen ist, erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Der Bundesgasabgeordnete Alexander Hoffmann fordert in seiner Stellungnahme "eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Infrastruktur für unsere Region" und verweist darauf, dass "das Projekt B 26n bereits im Jahr 2003 in den vordringlichen Bedarf des damaligen Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden sei".
Unsere Meinung ist, dass auf Probleme von heute nicht mit Lösungen von gestern geantwortet werden kann. Selbst Ministerpräsident Söder hat erkannt, dass wir mit Klimawandel, Flächenversiegelung und Problemen mit der Trinkwasserversorgung zu kämpfen haben.
Eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Infrastruktur würde bedeuten, dass intelligentere Lösungen für die vorhandenen Verkehrsprobleme gefunden werden müssen. Mehr Waren und Personentransport auf die Schiene, ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr, Ausbau der digitalen Infrastruktur usw. Die Ideen sind bekannt und könnten umgesetzt werden.
Wir bezweifeln, dass die große Mehrheit der Bevölkerung sich auf die Zerstörung der Landschaft, die Eingriffe in die Trinkwasserversorgung und die Belastung in den Jahren der Bauphase freut.
Wenn man den Verkehrsprognosen des Straßenbauamtes folgt, wird sich die Freude über den zunehmenden Ost-West-Transitverkehr (10 000 Fahrzeuge pro Tag) in Grenzen halten. Eine Verlagerung des Verkehrsproblems vom Werntal nach Westen auf die Gemeinden Rechtenbach, Frammersbach und Partenstein mit dem finanziellen Aufwand von 400 Millionen Euro kann nicht als moderne Lösung für den Landkreis MSP "auf dem silbernen Tablett" gesehen werden.
Es ist an der Zeit umzudenken und nach besseren und zeitgemäßeren Lösungen zu suchen. Es sind sicher nicht alle Bewohner des Werntals begeistert von einer B26n – vielmehr wünschen sich die Menschen eine rasche Entlastung, indem der Schwerlastverkehr spürbar reduziert wird. Wenn die LKW-Maut auf den Autobahnen günstiger ist als auf den Bundesstraßen, würde weniger Transitverkehr durchs Werntal fließen. Eine Gewichtsbeschränkung auf den Staats- und Kreisstraßen, sowie die Schiene oder die Wasserstraßen gegenüber der Straße attraktiver zu machen, würde eine weitere Reduzierung mit sich bringen. Hier hätte das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium schon längst handeln können.
Lösungen für die Verkehrsprobleme in Lohr wurden von den Verkehrsplanern (siehe Main-Post-Artikel vom 29. Juni) auch ohne B 26n vorgelegt.
Von einer "insgesamt unverzichtbaren" B26n zu sprechen, ist rückwärtsgewandt und ignoriert die viel dringlicheren Probleme unserer Zeit.
Helga und Norbert Gößmann
97450 Müdesheim