Einbauküche, Marmorbad, Designermöbel und viel Platz – darauf legt das naturbewusste Ehepaar Bathon aus Partenstein keinen Wert. Sie haben sich in Eigenleistung auf ihrem Grundstück in der Reichengrundstraße aus 200 Strohballen eine gemütliche Wohnfläche auf bescheidenen zwölf Quadratmetern geschaffen. Ihr „normales“ Haus nebenan haben sie vermietet. Vor genau einem Jahr sind sie in das Strohhaus gezogen. Bereut haben sie diesen Schritt nie.
Hubert Bathon baute das Haus aus Stroh in Eigenregie. Ob er es wieder tun würde? „Ja, aber größer“, so sein Fazit. Eigentlich wollten die Bathons sich nur einen gesunden Schlafraum schaffen. Dieser befindet sich nun im „Obergeschoss“ des Strohhauses, ihr Bett erreichen die beiden über eine Leiter. Unten ist ein kleiner, aber sehr gemütlicher Wohnraum, der mit einem Holzofen geheizt wird. Die „Küche“ der Bathons besteht lediglich aus einem Hotspot, auf dem sie kochen oder Wasser erhitzen können. Da sich die beiden ausschließlich von Rohkost ernähren, reicht die bescheidene Kochstelle vollkommen aus. Einen Elektroherd haben sie zwar auch – im Keller des Hausen nebenan – benutzt wird er aber nur im Notfall.
Statt der üblichen sanitären Einrichtungen haben die Bathons eine Komposttoilette, geduscht wird im nahe gelegenen Wald. Betrieben wird die Dusche mit einer Zwölf-Volt-Pumpe, die durch eine Solaranlage gespeist wird. Bei den winterlichen Temperaturen benutzt aber auch das naturbewusste Ehepaar lieber ein übliches Badezimmer. Das Strohhaus sahen beiden eigentlich als Experiment, bei dem sie ihre Bedürfnisse aufs Wesentliche beschränken. Außerdem wollten sie lernen, mit den gestellten Bedingungen zu leben und ihre eigene Flexibilität auszutesten.
„Wir wollten versuchen, den Energieverbrauch in allen Bereichen zu reduzieren, ohne die Lebensqualität einzuschränken“, so der 51-jährige Hubert Bathon. Im Winter jedoch, gesteht er, sei der Wohnraum im Strohhaus zu klein. „Die Beziehung wird auf so engem Raum auf die Probe gestellt“, geben beide zu. Über die Wintermonate können sie deshalb zeitweise eine „Auszeit“ nehmen und die Wohnung eines Freundes nutzen.
Denn, „wenn man etwas arbeiten will, egal, ob am Laptop oder etwas, wozu man etwas Platz braucht, ist es hier einfach zu eng“, sagt Bathon. Auch Freunde können sie nur bedingt einladen. Im Sommer ist das natürlich anders, da können sie sich draußen aufhalten. Das ist ihnen ohnehin am liebsten. Trotz aller Einschränkungen lebt Christine Bathon „gerne hier und unser erstes Jahr im Strohhaus war ein gutes Jahr“. Ihr Projekt bezeichnen beide als vollen Erfolg.
Neben der Größe der Wohnfläche würde der Bauherr mit seinem jetzigen Wissen aber dennoch einiges anders machen. Das Haus wird beispielsweise hauptsächlich durch eine Solaranlage mit Strom versorgt. Im Winter reicht diese jedoch nicht ganz aus und die Bathons müssen auf normalen Strom, den Hubert Bathon zur Sicherheit auch verlegt hat, umsteigen.
„Eine Solaranlage dieser Größenordnung war zum Ausprobieren in Ordnung, aber jetzt würde ich mir das Geld sparen und stattdessen einen Ökostromanbieter nutzen“, erklärt der 51-Jährige. Die Kondensbildung an den Wänden verlief bei ihrem Naturhaus dagegen bisher ohne Probleme –die „Hintergrundlüftung“ aus Lehm wirke regulierend. Seit ihrem Einzug im Januar 2009 haben die Bathons gelernt, auf scheinbar selbstverständlichen Luxus zu verzichten. Statt Serien und Nachrichten auf dem Fernseher, schauen sie zum Beispiel DVDs auf dem Laptop.
Aber auf ein paar Dinge möchten sie dennoch nicht verzichten: Beide nicht auf ihre Bücher und Christine nicht auf ihre Musik. Deshalb haben sich die beiden ihre ganz private „Bibliothek“ mit „Musikzimmer“ eingerichtet – natürlich nicht irgendwo, sondern in einem kleinen Gartenhäuschen.