"Fehlende Kurzzeitplätze sind auch in den kommenden Monaten ein akutes Problem", informiert die Alloheim Senioren-Residenz "Mainbrücke" in Marktheidenfeld. Dort rechnet man für die "Nach-Corona-Zeit" mit einer großen Nachfrage und entsprechendem Mangel an Plätzen. Ein Eindruck, der sich bei Recherchen der Redaktion bestätigt: Die Belastungen für pflegende Angehörige sind in Pandemie-Zeiten extrem und ein Durchschnaufen mangels Kurzzeitpflegeplätzen oder wegen der Quarantäne-Hürden kaum möglich. Sobald die Möglichkeit zur Entlastung bestehen wird, dürfte die Nachfrage steigen.
Vorsorgen, also reservieren, lautet der Tipp aus der "Mainbrücke". Isabell Kusch, die Residenzleitung, sagt: "Nicht nur zu Ferienzeiten sind Kurzzeitpflegeplätze kaum vorhanden. Darum sollte man sich schon frühzeitig darum kümmern." Die Alloheim-Gruppe sei vernetzt, was beispielsweise auch das Koordinieren eines freien Platzes in einem Heim in Deutschland ermögliche, das in der Nähe des Urlaubsorts der Angehörigen liege. Kusch: "Auch wenn aktuell bei uns nichts mehr frei sein sollte, suchen wir Alternativen, um zu helfen."
Kurzzeitkapazitäten belegt durch Schleusenplätze
"Wir gehen davon aus, dass es bei Lockerungen eine sehr große Nachfrage an Kurzzeit-/Verhinderungsplätzen sowie an Dauerpflegeplätzen geben wird", bestätigt Tina Starck von der Pressestelle des Landratsamtes die Einschätzung der Marktheidenfelder Heimleiterin. Starck spricht auch für die Anna- und Otto-Herold-Altenheimstiftung in Karlstadt. Gegenwärtig nehme das Heim aber keine Kurzzeitpflege auf. "Wann dies wieder möglich sein wird, ist aktuell nicht abzusehen", so Starck. Die Plätze würden derzeit als Schleusenplätze genutzt. Anmeldungen im Voraus würden ebenfalls nicht nicht angenommen, da es zum aktuellen Zeitpunkt keine Planungsperspektive gebe.
Aktuell zwar möglich, aber weniger als sonst üblich genutzt ist die Kurzzeitpflege im Caritas-Seniorenzentrum St. Martin in Lohr. Verständlich, denn es ist eine zehntätige Quarantäne und das vorherige Führen eines Pflegetagebuches vorgeschrieben, erläutert Einrichtungsleiterin Ursula Franz-Marr. Während der Quarantäne können die Kurzzeitgäste an keinen Aktivitäten teilnehmen und auch nicht aus dem Zimmer.
Offenbar noch Vorsicht bei Buchungen
Franz-Marr kann sich vorstellen, dass die Nachfrage bei ersten Lockerungen der Corona-Einschränkungen deutlich ansteigt: "Wenn die Leute wieder reisen dürfen, dann kommt das." Wartelisten mit Vormerkungen für die Pfingstferien und den Herbst gibt es, sagt sie, aber es sei kein Vergleich zu früher: "In den vergangenen Jahren waren die Ferienzeiten schon auf lange Sicht ausgebucht." Sich rechtzeitig um einen Platz zu kümmern sei sinnvoll. Das Seniorenzentrum habe sieben feste Kurzzeitpflegezimmer, die man auch im Voraus buchen kann.
Sanela Jonjic, die Einrichtungsleiterin im Pfründnerspital in Arnstein, betont: "Gerne entlasten wir die Angehörigen, falls wir Kapazitäten haben – in dieser Zeit sollten wir alle zusammen helfen." Grundsätzlich sei auch aktuell eine Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege möglich, so Jonjic,"falls diese Plätze nicht belegt sind". Rechnet sie mit einem Andrang nach Corona-Lockerungen? In Arnstein scheint das, nach den Worten der Einrichtungsleiterin eher unwahrscheinlich: "Wir erwarten keine übermäßig erhöhte Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen in unserer Gemeinde."
Wartelisten organisatorisch notwendig
Wartelisten beziehungsweise Buchungslisten für Kurzzeit- und Langzeitpflege werden im Pfründnerspital seit Jahren geführt, das sei sowieso organisatorisch und planmäßig notwendig. Jonjic: "Es ist immer sinnvoll, eine Anfrage mit einer gewissen Vorlaufzeit zu stellen – wir haben auch schon ,gewisse Stammbewohner', die jährlich regelmäßig zu uns zur Verhinderungspflege oder Kurzzeitpflege kommen."
Wie die Heroldstiftung in Karlstadt bieten auch die Kreisseniorenheime in Gemünden und Marktheidenfeld derzeit keine Kurzzeitpflege an. Dies teilt Anja Hildenbrand, Sprecherin des Klinikums Main-Spessart, auf Anfrage mit. Mit einem außergewöhnlichen Andrang rechnet sie in den Heimen nach Corona-Lockerungen nicht, denn der sei seit langem da: "Die Nachfrage ist pandemieunabhängig sehr hoch."
Bezüglich Wartelisten informiert Hildenbrand: "In beiden Einrichtungen werden Anfragen aufgenommen. In Gemünden beispielsweise liegen Anmeldungen aus 2020 vor – hier hoffen wir natürlich, dass wir diese auch aufnehmen können. In Marktheidenfeld werden, wenn Kapazitäten frei sind und dies möglich ist, ebenfalls Dauerpflegeplätze mit Kurzzeitpflegegästen belegt."
Eine telefonische Beratung und Reservierung sei jederzeit möglich und werde auch wahrgenommen, so Hildenbrand. "Wir informieren hierbei aber auch darüber, dass wir aktuell keine festen Zusagen machen können."
In eigener Sache: Nicht von allen angefragten Häusern in Main-Spessart hat die Redaktion eine Rückmeldung auf ihre Anfrage bekommen. Die im Bericht vertretenen sechs Heime zeigen jedoch die Bandbreite der Möglichkeiten auf. Wartelisten gibt es fast überall – es lohnt also auch ein Anruf bei den hier nicht erwähnten Einrichtungen.