
Seit Mitte März müssen Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde des Landratsamts Main-Spessart, wenn sie Baustellen besuchen, offenbar GPS-Ortungsgeräte um den Hals tragen. Rund 20 Angestellte sollen betroffen sein. Die Geräte müssten während der Arbeit eingeschaltet bleiben und abends im Landratsamt in Karlstadt abgegeben werden, wo sie ausgelesen werden können. Das erzählen Betroffene, die darüber alles andere als glücklich sind. "Das sind Handschellen, die man uns anlegt", sagt etwa ein Behördenmitarbeiter.
Durch die Möglichkeit, genau nachzuvollziehen, wo sich Mitarbeiter wann und wie lange aufgehalten haben, soll angeblich verhindert werden, dass sie während der Arbeitszeit zum Beispiel mal eben schnell nebenher einkaufen, ist von Betroffenen zu hören. Privathandys dürfen sie im Dienst angeblich nicht mehr verwenden. Das Landratsamt teilt auf eine Anfrage dieser Redaktion zu dem Thema mit: "Leider können wir Ihnen zu innerbetrieblichen Abläufen keine Auskunft geben."
Geräte sollen auch in der Pause eingeschaltet bleiben
Von einem regelrechten "Tribunal" und einer Standpauke von Vorgesetzten der Bau-, Rechts- und Personalabteilung im Dezember erzählen Betroffene. Ein Thema seien private Erledigungen während der Dienstzeit gewesen. Vor allem die neuen Chefs, so heißt es, wollten wohl ein Exempel statuieren, obwohl es keine Auswüchse in irgendeiner Form gegeben habe. Danach habe es Versetzungen gegeben und die GPS-Tracker seien eingeführt worden – mit Zustimmung des Personalrats, sagen Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde. Die Geräte sollen nach Wunsch der Vorgesetzten auch in der Pause angeschaltet bleiben.
Das Arbeitsklima sei seitdem schlecht und keiner wolle mehr in den Außendienst und sich überwachen lassen. Denn natürlich müssten sich Außendienstmitarbeiter auch einmal eine Brotzeit kaufen oder in Supermärkten oder bei Bäckern auf die Toilette – sich dafür jedes Mal rechtfertigen zu müssen, schrecke ab, sagt ein Mitarbeiter. Bislang genießt die Bauaufsichtsbehörde am Landratsamt einen guten Ruf, wie Architekten bestätigen, sie arbeite schnell und unbürokratisch. Das stehe jetzt auf dem Spiel, sagen Betroffene. Man überlege, sich etwa beim bayerischen Datenschutzbeauftragten Prof. Thomas Petri zu beschweren.
Thomas Petri: Es darf kein "permanenter Überwachungsdruck" entstehen
Auf Anfrage dieser Redaktion teilt Petri mit, von dem Fall habe er noch nichts gehört. Ein Einsatz solcher Ortungssysteme könne aber nur unter strengen Voraussetzungen rechtmäßig sein. So dürfe ein Dienstherr bei seinen Beschäftigten keinen "permanenten Überwachungsdruck" aufbauen.
Zumindest aus Sicht der Betroffenen ist aber genau das jetzt gegeben. "Eine Dauerüberwachung wäre datenschutzrechtlich unzulässig", sagt Petri. Jedoch sei nicht jede Ortung von Beschäftigten per se verboten. Legitime Interessen wären beispielsweise die Koordinierung von Betriebsabläufen bei Außendiensten oder auch der Schutz von hochwertigen Fahrzeugen.
Das Landratsamt Main-Spessart setzt nach Kenntnis dieser Redaktion schon seit Jahren GPS-Ortungsgeräte in Fahrzeugen ein - etwa beim Winterdienst. Dies dient wohl vor allem der Dokumentation, dass an einer bestimmten Stelle geräumt oder gestreut wurde. Beschwerden darüber sind der Redaktion nicht bekannt.
Aber ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was der CSU-geführte Freistaat Bayern unter Markus Söder für uns Bürger noch für Überraschungen bereit hält, um Macht und Stärke zu zeigen. In diesem Fall natürlich auf CSU-geführter Landkreisebene.
Wir könnten ja auch Corona-Positiven oder Menschen unter Quarantäne so einen Sender verpassen. Wo ist da eigentlich der Unterschied zur elektronischen Fußfessel für Straftäter?
Unglaublich, dass so eine Anordnung von einer Landrätin verantwortet wird, die aus dem sozialen Bereich kommt. Christlich-Sozial - ach ja?
Sippenhaft gab es früher mal. Heute sollte man doch in der Lage sein, Dinge differenziert zu betrachten und entsprechend zu handeln.
Der Artikel wäre sicher auch bundesweit von Interesse, um den Wählern das wahre Gesicht einer politisch geführten, bayerischen Behörde zu zeigen.
Natürlich müssen Mitarbeiter ordnungsgemäß ihren Dienst leisten, aber wie schon gelesen gibt es genug andere Mittel für Sanktionen. Die Überwachung wäre Generalverdacht. Man sollte seine Mitarbeiter motivieren und dazu bringen sich für Ihr Unternehmen zu engagieren. So gelingt dies sicher nicht. Sollte es also so stimmen, dann sind Anordnende und Personalrat eine Fehlbesetzung.
Mitarbeiter sind keine Sklaven!
Wenn eine Führungskraft nicht in der Lage ist, seine Mitarbeiter zu motivieren, zeigen sie sich als unfähig und müssen sich eine andere Arbeit suchen.
Dass das im öffentlichen Dienst passiert ist ein Skandal.
Da haben wohl einige noch Träume vom Obrigkeitsstaat. Ü
Der Landkreis MSP hat seit heute ein Gschmäckle. Böblingen sollte sein Kfz-Kennz. BB zur Verfügung stellen
Das ist erst der Anfang! Die ganze Welt steuert sehenden Auges, wenn sie nicht zur Vernunft kommt, in eine Orwellsche Diktatur ohne gleichen. Politik ist schnelllebig, Demokratien sind zerbrechlich, wie wir gerade in einigen Ländern sehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Machthaber all diese techn. Möglichkeiten & Fußfesseln wie in MSP missbraucht, wo man instinktlos ist!
Was heißt denn Facebook? "Gesichtsbuch", "Biometrisches Datenbuch"! Leute aufwachen! Ihr liefert in den sozialen Netzwerken eigene Daten, die für immer bleiben! Für wen auch immer, der kommen mag! Über künstliche Intelligenz kann er dann per Mausklick alle aussortieren, die er nicht mag. Leute allerorten erstellen derzeit fleißig ihre eigenen Stasi-Unterlagen und bringen sie per Mausklick zu potenziellen Stasi-Behörden und bauen ein Paradies für zukünftige Diktatoren auf.
Er ist ein unwissentliches Werkzeug, so wie der Landkreis MSP, nach dem Motto: wir bauen die Diktatur von morgen auf
Es gibt eine Reihe von Systemen, die eine Verbindung von Arbeit und Ort, etwa um Leistungen einem Kostenträger zuordnene zu können, herstellen können. Dazu ist es nicht notwendig, einen Mitarbeiter auf Schritt und Tritt zu überwachen. Bin mal gespannt, wie sich das LRA hier weiterhin positionieren wird.
Nur zu hoffen, dass die Landrätin da nicht ihr ok gegeben hat, wenn ja wäre ich bitter enttäuscht. So gewinnt man keine Mitarbeiter die mit Freude und Begeisterung ihre Arbeit erledigen.