Premiere hatte das Lustspiel „Die Landklinik“ am Samstag in der Oberndorfer Aula. Stilecht wurden die Zuschauer von Regisseur Hugo Wamser als Landarzt begrüßt, der auf sein „hoch disqualifiziertes Personal“ einstimmte.
Das Problem der Landklinik im Grund sind die Umbauarbeiten, durch die Psychiatrie, plastische Chirurgie und ein Tierarzt auf engstem Raum untergebracht werden müssen, wodurch ein heilloses Durcheinander herrscht. Dies führt zu nicht immer angenehmen Verwechslungen und Verwicklungen für die Besucher, so als der stotternde Katzenfreund Heribert (Hugo Wamser) kastriert werden soll anstelle seines Katers. Während des ganzen Abends marschiert Heribert immer wieder durch das Bild, um seine sechs Katzen – jeweils einzeln – in der Tierarztpraxis, die er wegen des Umbaus nur über das Wartezimmer der beiden Ärzte erreichen kann, kastrieren zu lassen.
Oberschwester Waltrude (Heidrun Juan) hat alle Hände voll zu tun. Sie hat nicht nur die Notaufnahme, sondern auch die Schönheitschirurgie von Dr. Obermüller, die Psychiatrie von Dr. Günther und die Tierklinik von Dr. Vögele zu versorgen. So wird es zeitweise recht turbulent. In urkomischen Szenen glänzen der gewitzte Bauarbeiter Thilo (Dominic Bauer), unterstützt vom Lehrling Micha (Carolin König). Der derbe Bauer Georg (Kurt Hock) will eigentlich nur ein Geschenk beim Tierarzt abgeben, kommt dabei aber auf die Idee, seine Frau Claudia (Petra Bauer) in der Schönheitschirurgie nach seinen Vorstellungen „runderneuern“ zu lassen.
Geschäftstüchtiger Chirurg
Beim geschäftstüchtigen Dr. Obermüller (Sebastian Weidner) wird auch Elfriede Schreck (Heike Baumgartner) geliftet. Dr. Ooooh, wie sich der Schönheitschirurg gerne nennen lässt, verwandelt beide Faltenträgerinnen in die reinsten Models. Die Seele der Landklinik und damit auch des gesamten Stücks ist jedoch Waltrude, die zwischen Bauarbeitern, Patienten und Besuchern der verschiedenen Klinikzweige zusammen mit der Krankenpflegerin Jakeline (Patricia Hinkel) zunächst einigermaßen erfolgreich Ordnung ins Chaos bringt.
Dies misslingt spätestens dann, als die resolute, wenn nicht herrschsüchtige Martha (Ilse Thurn) auftaucht, deren bedauernswerter Ehemann Erich (Stefan Väth) aus Selbstschutz in einen Redestreik getreten ist. Da kann dann die selbst leicht verwirrte Psychiaterin Dr. Günther (Corinna Hommer) auch nicht helfen. Die Frage, wer von beiden Eheleuten eine Behandlung nötiger hat, kann sie nicht mit Sicherheit beantworten.
Als Bauarbeiter Thilo die hysterische Frau von Erich erlebt, versucht er mit der Unterstützung von Landwirt Georg, diesem auf seine Art zu helfen. Erichs Frau Martha soll sich im wahrsten Sinne des Wortes zum Affen machen. Aber Oberschwester Waltrude durchschaut das Spiel und behält am Ende die Kontrolle über ihre kleine Welt. . .
Die Aufführung lebt vor allem von deftigen Pointen und trefflichen Dialogen im Spessarter Dialekt. Dabei wird auch Lokalkolorit eingestreut. So als die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn beschrieben wird, die genau zwischen Oberndorf und Bischbrunn verlaufe. Die Souffleusen Barbara Karl und Jutta Roos sorgten dafür, dass die Schauspieler über gut zwei Stunden ihren Text sehr gut im Griff hatten.
Gerade bei den Patientinnen der Schönheitschirurgie mit Vorher-/Nachher-Effekt waren auch die Maskenbildnerinnen Iris Englert und Ilka Engelhardt gefordert. Erlebenswert war auch das aufwändig und liebevoll gestaltete Bühnenbild. Als i-Tüpfelchen stimmte noch die Bewirtung der Theaterbesucher.
Großer Beifall
Wie die drei folgenden Aufführungen am Sonntag und am kommenden Wochenende war der Vierakter bei der Premiere restlos ausverkauft. Das Publikum geizte nicht mit spontanem Szenenapplaus und dankte am Ende mit großem Beifall. Nach dem „Besuch des Hannemauch“, der 2013 als erstes Stück der Truppe gespielt wurde, überzeugte auch die zweite Aufführung der Theaterbühne Grunddörfer in einem unterhaltsamen Theaterabend.
Wiederholung erwünscht.