»Wir sind sehr bewegt, wir leben«, hat Cornelia Krug-Stührenberg in Anlehnung an Arthur Schopenhauers Satz »Leben ist Bewegung« am Samstag in der Alten Turnhalle festgestellt. Dort eröffnete die Künstlergruppe Spess-Art ihre 31. Jahresausstellung, die den Titel »unterwegs« trägt. Die Vernissage war mit über 100 Anwesenden sehr gut besucht.
Die Alte Turnhalle habe sich in eine »Ausstellungshalle mit wunderbaren Kunstwerken« verwandelt, erklärte Bürgermeister Mario Paul. Unterwegs zu sein bedeute, dass man sich auf den Weg machen, also den alten Standort und womöglich die »Komfortzone« verlassen müsse. Nach den Worten des Lohrer Rathauschefs kann man unterwegs viele Begegnungen machen und ist vor Überraschungen nicht gefeit.
Werner Kiesel (Aschaffenburg) sorgte am Klavier nicht nur für den musikalischen Rahmen der Vernissage, er übernahm auch die Einführung in die Ausstellung. Auf Reisen hoffe der Mensch darauf, dass hinter der nächsten Kuppe oder am nächsten Tag etwas auf ihn warte, »was er zum Torso des eigenen Lebens hinzufügen kann«. Eine Reise könne aber auch ein Weg nach innen sein.
Schmerzhafte Suche
Das sieht man laut Kiesel an den Installationen von Hartwig Kolb. Mit ihnen erzähle der Steinbacher von der »letzten großen Reise bis zum Tod«. Kolbs Bilder dokumentierten eine schmerzhafte Suche.
Die Skulpturen und Reliefs von Bettina Seitz greifen nach Kiesels Worten Mythen und Legenden Irlands auf, die die Zeiten überdauert haben. Die keltische Gottheit Brigid, aus der im Christentum die Heilige Brigid geworden sei, fordere dazu auf, Friedensstifter zu sein und die Güter der Erde zu teilen.
Die Werke des Bildhauers und Gastkünstlers Christian Rudolph aus Irsee im Allgäu bestechen laut Kiesel durch ihre Klarheit in der Linienführung und fantasievolle Formen, so Kiesel. Die langen, exakten Schweißnähte der Hohlkörper aus Metall sorgten für Staunen.
Die Malerin Cornelia Krug-Stührenberg wagt nach Kiesels Worten wegen des Themas ein Experiment: Zum ersten Mal stelle sie fertige und unfertige Arbeiten aus, die in einem langen Prozess entstünden. Die Künstlerin sei sozusagen »in ihren Bildern unterwegs«.
Die Rauminstallationen des Partensteiner Objektkünstlers Udo Breitenbach werfen, so Kiesel, einen ironischen Blick auf neue Technologien und transformierten bekannte Objekte. So werde aus einer Krippe der Schauplatz einer Entführung des Christuskinds durch Donald Trump als »Präventionsmaßnahme gegen den humanistischen Terrorismus«.
Riesenschiffe in Venedig
Roland Schaller stelle sich dem Thema »unterwegs« in verschiedenen Sichtweisen. In »Serenissima« zeige er das Missverhältnis zwischen riesigen Kreuzfahrtschiffen und der fragilen Stadt Venedig. In »Irrwege« bewegten sich Menschen orientierungslos in einem Labyrinth aus bekannten Symbolen wie Euro- und Dollarzeichen und Hakenkreuz.
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. November zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr.