Die 37-jährige Pauline Füg aus Fürth ist Autorin, Moderatorin und Bühnenpoetin. Zur Welt gekommen in Leipzig, wuchs sie in und um Nürnberg auf. Mit 13 Jahren trat sie erstmals bei einem Poetry Slam auf. Nach dem Psychologiestudium entschied sich Pauline Füg für den Beruf des Künstlers. Die Diplom-Psychologin ist auch mit Demenz-Poesie in Pflegeheimen unterwegs.
In Lohr wurde sie als Moderatorin mehrerer Poetry Slams in der Stadthalle bekannt. Diese Redaktion hat sich mit ihr über die Frage unterhalten, ob im zweiten Lockdown gerade die Kunst den Virustod stirbt.
Zuerst so, dass ich selber aktiv kaum noch neue Texte produzieren konnte, weil ich einfach nur mit dem Absagen und Umplanen von Lesungen, Schreib-Workshops und Poetry Slams beschäftigt war – das hat geschlaucht. Seit Kurzem kann ich etwas durchatmen, schreibe an meinem Lyrikband und denke Literatur und meine Lesungen viel digitaler.
Zum einen befürworte ich die prinzipielle Reduktion von Kontakten und verzichte gerne für die Allgemeinheit darauf, Lesungen und Workshops in real life zu geben – auch wenn mir das schwerfällt. Auf der anderen Seite sollten die Hilfen der Politik schneller und unkomplizierter für die Kulturbranche ausfallen – schließlich verzichten wir auf die Ausübung unseres Berufs, um das Infektionsgeschehen klein zu halten und damit Menschenleben zu retten. Ich befürchte, die Nachwehen der aktuellen Situation für die Kultur werden wir so richtig erst in den nächsten ein bis zwei Jahren zu spüren bekommen.
Ich habe zum einen im Sommer Künstler-Soforthilfe erhalten. Zudem habe ich das große Glück – ganz unabhängig von Corona – im Oktober 2020 das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern erhalten zu haben, das mir auch einen finanziellen Puffer zum Durchatmen und Kreativsein und Überleben gibt. Zudem habe ich Konzepte für digitale Workshops und Literaturveranstaltungen entwickelt, die ich in den letzten Monaten immer wieder durchgeführt habe. Aber mein Kalender 2021 ist noch nahezu leer. Das macht mir natürlich Sorgen.
Weil Kunst eine Strategie ist, um Krisen zu verarbeiten, zu reflektieren und zu sublimieren. Kunst ist (über)lebensnotwendig und macht uns zu Menschen.
Künstlerisch: dass mein Kalender für 2021 sich füllt. Ich merke stark, wie defensiv gerade alle kulturellen Veranstaltungen geplant und Kulturetats gekürzt werden. Persönlich: ein gutes Immunsystem, mentale Stärke und Ideenreichtum.