Ja, sie habe schon einmal nach einer Schulstunde einen abgebrochenen Fingernagel gefunden, erzählt Angela Engel, ansonsten aber sei das Verletzungsrisiko gering bei der Technik-Rallye. Die bietet das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) den Schulen an, und Angela Engel führt sie zusammen mit ihrem Kollegen Martin Hillebrand durch. Sie besuchen im Jahr 18 Schulen in Bayern, am Mittwoch waren sie im Gymnasium der Theodosius-Florentini-Schule.
Die Technik-Rallye stellt den Schülern an mehreren Stationen einfache handwerkliche Aufgaben. Das Interesse an technischen Berufen zu wecken, auch und gerade bei Mädchen, ist das Ziel. "Wir brauchen Fachkräfte. Da muss das (auf die Geschlechter bezogene) Rollendenken noch stärker durchbrochen werden", benennt Schulleiter Robert Wolz eine gesellschaftliche Aufgabe. Die Florentini-Schule bot schon immer das "Mädchen für Technik-Camp" von Bosch Rexroth in Lohr an, wobei die Teilnehmerinnen hierfür eine Ferienwoche aufbringen müssen.
Die Technik-Rallye am Mittwochvormittag hingegen war eine Premiere, vermittelt vom Elternbeirat. Die sechsten und siebten Gymnasialklassen nahmen in drei Gruppen teil. Für die Realschüler werde die Florentini-Schule ein ähnliches Angebot des Klempnermuseums Karlstadt wahrnehmen, kündigt Robert Wolz an.
Sägen, Bohren, Schneiden, Schrauben und ähnliches mehr waren die Aufgaben, in denen sich die Schüler an mehreren Tischen im Kunst- und Werkraum versuchen konnten. Beim Umgang mit den Werkzeugen und Materialien wie Holz, Metall und Leder gaben Angela Engel und Martin Hillebrand Hilfestellung. Verletzungen gab es nicht beklagen, zumindest nicht bei den Mädchen. Sie gingen "sehr vernünftig" an die Arbeit heran, war eine Beobachtung von Angela Engel.
Dabei sind die heißen Lötkolben, mit denen Muster in dünne Sperrholzplatten zu brennen waren, durchaus für Brandblasen an Fingern gut. In so einem Fall helfe nur, schnell kaltes Wasser über die verletzte Haut fließen zu lassen, rät Martin Hillebrand. Ebenfalls nicht ganz ungefährlich sind die Rohrschneider bzw. die Ringe, die damit von Kupferrohren abzudrehen sind. Die dadurch entstehenden scharfen Grate müssen erst ab- und rund gefeilt werden.
Am Ende der Handwerker-Schnupperstunde wissen alle Zwölf- bis 14-Jährigen, wie und wozu das eine oder andere Werkzeug zu verwenden ist und wie sich zum Beispiel Schraubverbindungen sichern oder auch lösen lassen. Manche lassen ihre kleinen Werkstücke mit kleinen Löchern für Befestigungen versehen, damit sie als Anhänger oder Wandschmuck benutzt werden können. Hillebrand ermuntert die Schüler: "Wenn Euch das Spaß macht, so etwas zu basteln – das ist alles nicht teuer und ergibt zum Beispiel schöne Geburtstagsgeschenke."
Martin Hillebrand ist Diplom-Pädagoge und außer für die Technik-Rallye noch für andere Projekte im Einsatz. Angela Engel arbeitet üblicherweise im mobilen Imbiss ihrer Familie mit und weiß von daher um die praktische Anwendung handwerklicher Techniken für den Umgang mit Gas-, Wasser- Stromleitungen. Die Technik-Rallye gibt es seit 2003 und ist Teil der "Bildungsinitiative Bayern – Zukunft in Bayern 4.0", die gefördert wird von den Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgebern (bayme vbm) und dem Bayerischen Wirtschaftsministerium. An diesem Donnerstag ist die Technik-Rallye im Lohrer Gymnasium zu Gast.