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LOHR
Lesch brachte Licht in die Abgründe der Physik
Harald Lesch und der aus Lohr stammende Maximilian Imgrund (links) erklärten physikalische Zusammenhänge in Wohnzimmeratmosphäre.
Foto: Frank Zagel | Harald Lesch und der aus Lohr stammende Maximilian Imgrund (links) erklärten physikalische Zusammenhänge in Wohnzimmeratmosphäre.
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:51 Uhr

Als „Deutschlands berühmtester Astrophysiker“, wurde Harald Lesch von Moderatorin und Mitinitiatorin Krystyna Kuhn am Sonntag Abend im ausverkauften Pfarrheim St. Michael in Lohr begrüßt. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Studenten und Doktoranden, dem gebürtigen Lohrer Maximilian Imgrund, lud die Kulturinitiative Lohr, mit dem Kulturamt und der Musikschule, zu einer „außergewöhnlichen Lesung“ mit dem bekannten Fernsehmoderator und Buchautor ein.

Humorvoll und verständlich

2013 veröffentlichten Lesch und Imgrund das Buch „Trost der Physik“, aus dessen Kapiteln die beiden unter anderem über die Inhalte der Messbarkeit astronomischer Zahlen abwechselnd vorlasen. Wer den Professor aus seinen Sendungen kennt, weiß, dass er die Abgründe der Physik humorvoll und verständlich erklären kann. So wurde die Lesung über den Physiker Tom, der bereits vor dem Absturz seines Flugzeugs seinem Leben gern ein Ende gesetzt hätte, zu einem humoristischen Ritt durch die Naturphilosophie und Astrophysik.

Lesch und Imgrund, die zwischen zwei alten Wohnzimmerlampen auf einer Couch saßen und damit von Beginn an Wohnzimmeratmosphäre vermittelten, stellten sich eingangs Kuhns humorvollen Fragen: „Kommen Sie immer zu spät?“ Von Lesch kam ein „nein“, worauf ihm Imgrund mit einem „ja“ ins Wort fiel. Ein Würfel ist beiden lieber als ein Kreis oder ein Viereck. Die schlechteste Schulnote? Lesch erinnert sich an eine 5 in Latein, Imgrund an eine 5 in Religion – was bei den Zuhörern und Pfarrer Sven Johannson für Lachen sorgt. Während sich Lesch am meisten über Horst Seehofer wundert, staunt Imgrund über den Radfahrverkehr in München.

Alle Menschen bestehen aus Atomen

Auch während der Lesung verzettelten sich die beiden bestens gelaunten und nahbaren Physiker immer wieder in spontane Erklärungen und Gespräche, die das Publikum über zwei Stunden bestens unterhielten. So stellte Lesch seine Sichtweise der alternativen Wahrheiten eines Landes und eines Präsidenten, die er nicht nennen wollte, dar und erklärte diesbezüglich, dass wir als Menschen verstehen müssen, dass wir alle aus Atomen bestehen. Aus dem Standpunkt des Elementarteilchen-Physikers, so Lesch, „gibt es keinen Unterschied zwischen dem was Sie atmen und dem, was Sie sind“. Zu 92 Prozent bestünde der Mensch aus Sternenstaub. „Auch wenn manche von uns nicht mehr so gut aussehen“, so der Astrophysiker. „Wir sind eben alle gleich.“

Immer wieder mussten Lesch und Imgrund selbst über ihr Buch lachen, was Lesch zu dem Kommentar „außer uns wird sowieso niemand das Geschriebene zu schätzen wissen“ verleitete.

Lesch: Beginnen, langsamer zu werden

Mit den Erkenntnissen, dass „die wichtigsten Dinge in unserem Leben nichts mit Physik zu tun haben“ und, dass „Fragen, die der Geist stellt, mit Methoden, die der Geist entwickelt hat, zusammengeführt werden müssen“, entließen Lesch und Imgrund ihre lange applaudierenden Besucher in den Abend. Lachend gab Lesch den Besuchern noch mit auf den Weg: „Wir sollten beginnen, einfach nur langsamer zu werden.

Riesige Nachfrage, aber Lesung im kleinen Kreis

Für Unstimmigkeiten gesorgt hatte im Vorfeld der Lesung die Vergabe der Eintrittskarten. Harald Lesch war eigentlich zu einer nicht öffentlichen Schulveranstaltung angereist. Da er Doktorvater des gebürtigen Lohrers Maximilian Imgrund ist, hatte Schriftstellerin Krystyna Kuhn zusammen mit der Kulturinitiative Lohr die Idee für eine öffentliche Lesung am Vorabend der Schulveranstaltung. Die Karten waren innerhalb von drei Stunden komplett im Vorverkauf weg – rund zwei Dutzend Besucher standen vergebens an und durften nicht mehr in den Saal, viele weitere saßen vermutlich enttäuscht zu Hause.

„Es war sehr frustrierend, dass wir so viele Absagen erteilen mussten. Das macht wirklich keinen Spaß!“ zeigte Kuhn Verständnis für den Unmut. Sie wünscht sich den Professor noch einmal in einem größeren Rahmen für Lohr. Doch diesmal wollten Lesch und Imgrund laut Kuhn die Veranstaltung in einem kleinen Kreis, was die Anmietung der Stadthalle ausschloss. Hobbyastronom Franjo Delic aus Hausen, der gerade noch einen Platz ergatterte, meinte: „Ich bin der Meinung, dass Harald Lesch Wissen vermitteln will und zwar an alle Interessierte.“ Wie er hoffen viele, dass der bekannte Wissenschaftler noch einmal den Weg nach Lohr zur Lesung findet – am besten zusammen mit Maximilian Imgrund, denn die beiden harmonierten als kongeniales Duo.

 
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