Zum Artikel "Fraktionen wollen Bauplätze zügig vermarkten" vom 28. April erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Manchmal hat man den Eindruck, dass der Stadtrat mehrheitlich aus wohlsituierten, alten und vergesslichen Honoratioren besteht, die selten den Talkessel verlassen. Anders scheint es mir unerklärlich, wie man die Forderung aufstellen kann, Immobilienmakler aus Lohr sollen die heiß begehrten Grundstücke in Sendelbach vermarkten. Vermutlich schauen die Stadträte von Bürgerverein, CSU und FDP weder Nachrichten, noch hören sie Radio, lesen keine Zeitung und sind auch nicht im Internet unterwegs, sodass sie einfach nicht mitbekommen, dass die Baupreise seit Jahren stark steigen.
Vielleicht wissen sie auch nicht, dass es nächstes Jahr für Neubauten eine Solaranlagenpflicht gibt, was Bauherren über 10 000 Euro kostet. Vermutlich haben sie vergessen, dass Lohr für das Einfangen der acht Echsen mehr als 20 000 Euro ausgegeben hat zuzüglich der Fällarbeiten für die „Schneise zur Echsen-Reise in den Süden“, die acht Zauneidechsen nicht überzeugte. Ich weiß nicht, ob zusätzlich noch Hebewerke für den Abwasserbeseitigung finanziert werden müssen, was diskutiert wurde; sicher aber sind Anliegerkosten für den Straßenbau, Kanäle und Leitungen von rund 10 000 Euro fällig.
Maklerprovisionen liegen üblicherweise bei drei Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer von 19 Prozent, was sich dann auf 3,57 Prozent der Kaufsumme für den Käufer und 3,57 Prozent für den Verkäufer addiert, ein hervorragendes Geschäft für den Makler, der so schnell für ein 500-Quadratmeter-Grundstück bei einem Verkaufspreis von 200 Euro/Quadratmeter 6000 Euro verdient mal 39, macht dann 234 000 Euro Bruttoverdienst für etwas, was gesucht ist.
Mein Problem dabei ist nicht der schnelle Maklergewinn, sondern die Zusatzkosten für die Familien, die zusätzlich noch Grunderwerbssteuer von 3500 Euro zahlen und dem Notar 2000 Euro überweisen dürfen. Nicht zu vergessen die Gebühren für die Eintragung im Grundbuch circa 1000 Euro und das Einmessen des Vermessungsamtes für 700 Euro. Wahrscheinlich haben unsere Stadträte Häuser und/oder Geld geerbt und verdienen sechsstellige Jahresgehälter, da muss man sich über solche Summen keine Gedanken machen.
Doch leider gibt es in Lohr auch Durchschnittsverdiener, die sich mit 40 000 Euro Jahreseinkommen trotz Kindern auch den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen. In diesem Falle sind 3500 Euro Maklerkosten schon ein Bruttomonatsverdienst, was die Rückzahlungsdauer weiter verzögert. Bei Baupreisen von über 400 000 Euro wird die Rückzahlung für viele erst nach über 30 Jahren möglich sein. Eigentlich müssten die Stadträte das alles wissen, arbeitet doch sogar eine Stadträtin bei einem Immobilienmakler.
Auch Lohr spart mehr als 100 000 Euro, aber das sind wohl Peanuts für Stadträte, die hunderttausende für leere Dieselbusse und Millionen für ein leeres Parkhaus ausgeben wollen. Vielleicht kommen unsere neoliberalen Volksvertreter ja irgendwann einmal mit Ideen um die Ecke, die das Bauen für Familien mit Kindern bezahlbarer machen wie in Rieneck und Burgsinn.
Werner Wolf
97816 Lohr
Wo stand ihr Name bei der Stadtratswahl? Von außen ist es halt angenehmer zu meckern.