"Das war wieder einmal ein wirklich schöner Abend", schwärmte eine Besucherin und der Hauptorganisator Markus Buberl meinte vor Beginn der Veranstaltung: "Die Situation ist tatsächlich total verrückt!" Beide Aussagen beschreiben perfekt, was sich am Samstagabend auf der Karlstadter Marktstraße passend zusammen brachten.
Als Antwort auf das ausgefallene Konzert "Umsonst und Draußen" gab es die Variante "Drinnen & Draußen. Der Versuch Buberls und seiner künstlerischen Mitstreiter, trotz der Corona-Krise wieder Kultur in die Stadt zu bringen, erwies sich in jeder Hinsicht als voller Erfolg.
Total verrückt waren natürlich die äußeren Umstände: Zufällig vorbeikommende Passanten sahen vor dem "Männerrevier" des Modehauses Koch, dem Fotoatelier Müller und dem Schmuckgeschäft "Blickwinkel" Menschen in eingezäunten Bereichen auf Stühlen sitzen, mit Kopfhörern über den Ohren begeistert lauschend. In den Schaufenstern boten sich noch nie dagewesene "Auslagen". Leute, die offensichtlich etwas erzählten, musizierten oder sangen.
Verbindung zwischen Künstler und Publikum – trotz Glasscheibe
Möglich, dass manche zuvor einige Vorbehalte hatten gegen diese Art von Präsentation. Wie soll da eine Kommunikation von Künstlern und Zuschauern entstehen, welche Rückmeldung können die hinter den Schaufenstern von den Gästen davor bekommen?
Aber ganz schnell schien diese gläserne Barriere überwunden und Conny Morath vom Duo "famos" war am Ende ihrer dreiteiligen Vorstellungsrunde restlos begeistert. Dass der Swing, den sie mit ihrem Partner Stephan Schmitt über Kopfhörer durch die Scheiben schickte, drüben auch wirklich ankam, konnten sie nicht nur über einen akustischen Monitor hören, vielmehr sahen sie deutlich anhand von Mimik und Gestik, dass auf diesem wirklich ungewöhnlichen Weg eine echte Verbindung entstanden war.
Zugaben gefordert
Nicht anders war es dem Geschichtenerzähler Martin Hanns aus Würzburg und dem Duo "Bassion" mit Birgit Süß und Klaus Ratzek ergangen. Während für die von Hanns brillant vorgetragene märchenhafte irische Geschichte eine Zugabe kaum möglich war, forderten die Besucher auf der Hauptstraße nachdrücklich Zugaben von den Gesangsgruppen. Eine Zuhörerin war von der Gruppe "famos" gar so entzückt, dass sie sich per Knopfdruck in den anderen Kanal einklinkte und sich das Programm nochmals anhörte.
Die drei Kurzprogramme waren in der Tat eine gute Idee, sie brachten einerseits eine gewisse Rhythmisierung, ermöglichten andererseits mehreren Künstlern, den Abend mitzugestalten und vermieden – Corona-gerecht – auf der Seite der Zuhörer unnötige Ansammlungen. Sehr schön war auch die äußere Gestaltung der Medientechnik und die perfekte Organisation durch die Helfer der Stadtverwaltung und des Bauhofs.