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MARKTHEIDENFELD
Leserforum: Innenstadtläden nicht noch zusätzlich die Existenz erschweren
Zum Artikel: „Die Altstadt blutet aus“ vom 26. Februar:
Redaktion
 |  aktualisiert: 01.03.2013 12:04 Uhr

Die Altstadt Marktheidenfelds blutet aus. Die Verantwortlichen versäumten es, durch einen weitsichtigen Flächennutzungs- und Bebauungsplan die Ansiedlung von Discountern auf der grünen Wiese zu begrenzen. Dem Outlet, das damals Interesse für ein Niederlassen auf Marktheidenfelder Gemarkung zeigte, präsentierte der Stadtrat sofort stolz die rote Karte, um seine Geschäfte in der Innenstadt zu schützen. Das Ergebnis: Das Outlet wurde auf Wertheimer Gemarkung gebaut und schadet in Bettingen genauso unserem Bekleidungs-Einzelhandel, als wäre es in Altfeld errichtet worden. Ärgerlich: Denn die Steuereinnahmen landen nun in der Wertheimer Stadtkasse! Die Autos wurden aus der Marktheidenfelder Altstadt verbannt und damit blieben auch die Kunden aus. Die Geschäftsleute reagierten sofort und beklagten begründet die Umsatzeinbrüche. Die Stadt reagierte unsolidarisch und schob den schwarzen Peter den Ladeninhabern zu: Sie müssten sich nur etwas einfallen lassen, die Kunden wieder in die Altstadt zu locken.

 

Und im Überlebenskampf zogen die Gewerbetreibenden der Altstadt alle Register, aber leider ohne nennenswerten Gesamterfolg. Statt nun zu erkennen, dass es wegen des spezifischen Verbraucherverhaltens angeraten wäre, die Altstadt wieder den Kunden zu öffnen, macht Frau Helga Schmidt-Neder Wahlkampf mit dem Versprechen, die Fußgängerzone noch auszudehnen und das Unwort des Jahres wird „Revitalisierung der Altstadt“. Marktheidenfeld wählt sie zur Bürgermeisterin und das Ausweiten der Fußgängerzone scheitert kläglich unter ihrem Regiment.

 

Da half auch nicht Frau Schmidt-Neders eigenwillige Idee, den Kunden durch die Ladenbetreiber Sackkarren für ihre Einkäufe in der Altstadt zu stellen. Die Altstadt stirbt weiter und ich kann nur jeden Geschäftsinhaber der Innenstadt bewundern, der unter widrigsten Umständen mit aller Kraft versucht zu überleben. Und ich kann auch jeden verstehen, der irgendwann den Kampf aufgibt weil eine konkrete Perspektive und Unterstützung durch die Stadt fehlen.

 

Wenn selbst die neu ernannte „Referentin für Stadtmarketing“, Frau Inge Albert, erklärt „Wir als Stadt sind kein Immobilienbüro“ und sich auch ansonsten nicht als zuständig fühlt, dem massiven Problem unserer Stadt nachhaltig und mit einem tragfähigen Gesamtkonzept – keinen lachhaften „Zwischenlösungen“ wie das Dekorieren der leeren Schaufenster durch Nachbargeschäfte usw. – zu begegnen, dann stellt sich schon die Frage: Wer in aller Welt fühlt sich denn überhaupt einmal verantwortlich, gegen das Ausbluten unserer Innenstadt mutig vorzugehen? Statt unseren Einzelhändlern von hinten durch Ignoranz den Dolch in den Rücken zu rammen, sollten endlich einmal die Bürgermeisterin, ihre Stadtmarketingreferentin (dafür werden Sie im übrigen bezahlt!) und der Stadtrat den Schulterschluss mit den Gewerbetreibenden praktizieren und deren Vorschläge baldmöglichst unterstützen – selbst wenn es im Extremfall die Wiederöffnung der Altstadt für den Verkehr sein sollte – , damit wir künftig hoffentlich wieder eine lebendige Innenstadt bekommen.

 

Es geht doch nicht darum, gegen die Discounter vorzugehen. Sie bestehen und wir Kunden nutzen sie. Es geht darum, den Innenstadtläden durch fehlende Unterstützung – durch uns Verbraucher und das Rathaus – nicht noch zusätzlich die Existenz zu erschweren. Eine Koexistenz beider Einkaufsformen wäre ein realisierbares Ziel.

Dr. Dirk Hartwig

97828 Marktheidenfeld

 
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