Zu diversen Berichterstattungen über das Klinikum Main-Spessart erreichte die Redaktion folgender Leserbrief.
Wer dieser Tage die Berichte rund um das Klinikum Main-Spessart aufmerksam liest und mit gesundem Menschenverstand bewertet, kann wirklich nur den Kopf schütteln.
So wird dem Krankenhaus Marktheidenfeld, dem ehemaligen Stolz des Altlandkreises Marktheidenfeld, dessen lukrative Standbeine man amputiert hat, eine „unbefriedigende Auslastung“ attestiert. Dort hatte bis zu der Schließung von Notaufnahme und Chirurgie ein engagiertes Team wirklich gute Arbeit geleistet und dabei auch Menschenleben gerettet. Heute ist dieses Haus nur noch ein Torso, ein Großteil des medizinischen Geräts abtransportiert. Nun soll der Krankenhausstandort Marktheidenfeld auch noch die Endoskopie verlieren, so die neueste Hiobsbotschaft. Wie sollen unter solchen Bedingungen nennenswerte Einnahmen generiert werden? Was für ein Aberwitz: Die Verantwortlichen für diese Demontage beklagen das daraus resultierende Defizit und reden damit den Standort Marktheidenfeld schlecht. Die Misere ist hausgemacht und der Versuch dieses Ablenkungsmanövers allzu leicht zu durchschauen. Wurde uns vor einem Jahr nicht noch „Großes“ versprochen?
Als „Kostenstellen“, auf die man kräftig defizitär buchen kann, fallen mir spontan neben den Aufwendungen für eben jenen Kahlschlag der Apparatemedizin die Kosten für die Weiterbesoldung des vorzeitig gegangenen Klinikreferenten Dr. Bett ein. Hinzu kommen Ausgaben für die Suche nach seinem Nachfolger. Wie zu lesen war, wurden hierzu externe Berater eingesetzt. Das Ganze ist ja politisch so gewollt. Schade nur um jeden Euro Kreisumlage, der aus Marktheidenfeld abgeflossen ist. Unsere Stadt ist doppelter Verlierer bei diesem Monopoly. Geld weg, Standortfaktor Krankenhaus stark gefährdet.
Doch liebe Leute aufgemerkt! Lasst euch keinen Sand in die Augen streuen und schaut beispielweise mal nach Hardheim. Dort gibt es ein Krankenhaus, das auf Gynäkologie, Innere Medizin und Chirurgie/Orthopädie spezialisiert ist und auch gut angenommen wird. Dabei gibt es in den Bereichen Chirurgie und Innere Medizin sogar eine „Rund-um-die-Uhr-Versorgung“. Das Krankenhaus wurde überregional zum Vorbild für den Erhalt kleinerer Krankenhäuser im ländlichen Raum, so dass die Rhein-Neckar-Zeitung titelte: „Vom Sorgenkind zum Vorzeigehaus“. Es versorgt einen Raum von etwa 25 000 Einwohnern – also durchaus auch eine vergleichbare Größe für das Haus in Marktheidenfeld. Eine echte Erfolgsstory.
Doch was ist der Unterschied zwischen „Badisch Sibirien“ und „Main-Spessart“?
Während dort einst 7036 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses ausreichten, konnten über 10 000 Unterschriften Marktheidenfeld nicht vor der Demontage schützen. In Hardheim gibt es einen engagierten Förderkreis und vor allem einen langjährig tätigen Verwaltungsleiter, dem der Erhalt des Krankenhauses, vor allem auch als Bürger der Gemeinde, eine Herzensangelegenheit ist. Und bei uns?
In Main-Spessart setzte man einst unisono auf den Hoffnungsträger Dr. Bett. Nach dessen Abgang soll es nun ein neuer Klinikleiter richten, der innerhalb von zehn Jahren nunmehr seine dritte Stelle antritt. Berichte über seine Tätigkeit in Görlitz und an der Rhein-Maas-Klinik in Würselen kann man im Internet nachlesen. Ich frage mich ernsthaft, worauf die Zuversicht von FW-Landrat Schiebel und seiner CSU-Vize Sitter beruht, die sich für das neue Zugpferd stark machen und eifrig Vorschusslorbeeren verteilen. Der Wechsel an der Spitze des Klinikums als Signal für Verbesserungen? Wie sagte einst Johann Wolfgang von Goethe so trefflich? „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“
Hans-Adam Stangl
97828 Marktheidenfeld