
Die zwei Gemälde "Maria Verkündigung" und "Das letzte Abendmahl" des Karlstadter Kirchenmalers, Restaurators und Künstlers Josef Geißler waren die letzten Monate in der Karlstadter Stadtkirche St. Andreas ausgestellt. Am Donnerstag hat sie der Maler zusammen mit seiner Frau Silvia – ebenfalls eine Restauratorin – eingepackt für einen Ausflug nach Aschfeld. Dort werden sie zum Tag des Offenen Denkmals an diesem Sonntag, 8. September, in dem zur Kirchenburg gehörenden Gotteshaus St. Bonifatius für eine Woche gezeigt, bevor sie wieder zurückkehren nach St. Andreas. Josef Geißler möchte sie aber auch noch in anderen Kirchen, die er restauriert hat, zeigen – etwa im Kloster Schönau oder in Thüngersheim in der Kirche.
Warum gerade Aschfeld? Das Ehepaar Geißler hat die Raumschale der Kirche, deren Grundsteinlegung am 17. August 1679 und Weihe am 31. August 1681 war, vor drei Jahren saniert. Damals restaurierte er die Inneneinrichtung, die Emporenbrüstung, das Deckengemälde und glich dieses dem Hochaltar an. Der Kirchenmaler marmorierte die Altäre neu und "versteckte" damals die Gesichter der Mutter Gottes und von Johannes in dieser Marmorierung.
Geißler saniert nicht nur, sondern begann während der Coronapandemie 2021 sich erstmals künstlerisch mit den Krisen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Das Erstlings-Werk stellte er in St. Andreas aus – ebenfalls in Aschfeld. Danach folgte "Maria Verkündigung" (von 2022), eine moderne neuzeitliche Madonna, deren Schönheit der Künstler zum Ausdruck bringen, aber auch mit der er Betrachter zum Nachdenken anregen will.
Den Weg in die Kirche finden
Dem gläubigen Geißler war es schon damals ein Anliegen, dass Menschen wieder mehr den Weg zurück zur Kirche finden – denn er ist besorgt über die vielen Kirchenaustritte der letzten Zeit. "Das letzte Abendmahl" von 2024 ist an eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt von Leonardo da Vinci angelehnt.
Geißler hat das bekannte Motiv von Jesus und seinen zwölf Jüngern beim gemeinsamen Abendmahl auf einen alten Eichentisch gemalt. Eigentlich hatte der 74-Jährige nicht an ein Kunstwerk gedacht, als er begann, einen alten, als Arbeitstisch dienenden Eichentisch in seiner Werkstatt von alten Kreidespuren, Öl- und Kaseinfarbresten zu befreien. Beim Abschleifen entdeckte der Künstler plötzlich ein Auge, das ihn anregte, darin einen Teil des Gesichts Jesu zu erkennen.
Um einen Zugang zu den Werken zu finden, sie noch besser zu verstehen, hat der auch für Aschfeld zuständige Dekan Simon Mayer Betrachtungen zu beiden Kunstwerken verfasst unter dem Titel "Ich wünsch Dir Leben!" und "Mit Jesus auf dem Tisch". Sie liegen bei den Kunstwerken in der Aschfelder Kirche aus.