Im Jahr 1998 entstand nach aufwändiger Sanierung im Marktheidenfelder Franck-Haus ein städtisches Kulturzentrum. Die Künstler Brigitte Hausner und Achim Schollenberger ergriffen damals zusammen mit Stadtrat Martin Harth die Initiative und regten die Stadt zur Stiftung eines Kunstpreises an, der sich seitdem gut in der unter- und tauberfränkischen Region etabliert hat.
Die Tatsache, dass der im Wechsel mit dem bundesweiten Wettbewerb „Der Meefisch“ für Bilderbuchillustratoren ausgeschriebene städtische Kunstpreis im Jahr 2016 zum zehnten Mal über die Bühne gehen wird, erwies sich für die Initiatoren dieses Mal als wegweisend. Brigitte Hausner bezeichnete es am Montagnachmittag bei der Vorstellung des Kunstpreises 2016 im Rathaus als naheliegend, schlicht und einfach die Zahl „10“ als Thema zu wählen.
Die Künstler sollen dies im Wettbewerb, der dieses Mal für Malerei ausgeschrieben wurde, selbst frei interpretieren können. Damit werde der Kreativität ein großer Spielraum für ein anspruchsvolles Thema eröffnet. Zahl und Ziffern könnten gestalterisches Element sein. Aber Inhalt oder Symbolik seien hinterfragbar, meinte Hausner. So stehe die Zahl „10“ eben auch für Vollkommenheit, Vollendung, Anfang und Ende, Ordnung, Absolutheit und Totalität.
Zugleich seien die Eins und die Null Grundlage des Binärcode, mit dem Informationen in der digitalen Welt in komplexen Sequenzen vermittelt würden. Gegensätzliche schwarze und weiße Rauchsignale seien ebenso eine Art Binärcode. Mit dem Medium Kunst verbunden solle die Themenwahl am Ende zu einer interessanten und anregenden Auswahlausstellung im Spannungsfeld zwischen formalen, inhaltlichen, möglicherweise sogar philosophischen Ansätzen führen.
Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder freute sich darüber, dass es den drei Initiatoren gelungen sei, zum zehnten Mal eine überraschende wie tiefgründige inhaltliche Vorgabe für den Kunstpreis vorzugeben, die Achim Schollenberger erneut in seinem Plakatentwurf zum bekannten Logo überzeugend umsetzte. Die Bürger der Stadt erführen durch das Franck-Haus und seinen Kunstbetrieb einen Mehrwert, der sich in Zahlen kaum ausdrücken lasse. Kunst gehöre zum Leben, sei das sprichwörtliche Salz in der Suppe, das die Stadt im Franck-Haus allen sozialen Schichten kostenfrei zur Verfügung stelle.
Inge Albert, Leiterin der Abteilung Kultur in der Stadtverwaltung, wies darauf hin, dass bei ihr schon seit einiger Zeit das Telefon nicht mehr still stehe, weil sich Künstler nach dem Wettbewerb im Jahr 2016 erkundigten. Sie sei sich sicher, dass wieder mit mehr als 100 Teilnehmern zu rechnen sei. Albert kündigte zum 10. Jubiläum außerdem eine weitere Ausstellung an, bei der es im Franck-Haus ein Wiedersehen mit allen neun bisherigen Preisträgern geben werde.
Im dortigen Ausstellungsbereich sorge die Gemeinschaftsausstellung der letztmaligen Preisträgerin Mia Hochrein aus Münnerstadt und des Publikumspreisträgers Klaus Zaschka aus Würzburg schon aktuell für angeregte Diskussionen.
Martin Harth blickte auf die bisherigen Kunstpreise zurück, bei denen es immer gelungen war, Sponsoren aus der Wirtschaft für die entsprechenden Preisgelder zu finden. Die Förderung von Kontakten zwischen Unternehmen und Künstlern sei ganz im Sinne klassischen Mäzenatentums auch immer ein Ziel des Wettbewerbs gewesen.
So stiftet in diesem Jahr der Stromversorger Bayernwerk, der am Standort Marktheidenfeld ein eigenes Netzcenter betreibt, ein Preisgeld von 2000 Euro für den Kunstpreis. Kommunalbetreuer Frank Schneider wertete dies als einen Beitrag der besonderen Verbundenheit mit der Stadt und der Region sowie als Förderung künstlerischer und sozialer Vorhaben seines Unternehmens.
Direkt an der Fortentwicklung des kulturellen Lebens in der Stadt ist das Aschaffenburger Büro RitterBauer Architekten beteiligt: Es plant die neue Stadtbücherei in der Innenstadt. Das Büro hat 500 Euro als Ausstattung des Publikumspreises locker gemacht. Architekt Armin Bauer betonte, dass zwischen Baukunst und bildender Kunst schon immer enge Bezüge bestanden.
Initiator Martin Harth dankte der Stadt, der Bürgermeisterin und den Entscheidungsträgern dafür, dass man sich nachhaltig über fast zwei Jahrzehnte zum Projekt Kunstpreis bekenne. Gäste und Bürger lernten die Stadt dabei aus einem anderen, überraschenden Blickwinkel kennen. Deutlich würden dabei Eigenschaften, die in seinen Augen Marktheidenfeld auszeichneten und stark gemacht hätten: Neugier, Offenheit und Toleranz.
Kunstpreis und Publikumspreis
Thema: „10“;
Technik: Malerei (Entstehungszeitraum im Jahr 2015 oder 2016);
Teilnehmer: Künstler mit Wohnsitz im Regierungsbezirk Unterfranken sowie im Main-Tauber-Kreis;
Kunstpreis der Stadt:
Preisgeld gestiftet von der Firma Bayernwerk AG: 2000 Euro;
Jury: Fachpreisrichter – Dr. Marlene Lauter (Museum Kulturspeicher Würzburg), Mia Hochrein (Kunstpreisträgerin 2014), N. N., Sachpreisrichter – Helga Schmidt-Neder (Bürgermeisterin), Dr. Leonhard Scherg (Vorsitzender der Volkshochschule); Publikumspreis:
Preisgeld gestiftet vom Büro RitterBauer Architekten: 500 Euro; ermittelt durch Stimmkarten der Besucher (bis 4. Dezember) der Auswahlausstellung;
Weitere Infos:
Kunst- und Publikumspreisträger erhalten die Einladung zu einer Gemeinschaftsausstellung im Franck-Haus;
Abgabe der Beiträge und Unterlagen am Freitag, 30. September, und Samstag, 1. Oktober, von 14 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 18 Uhr im Franck-Haus;
Auswahlausstellung im Franck-Haus vom 15. Oktober bis zum 26. Dezember;
Preisverleihung im Rahmen einer Midissage am Sonntag, 11. Dezember;
Jubiläumsausstellung: Zum 10. Jubiläum hat die Stadt die bisherigen neun Kunstpreisträger mit aktuellen Arbeiten zu einer Ausstellung eingeladen, die vom 12. November bis zum 26. Dezember im Franck-Haus zu sehen sein wird;
Ausstellung der Preisträger 2014:
Mia Hochrein (Kunstpreisträgerin aus Münnerstadt) und Klaus Zaschka (Publikumspreisträger aus Würzburg) präsentieren bis zum 1. Mai unter dem Titel „Spannungsfelder“ Malerei, Zeichnungen und Objekte im Franck-Haus.