Bleibende Erinnerungen haben die Schüler der Offenen Ganztagesschule von der Fahrt ins Kaunertal mit nach Hause genommen. „Können wir vielleicht noch etwas länger bleiben“, „Durch den Stollen würden wir gerne nochmal laufen“, solche und ähnliche Aussagen waren von den Leo-Weismantel-Schülern bei den Gemeinschaftstagen im Kaunertal in Tirol zu hören.
Im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums, das die OGS (Offene Ganztagesschule) am Anfang des Schuljahres gefeiert hatte, wollte das Pädagogische Team unter Leitung von Sozialpädagogin Karin Höhn den Schülern besondere Erfahrungen vermitteln. Schnell kam die Idee von Projektbegleiter Uwe Breitenbach, einige Tage auf einer Berghütte auf 1600 Metern Höhe im Kaunertal zu verbringen und mit den Schülern die alpine Bergwelt zu erkunden. Kinderpflegerin Jutta Goldbach und Erzieherin Susanne Schmitt waren gleich Feuer und Flamme und auch Schulleiter Burkard Betz begrüßte und unterstützte das Vorhaben.
Auf große Reise
Bevor es auf die große Reise ging, mussten jedoch noch einige Hürden überwunden werden. So galt es mit der Sparkasse Mainfranken und der Raiffeisenbank Main-Spessart Sponsoren zu finden, die die Kosten der Maßnahme auf ein für die Eltern der Schüler erträgliches Maß senkten. Zudem mussten die Eltern informiert werden, Personal- bzw. Kinderausweise zu beantragen sowie für Wanderschuhe, Schlafsack und die entsprechende Wanderausrüstung zu sorgen.
Natürlich galt es auch Ängste und Unsicherheiten der Schüler auszuräumen, da die meisten doch zum ersten Mal so lange und auch so weit weg von zu Hause übernachteten. Auch die Ungewissheit, was da auf sie zukommt, da sich die meisten unter Alpen und Berghütte keine konkreten Vorstellungen machen konnten, war für viele der Schüler ein doch nicht zu unterschätzendes Problem.
Überwältigt von grandiosen Ausblicken
Umso mehr freuten sich die pädagogischen Mitarbeiter des Modo-clubs, als am vergangenen Montag dann doch fast alle Schüler mit Ausnahme der Entlassschüler, die in dieser Woche noch die Prüfung zum Mittelschulabschluss ablegten, in den gecharterten Kleinbussen saßen und die Fahrt beginnen konnte.
Überwältigt waren die Schüler der 5. bis 8. Klasse dann über die grandiosen Ausblicke bei der Auffahrt über ein schmales Schottersträßchen zur Berghütte. Bei der ersten Wanderung galt es die Anstrengungsbereitschaft der Modoclubschüler zu fordern, da doch immerhin rund 400 Höhenmeter bewältigt werden musste. Bei sonnigem Wetter wurde entlang dem Kaunertaler Wasserweg gewandert und dann mit der Taschenlampe ein 1000 Meter langer Wasserstollen im Berg durchquert, der in Trockenzeiten zur Bewässerung der Almwiesen dient. Pausen wurden dabei an der Gallrut- und Falkaunsalm eingelegt.
Das Thema Wasser und Wasserkraft stand auch am dritten Tag im Mittelpunkt, als zunächst das Wasserkraftwerk in Prutz besichtigt wurde und dabei die Zusammenhänge von Wasser, Gepatschstausee und Energiewende verdeutlicht wurde. Bei der anschließenden Fahrt zur Staumauer und zum Gletscher zeigten sich die Schüler tief beeindruckt von den gewaltigen Dimensionen und konnten das Eis in der begehbaren Gletscherspalte auch erspüren. Bei herrlich sonnigem Wetter genossen die Schüler dann die freie Zeit auf dem Gletscherplateau, bevor bei der Talfahrt dann sogar noch ein Murmeltier aus nächster Nähe beobachtet werden konnte.
Gelungene Überraschung
Eine gelungene Überraschung erlebten die Jugendlichen am vorletzten Tag ihres Aufenthaltes. Zunächst war wieder Anstrengung und Durchhaltevermögen gefordert, als beim Aufstieg von Fendels bis zum Sattelboden rund 450 Höhenmeter überwunden werden mussten. Trotz einsetzenden Regens tobten sich die Schüler dann an den Trampolinen und der Spielwiese mit Wassererlebnisspielen aus, bevor Projektbegleiter Uwe Breitenbach ihnen die Überraschung, nämlich die Talfahrt mit den Mountain-Karts, eröffnete. Ausgestattet mit Schutzhelmen und dreirädrigen Gefährten mit starken Scheibenbremsen ging dann die Fahrt auf dem Forstweg ins Tal.
Eingeteilt in drei Geschwindigkeitskategorien konnte so jeder seinen Fähigkeiten entsprechend fahren. „Können wir gleich noch mal fahren“ oder „das war das Beste der ganzen Woche“, so zeigten die Schüler ihre Begeisterung.
Neben dem Hüttenleben mit Selbstversorgung und den Mahlzeiten auf der Holzterrasse mit Blick über das ganze Tal bis zum Gletscher, besuchten die Schüler auch jeden Abend die gleich neben dem Haus gelegene Kapelle von Oberfalpetan, um für die Erlebnisse des Tages zu danken.
„Es ist uns wichtig, den Schülern bleibende Erfahrungen und Erlebnisse zu vermitteln, die so in deren Alltag zwischen Handy, Fernseher und Computer oft keinen Platz haben“, so resümiert die pädagogische Leiterin Karin Höhn die Tage. „Besondere Beachtung lege ich dabei auf die Wertschätzung von Natur und Schöpfung“ ergänzt Religionspädagoge Uwe Breitenbach.