Der Ort hat eine beachtenswerte historische und kulturelle Geschichte aufzuweisen. Davon zeugen noch heute entsprechende Baudenkmäler und spezielle Besonderheiten in der umgebenden Landschaft. Um an diese Vergangenheit zu erinnern und sie für Fremde zu dokumentieren und Erlebbar zu machen, ergriff vor einiger Zeit eine Gruppe geschichtlich interessierter Bürgerinnen und Bürger um die Wernfelderin Claudia Koch die Initiative. Mit Unterstützung des Archäologischen Spessart-Projektes in Aschaffenburg soll dazu auch in Wernfeld einer der Europäischen Kulturwege entstehen.
Beim zweiten Stammtisch der Interessengemeinschaft diskutierten die über 30 Anwesenden erneut über die Besonderheiten des Ortes an der Wernmündung und der Umsetzung des Vorhabens. Der künftige Kulturweg soll demnach aus zwei zusammenhängenden Rundwegen bestehen und innerhalb der nächsten ein bis drei Jahre verwirklicht werden. Als ersten Entwurf hatte Historiker Gerrit Himmelsbach (Archäologisches Spessart-Projekt) den Verlauf der Dorfrunde und der Wanderrunde außerhalb des Ortes mitgebracht.
Ausblicke auf Wernfeld, die Ruine Homburg und das Maintal
An geschichtlich bedeutsamen Punkten will man dabei den interessierten Besuchern auf sechs großen und acht DIN-A3-Informationstafeln die kulturellen Eigenheiten in Ort und Landschaft vermitteln. Deren Standorte legte man beim Stammtisch gemeinsam fest.
Bei der Dorfrunde zählen sowohl die alte Julius-Echter-Kirche und die neue Kirche dazu, ebenso wie die Pestkapelle und Pestbildstock, Wernfelds Mühlen, der Gasthof Hofmann sowie die Töpfergasse und die Wernmündung. Auch in Klein-Wernfeld soll eine Informationstafel mit Hinweisen auf den Ort und die Mainfähre entstehen. Eventuell könnte dort in einem zweiten Anlauf auch ein weiterer Kulturweg mit Harrbach, Massenbuch und Hofstetten entstehen, hieß es beim Meinungsaustausch.
Bei der Wanderrunde soll es um Ausblicke auf Wernfeld, Ruine Homburg und das Maintal gehen. Einbeziehen möchte man ferner den bereits mit einer Informationstafel erschlossenen Seerosensee, aber des Weiteren auch den Steinbruch, den ehemaligen Pferdefriedhof, die Tongruben und die Wernfelder Grotte.
Der Weinbau hatte eine große Bedeutung
"Wernfeld war früher als Besenbinder- und Reifenschneiderdorf für Fässer bekannt", erinnerten Gerrit Himmelsbach und Kreisheimatpfleger Bruno Schneider in kurzen Auszügen an die wechselvolle Geschichte des Ortes an Wern und Main. Auch der Weinbau hatte in dieser Region eine große Bedeutung.
Erstmals erwähnt wurde der Ort im 11. Jahrhundert bei der Festlegung der Wildbanngrenze des Würzburger Bischofs und 1158 im Zusammenhang mit Kloster Schönrain und den Rienecker Grafen. Im Jahr 1376 verkauften die Grafen Gerhard und Gottfried von Rieneck Lehenschaften und Eigenleute um 4000 Pfund Heller an Würzburg, darunter Güter in Wernfeld und Harrbach. Wernfeld und Gemünden zugrechnet wird auch die Zwing ("Gezwenckh"), die 1398/1408 als Zollstation der Bickenbach (Königszoll aus Homburger Erbe) und spätere Würzburger Zollstelle große Bedeutung hatte. In den Jahren 1723 bis 1725 entstand der stattliche Gasthof im Stile Balthasar Neumanns durch den Zöllner Holzmann vom Zwing (heute Gasthof Hofmann). Im 18. Jahrhundert gab es im Ort Brauerei, Papiermühle und Gipsmühle.
Bei den nächsten Stammtischen wollen die Initiatoren gemeinsam mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern die beiden Rundwege abgehen und die angedachten Stationen vor Ort überprüfen. Die Ortsrunde ist für den 24. März und die Wanderung außerorts für den 29. April vorgesehen. Der finanzielle Aufwand für das Projekt ist mit 17.000 Euro angesetzt.