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GEMÜNDEN
Ladendieb von allen Seiten gefilmt
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:03 Uhr

So viel Dreistigkeit gehört bestraft: Beute im Wert von 700 Euro schaffte ein Ladendieb Ende September aus dem Elektronikfachmarkt TVG und kehrte ein paar Tage später mit Frau und Kind in das Geschäft zurück. Heraus kam er in Handschellen, denn das Verkaufspersonal erkannte den jungen Mann wieder – er war beim Diebstahl von allen Seiten gefilmt worden.

Überwachungsgeräte aller Art werden zunehmend nachgefragt, weiß TVG-Inhaber Raimund Eirich, und die Technik wird immer ausgeklügelter. Logischerweise setzt er sie auch selbst zum Schutz seiner teils hochpreisigen Waren im Laden und Lager ein: Alarmanlagen, Bewegungs- und Erschütterungsmelder, Kameras. Das wurde dem Ladendieb im September zum Verhängnis – und zuvor schon anderen.

Permanente Überwachung

Den Hergang schildert Martin Henneberger, bei TVG zuständig für die Überwachungselektronik: Das Verkaufspersonal kontrolliere immer wieder den Bestand der ausgestellten Ware. So war aufgefallen, dass bei den Spiele-CDs Verpackungsfolien offen und 13 CD-Hüllen leer waren. Fünf Kameras und eine Fischaugenkamera überwachen den Verkaufsraum permanent rund um die Uhr und zeichnen digital auf. Etwa eine Woche bleiben die Filme gespeichert.

Nachdem der Verlust an Computerspielen bemerkt war, sei es ein Leichtes gewesen, die Tat und den Täter auf den Filmen ausfindig zu machen, erzählt Martin Henneberger. Eine Viertel- bis eine halbe Stunde dauere es, die betreffende Stelle im Film einzugrenzen zwischen den Bildern, die den ordnungsgemäßen Zustand der Ware zeigen, und jenen, auf denen dies nicht mehr Fall ist. Dann nur ein paar Minuten den Film laufen lassen . . . da ist er, der Täter!

Polizei fuhr mit Blaulicht vor

Das Personal prägte sich das Gesicht des bis dahin unbekannten Mannes ein. Vier Tage später betrat er erneut das Geschäft. Man habe ihn sofort erkannt und festgehalten, bis eine Streife der Gemündener Polizei mit Blaulicht anrückte und den Dieb in Handschellen abführte. Er stand wegen anderer Delikte unter Bewährung, teilte die Polizeistation Gemünden der Presse mit, und habe den Diebstahl gleich eingestanden.

Was blieb ihm auch anderes übrig? Die Bildqualität moderner Überwachungskameras sei erstaunlich gut, berichtet Martin Henneberger. Er und Geschäftsführer Eirich ergänzen, dass es bei der gründlichen Überwachung nicht einmal so sehr um die Ladendiebstähle gehe und schon gar nicht um ein grundsätzliches Misstrauen den Kunden gegenüber. Vielmehr habe sich die Technik schon oft als hilfreich erwiesen, wenn etwas Verlegtes gesucht wurde oder wenn jemand Ware falsch eingeräumt hatte und sich dann den Kopf zerbrach, wohin.

Keine Kundenbeschwerden

Kunden hätten sich noch nie über die Überwachung beschwert, sagen die beiden auf Nachfrage. Letztlich hilft sie, die Preise nicht durch „Warenschwund“ steigen zu lassen.

Die Anwendungsmöglichkeiten von Überwachungskameras dienen nicht nur der Überführung böser Buben, sondern sind enorm und können den Alltag erleichtern. Martin Henneberger weiß von Familien, die mit der Technik auf ihre pflegebedürftigen Eltern aufpassen, das Kinderzimmer im Auge behalten oder ihre Haustiere. Dazu genügt es, kurz auf dem Smartphone die Kameras zu kontrollieren; man muss nicht einmal in der Nähe sein. Landwirte können so während der Feldarbeit im Stall nach dem Rechten schauen, ob die Fütterungs- oder die Melkanlage läuft, ob es den Tieren gut geht. „Das geht alles über das Handy, das ist das Schöne!“

Kameras ab 200 Euro

Henneberger hat schon Anlagen bei Hundezüchtern, in Pferdeställen und an Fischteichen (wegen der Reiher und Kormorane) installiert. Ein Mann, dessen Hauseingang immer wieder von Unbekannten verwüstet wurde, konnte mithilfe von Kameras eine Gruppe Jugendlicher dingfest machen. Auf die Kosten angesprochen, sagt der Fachmann, dass es gute Kameras ab etwa 200 Euro aufwärts gebe. Eine Obergrenze freilich sei nicht zu nennen. Richtig teuer seien Kameras mit Infrarot und Zoom. Eine solche hat selbst Henneberger in Erstaunen versetzt: Man konnte an ein Auto in 300 Meter Entfernung heranzoomen und die Prüfplakette am Nummernschild in Großaufnahme scharf ablesen – Kostenpunkt: 15 000 Euro.

„Das geht alles über das Handy, das ist das Schöne!“

Martin Henneberger

über den Einsatz von Überwachungstechnik

 
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