
Klimpernd fallen Münzen auf den Boden. Nacheinander werfen Schausteller und Besucher Kleingeld in den Verkaufswagen von „Messner Gewürze“, der schon vollständig bestückt auf dem Laurenzi-Markt in Marktheidenfeld steht. Zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens hat sich Inhaber Rolf Baumeister einen neuen Verkaufswagen „gegönnt“.
Jetzt, zum Beginn der Laurenzi-Messe , war es an der Zeit, das Fahrzeug offiziell in Betrieb zu nehmen. Und wie es die Tradition unter den Schaustellern will, kamen viele Kollegen zur Segnung und dem anschließenden Umtrunk – im Gepäck hatten sie jede Menge Münzen. „Das ist das erste Geld, das in den Wagen kommt“, erklärte Harald Michalke, Messebeauftragter der Stadt Marktheidenfeld.
Jahrzehntelange Tradition in Marktheidenfeld
„Es wird dort, auf dem Fußboden des Wagens, bis zum Abend liegen bleiben“, sagte er. Erst dann durfte es Baumeister mit den Fingern aufklauben; aber auf keinen Fall mit dem Besen zusammenkehren, so der Aberglaube. Die Münzen wurden in ein Glas gefüllt, das für immer im Wagen verbleiben soll. „Das bringt Glück und gute Geschäfte“, wünschte Michalke.
Das neue Fahrzeug ist kunstvoll bemalt mit Gewürzen und Kräutern, die hier verkauft werden: Portionsschaufeln mit Paprikapulver, schwarzem Pfeffer und Currygewürz. Daneben eine Knoblauchknolle, grüne Rosmarinzweige, Zimtstangen und Anissterne. Tatsächlich werden nur Chilischoten und Knoblauch lose verkauft, nicht aber die gemahlenen Gewürze. Alles andere, von „A“ wie Americo-Steakgewürz bis hin zu „Z“ wie getrocknete Zwiebeln, liegt fein säuberlich verpackt und sortiert in der Auslage.
Gewürze, Tee und Kräuter
Seit 50 Jahren ist der Verkaufsstand „Messner Gewürze“, der auch Tee und Kräuter im Angebot hat, auf der Laurenzi-Messe zu finden. Das Marktheidenfelder Ehepaar Gudrun und Harry Messner handelte anfangs mit Spielwaren und Süßigkeiten, ab 1967 verkauften sie auch Gewürze, die sie von Reisen aus fernen Ländern mitgebracht hatten. 2002 übernahm Rolf Baumeister das Geschäft.
Der neue Wagen wurde von Marko Pfaff, einer Firma für Spezialfahrzeugbau in Buchheim bei Leipzig, gefertigt. Der Verkaufsstand im Stil einer rustikalen Hütte kostete auch so viel wie eine Eigentumswohnung in guter Lage, verriet Geschäftsführer Werner Baumeister.
Hydraulik auf und LED unter dem Dach
Das Fahrzeug ist neun Meter lang und 2,55 Meter breit. Ausgestattet mit modernster Technik ist der Messner-Stand hydraulisch bewegbar und sogar der Schriftzug auf dem Dach kann ausgefahren werden.
Die Stromkosten werden sich zukünftig nur noch auf die Hälfte belaufen, schätzte Baumeister. Denn die LED-Lampen verbrauchen viel weniger Energie als die Leuchten im alten Wagen. Den hat Rolf Baumeister übrigens an einen befreundeten Schausteller verkauft, der ihn zu einer Mandelbrennerei umfunktionieren wird: „Der Wagen taugt nicht mehr für lange Strecken und wird in Zukunft nur noch um Freiburg eingesetzt.“
Vom Inhaber geführt
„Ich hoffe, dass der Markt auch in den nächsten 20 Jahren, bis zum Ende meines Berufslebens, so gut floriert“, sagte Werner Baumeister, der auch Sprecher der Marktkaufleute ist. Er betonte, dass es ein großer Vorteil sei, dass die meisten der Verkaufsstände inhabergeführt sind. So könne die Kundschaft bestens beraten werden und die Qualität der Ware stimme.
„Es ist eine gute Tradition, dass neue Geschäfte unter den Segen Gottes gestellt werden“, sagte Martin Fuchs. Er war lange Jahre Circus- und Schausteller-Seelsorger. Auch wenn er seit drei Jahren wieder als Pfarrer im Bistum Eichstätt wirkt, komme er gerne zu derartigen Anlässen auf die nordbayerischen Volksfeste.
Nach dem Segnen des Fahrzeugs sagte er: „Oftmals vergessen die Menschen, dass die Volksfeste aus kirchlichen Feiertagen entstanden.“ Umso mehr freute er sich, dass am 10. August, dem Gedenktag des Heiligen Laurentius, der Namensgeber für die Laurenzi-Messe ist, der neue Wagen in seinen Dienst gestellt wird.
Die Würze der Laurenzi-Messe
Fuchs bezeichnete die kleinen Freuden und Glücksmomente des Lebens als Gewürze, die das Leben schmackhaft machen. „Die Gewürze schaffen Lebensfreude. Dafür steht dieses Geschäft mit seiner 50-jährigen Tradition“, sagte er.
Messner-Geschäftsführer Werner Baumeister begrüßte auch Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder, Messeorganisator Harald Michalke und Marktmeister Stefan Halm von der Stadt Marktheidenfeld. Schmidt-Neder fand den Gewürzstand inmitten der anderen Verkaufswagen, weil sie „immer der Nase nach“ ging, sagte sie.
Sie freute sich, dass auch Gudrun und Harry Messner, die Geschäftsgründer, zur Segnungsfeier gekommen waren. „Viele Besucher kommen ganz bewusst wegen der Gewürze an diesen Stand auf die Messe“, sagte sie. Und sie fügte, in Anspielung auf die Worte von Martin Fuchs, hinzu: „Die Messe ist die Würze für Marktheidenfeld.“