Es war 1998, als die Partensteinerin Britta Diettrich in den Flieger nach Portland im US-Bundesstaat Oregon stieg, um in der drittgrößten Stadt der Region Pazifischer Westen an einem zweimonatigen Travel-und-Work-Programm teilzunehmen. „Ich wollte meine Englischkenntnisse verbessern und das Programm im Northwest Portland International Hostel hat mich angesprochen.“ Der Amerikaner Jim Kennett hatte das Haus in dem Jahr neu eröffnet. Dass vier Jahre später genau an diesem Ort ihr Zuhause sein würde, hatte die heute 37-Jährige nicht geahnt.
„Damals hatte ich keine Auswanderungspläne“, sagt sie. Abenteuerlust habe sie verspürt. Hinter ihr lagen ihr Abitur und sechs Monate Aufenthalt in Südafrika. Danach war sie quer durch europäische Länder gereist. Sie kam nach Deutschland zurück, absolvierte ihr BWL-Studium in Halle an der Saale und integrierte ein Auslandsstudium in Minneapolis im US-Staat Minnesota. 2002 schaute sie „nur zu Besuch“ noch einmal im Hostel in Portland vorbei – und blieb aus Liebe. „Um mich war es einfach geschehen“, sagt sie.
Im Jahr darauf heirateten sie und Jim Kennett, 2009 kam ihre Tochter Maja zur Welt. Zusammen mit ihrem Mann leitet Britta Diettrich als General Manager das in historischen Gebäuden situierte Unternehmen. Pro Jahr kommen Gäste aus 35 bis 40 Ländern. „Die meisten sind aus Kanada, Australien, Japan, England und Deutschland“, erzählt sie.
Leben im Hostel
Während der Sommermonate zeigt ein Schild im „Secret Garden“ des Hostels, dass hier eine Deutsche lebt. „Original German Bratwurst“ steht darauf. Es ist ein Geschenk von Brittas Vater Helmut. Zurzeit vergrößern sie und ihr Mann ihr Unternehmen um ein Hostel-Partnerprogramm in Miami Beach.
Zusätzlich haben sie ein 20 Hektar großes Grundstück am Mount Hood erworben, auf dem sie zwei Häuser renovieren. Auf der „Zigzag Mountain Farm“ mit Biogarten können Studenten das Gärtnern lernen, auch sollen dort künftig kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Britta Diettrich nennt Portland „meine zweite Heimat.“ Dort lebe sie gerne. „Doch meine erste und wirkliche Heimat ist Partenstein und Lohr; da bin ich aufgewachsen.“
Zum letzten Mal war sie mit Mann und Tochter an Weihnachten hier. Wenn Ende Juli ihr zweites Kind zur Welt kommt, wird ihre Mutter Helga in Portland sein. In Oregon genießt die Naturliebhaberin die faszinierende Landschaft entlang der Küste und dem Columbia River mit seinen Wasserfällen. Im Winter zieht es sie zum Skifahren an den Mount Hood.
Entspannt und grün
Portland sei eine sehr grüne Stadt mit entspannten Menschen. „Im Sommer finden in den vielen Parks Konzerte statt und in den Straßen und kleinen Cafés draußen herrschen Lebensfreude.“ Dennoch unterscheide sich die Geselligkeit von der in Deutschland. „Sich einfach auf einen Kaffee zu verabreden oder abends zusammen sitzen zu bleiben gibt es hier nicht.“
Heimweh? „Ja, manchmal beschleicht es mich“, gesteht sie. „Kürzlich zu Ostern zum Beispiel.“ Mit ihrer Familie pflegt sie deutsche Traditionen. Auch habe sie aus Deutschland jede Menge Rezepte mitgenommen. „Favorit meines Mannes und meiner Tochter sind Käsespätzle.“
Zum Thema Auswandern sagt Britta Diettrich: „Das ist ein Schritt ins nicht ganz Gewisse.“ Er erfordere Mut, Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft, sein Leben in die Hand zu nehmen.
Doch bereichere und erweitere das auch den Horizont. „Man sieht die Menschen und Kultur seines Heimatlandes wie die des Gastlandes mit anderen Augen, vergleicht sie in ihrem Anderssein und lernt, beide wertzuschätzen.“