Zum Leserbrief "Glyphosat und Blumenwiesen" vom 13. August erreichte uns folgende Zuschrift:
Mein Name ist Nadine, ich bin 21 Jahre alt und Landwirtin mit Leib und Seele. Mich hat der Leserbrief von Herrn Friedel sehr schockiert, ich frage mich, warum man einen meiner Berufskollegen öffentlich so angreifen muss und warum man öffentlich Behauptungen aufstellt, die falsch sind.
Wir Landwirte haben alle eine Lehre, ein Studium, Weiterbildungen und und und hinter uns, wir wissen sehr genau, was wir tun, und handeln nach bestem Wissen und Gewissen für und mit der Umwelt! Dies haben wir seit Kindesalter so gelernt und beigebracht bekommen, denn wir alle wissen, dass die Natur unsere Existenzgrundlage darstellt, das muss uns niemand erzählen!
Sie haben die Subventionen angesprochen, uns Bauern wäre es jedoch viel lieber, Sie und der Rest von Deutschland wären einfach bereit mehr Geld für Lebensmittel ausgeben, dann müsste uns der Staat nicht noch finanziell unterstützen, damit sie billige Lebensmittel bekommen!
Außerdem schrieben Sie, die Böden seien einer "permanenten Überdüngung" ausgesetzt, Sie hätten sich auch hier lieber besser informiert, denn es gibt ganz strenge Regeln, die in der Düngeverordnung verankert sind, außerdem muss jeder Landwirt eine Düngebedarfsermittlung aufstellen und regelmäßig Bodenproben ziehen. Auf dieser Grundlage wird exakt berechnet, wie viel man düngen darf.
Die Landwirte machen in Deutschland nur noch weniger als zwei Prozent der Bevölkerung aus, wir müssen ganz Deutschland ernähren, aber seit Jahren gibt es nur Kritik, wir deutschen Landwirte sind am Klimawandel schuld, wir sind alleine schuld an den Nitratwerten im Grundwasser, wir sind alle Tierquäler und haben keine Ahnung von unserem Beruf, langsam reicht's, wir arbeiten Tag und Nacht für Ihre Lebensmittel, die Sie nicht mal mehr richtig schätzen, früher waren die Leute bereit, 60 bis 70 Prozent ihres kompletten Einkommens für Lebensmittel auszugeben, heute sind es meistens nur noch 15 Prozent oder noch weniger. Dies zeigt, wie sehr regionale Lebensmittel vom Bauern nebenan an Wert für Sie verloren haben, aber dafür kann man dann zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen.
Dies trifft natürlich nicht auf alle zu, darum bedanke ich mich hier bei allen, die ihren Bauern nebenan kennen und dort einige Ihrer Lebensmittel kaufen und denen Regionalität und Saisonalität noch wichtig sind!
In Deutschland werden mit Abstand die hochwertigsten und ressourcenschonendsten Lebensmittel produziert und jeder, der diese dann auch regional einkauft, hilft der Umwelt viel mehr, als mit einer Unterschrift beim Volksbegehren! Es muss nicht die Erdbeere aus dem Gewächshaus in Spanien sein, die deutschen Erdbeeren schmecken noch viel besser – Ihnen und der Umwelt!
Dieser Brief liegt mir sehr am Herzen und spiegelt wider, was jeder Landwirt aktuell denkt.
Nadine Kübert
97753 Karlburg