In der Reihe „Kunst im Turm“ zeigt das Spessartmuseum im Lohrer Schloss derzeit Papierobjekte von Irmtraud Klug-Berninger und Metallskulpturen des bereits vor 40 Jahren verstorbenen Alfred Rexroth.
Zusammengestellt hat die seit Dienstag laufende Ausstellung wieder der Kunsthistoriker und wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums, Leonhard Tomczyk. Im Blick hatte er dabei einerseits den Kontrast zwischen dem Harten und Schweren von Rexroths abstrakten Bronzegüssen und dem Weichen und Leichten von Klug-Berningers Papierarbeiten. Allerdings sah Tomczyk durchaus auch Verbindendes in den „Raumdurchdringungen“ (so nannte Rexroth seine Skulpturen) und Klug-Berningers Papierobjekten: Drehungen beispielsweise seien in den Arbeiten beider Künstler auszumachen.
Im Mittelpunkt steht Papier
Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehe Papier, Typografie und Schrift, woraus sie Objekte und teilweise große Installationen fertige, erläuterte Klug-Berninger. Das Buch als Objekt und Zeitspeicher fasziniere sie. In erster Linie verwende sie für ihre Arbeiten hauchdünnes Japan- sowie Büttenpapier. Transparenz erzeuge sie durch den Auftrag von Harzen. Ihre Arbeiten veränderten sich je nach den Lichtverhältnissen.
Die 1944 geborene Irmtraud Klug-Berninger, die in Obernburg lebt und arbeitet, ist Papierkünstlerin, Malerin, Schmuck- und Buchgestalterin; sie wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Kunstpreis der Stadt Obernburg. Studiert hat sie von 1978 bis 1984 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt.
Alfred Rexroth (1899 bis 1978) war Industrieller, Mäzen, Künstler und Mitbegründer der anthroposophischen Künstlergruppe „Runa“, die von 1951 bis 1964 in Lohr aktiv war. Als Künstler gehörte er zu den Wegbereitern der einheimischen modernen, gegenstandslosen Kunst.
Prinzip des gelenkten Zufalls
Seine in den 1960er und 1970er entstandenen Skulpturen (meist aus Bronze), die er als „Raumdurchdringungen“ bezeichnete, schuf er nach dem Prinzip des gelenkten Zufalls. Das heißt: Rexroth bearbeitete zunächst einen Styroporblock entwurfsgerecht mit einem glühenden Metalldraht. Dann stellte er das so entstandene Modell in eine Kiste und presste feuchten Sand in den dazwischenliegenden Hohlraum. Anschließend wurde von unten in die Kiste unter starkem Druck flüssiges Metall gefüllt, welches das Styropor auflöste.
Die Ausstellung „Kunst im Turm“ mit Papierobjekten von Irmtraud Klug-Berninger und Bronzeskulpturen von Alfred Rexroth ist im Spessartmuseum bis einschließlich 7. April 2019 zu sehen.
Unter der gleichen Thematik steht auch die nächste Sonderausstellung des Spessartmuseums „Leicht und schwer – Kunst und Kunsthandwerk aus Metall und Papier im Spessart“; sie wird voraussichtlich ab Dezember 2019 zu sehen sein.