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Obersinn
Leonhard Schäfer stellte sein neues Buch über seine Heimat Obersinn vor
Leonhard Schäfer stellte, flankiert von Rudolf Dill (links) und Bürgermeisterin Lioba Zieres, sein neues Buch 'Die Wikinger von Obersinn und andere Heimatgeschichten' vor.
Foto: Jürgen Gabel | Leonhard Schäfer stellte, flankiert von Rudolf Dill (links) und Bürgermeisterin Lioba Zieres, sein neues Buch "Die Wikinger von Obersinn und andere Heimatgeschichten" vor.
Jürgen Gabel
 |  aktualisiert: 17.09.2023 02:46 Uhr

"Um die Heimat zu verstehen, muss man in sein Dorf zurück." Diese Maxime beschreibt nicht nur die tiefe Bindung Leonhard Schäfers an seinen Geburtsort Obersinn, sie trifft auch auf sein neustes Buch zu. Das 184-seitige Werk "Die Wikinger von Obersinn und andere Heimatgeschichten" wurde zu Schäfers 80. Geburtstag veröffentlicht. Bürgermeisterin Lioba Zieres charakterisierte den in Italien lebenden Autor bei der Buchpräsentation als kreativen und fantasievollen Geschichten- und Geschichtsschreiber, immer mit einem Schalk im Nacken. Etwa ein Drittel stimmt, ein Drittel könnte stimmen und ein Drittel ist erfunden, sagte sie über Schäfers neues Buch.

Gurkenakademie und Wikingerstudien

"Mich hat besonders die Entstehungsgeschichte von Obersinn interessiert: Forschungsarbeit am Institute of Viking studies in Reykjavik und der Gurkenakademie in Gochsheim lieferten eindrucksvolle Beweise", so Schäfer augenzwinkernd. Bei der Gründung Obersinns, der Namensgebung und die Herkunft der Bewohner griff der Autor zu Interpretationen. Was er nicht belegen konnte, wurde "stimmig" gemacht". Schäfer lud Zuhörer und Leser zu einer fantastischen Reise durch 1000 Jahre Obersinner Geschichte ein. "Auf keinen Fall erwartet den Leser eine Dorfchronik."

Der Förderverein Obersinn hatte in Zusammenarbeit mit dem Leo-Weismantel-Arbeitskreis zur Buchpräsentation ins Ensemble des Dorfplatzes geladen, wo ihn Lioba Zieres und Rudolf Dill begrüßten. Schäfer erinnerte in seinem Vortrag an die Wichtigkeit des Dialekts, der zur Kultur des Dorfes gehöre. Schon deshalb trug er die meisten Textpassagen seines Buches im Platt.

Geschichten aus 1000 Jahren

Der erste Teil des Buches erzählt Obersinner Geschichten vom 10. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende des Jahres 2000, die zweite widmet sich spannenden Geschichten aus der Welt des 19. Jahrhunderts. Beide zeigen die Not und Mühsal der einfachen Bevölkerung, und immer wieder den Versuch der Auflehnung und Rebellion gegen die Reichen und Mächtigen.

Der in Obersinn oft vorkommende Nachname Weikinger regte ihn an, die nordischen Wikinger bei der Entwicklung und Geschichte Obersinns eine größere Rolle spielen zu lassen. Sie folgten vom Main einem Flüsschen in Richtung ihrer Heimat. Als der Wasserlauf immer schmaler wurde, lässt Schäfer den Steuermann rufen: "Das macht doch keinen Sinn!" Und schon hatte der Fluss seinen Namen. Ureinwohner feierten mit den Gästen, den Weikingers und aßen von dem krummen, kümmerichen Gemüse, das diese mitgebracht hatten. Es schmeckte später sogar dem Fuldaer Fürstabt derart, dass er das Wikinger-Dorf künftig Kümmerling nannte.

Modezar und Obersinner Model

Leonhard Schäfer lässt in seinem Buch später immer wieder historische Orts- und Kulturgrößen auftreten wie den scharfen Richter von Orb, den Bohnenkaspar, den Gerichtssekretär Otto Bickert, den langen Fischer oder "die Ötz", die eine seltsame lila Blume mitbrachten. Dem Schriftsteller Leo Weismantel widmet Schäfer die Hommage "Nur in Obersinn kann ich frei atmen", er beschäftigt sich aber auch mit der jüdische Gemeinde im benachbarten Mittelsinn, mit der NS-Zeit und ihren Mitläufern, oder mit einem Obersinner, der das Dorf in den 1990er Jahren stolz gemacht hatte, weil er es dank der Bekanntschaft mit einem Modezar geschafft hatte, auf die Titelseite eines bekannten Münchener Magazins zu kommen.

Abschließend lobte Lioba Zieres Schäfers "Heimatgefühle für Obersinn". Rudolf Dill lud zur Sonderausstellung in das Leo-Weismantel-Museum über die schriftlichen Arbeiten von Obersinnern über Obersinn ein.

Zur Person

Leonhard Schäfer wurde 1943 in der Schulgasse in Obersinn geboren, verließ jedoch als 20-Jähriger die Sinngrundgemeinde wegen seines Studiums. Seit 44 Jahren lebt er in der Toskana. Schäfer studierte Rechtswissenschaften in Würzburg, Kiel und Wien, promovierte in Arbeitsrecht und arbeitete für die Firma Siemens. Mit seiner italienischen Frau kam er nach Mailand und war ab 1987 freiberuflicher Managementconsultant. Nebenher widmete er sich bis vor kurzem als Hobby dem Wein- und Olivenanbau.
Nach der beruflichen Veröffentlichung von Fachartikeln begann Schäfer im Ruhestand mit der Übersetzung von Werken über den deutschen Anarchismus und veröffentlichte mehrere Bücher in italienischer Sprache.
Seinem Heimatort blieb er immer verbunden, verbrachte in Obersinn mit seinem Sohn die Sommerferien. Seit zehn Jahren beschäftigt sich Schäfer mit der Obersinner Geschichte und mit dem aus Obersinn stammenden Schriftsteller Leo Weismantel, veröffentlichte mehrere Artikel über ihn und wirkte bei der Konzeption des Leo-Weismantel-Museums mit. Schäfer hielt 2019 auch die Rede zur Eröffnung des Museums. Zu seinem 80. Geburtstag legte er ein neues Buch vor, "Die Wikinger von Obersinn und andere Heimatgeschichten".
Quelle: jg
 
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