Bislang ist der im Juni 2010 in nichtöffentlicher Sitzung gegründete Kulturbeirat nur äußerst selten in Erscheinung getreten; größere Anregungen aus dem Beirat heraus sind nicht bekannt. Liest man sich die Zeitungsberichte über die wenigen in den letzten fünf Jahren durchgeführten öffentlichen Kulturbeiratssitzungen durch, bleiben die Begriffe „konfus“ und „ergebnislos“ hängen. Im April dieses Jahres hätte sich der Beirat beinahe aufgelöst, entschloss sich dann aber doch für einen Neustart.
Vor diesem Hintergrund ging es in der Kulturbeiratssitzung am Dienstag im neuen Rathaus darum, dass eine „Ordnung für den Kulturbeirat der Stadt Lohr a. Main“ beraten werden sollte (siehe Infokasten); das letzte Wort über dieses Grundsatzpapier, das von Ruth Steger, Diana Pechlaner, Krystyna Kuhn, Barbara Herrmann, Jürgen Baerwind und Peter Häring im Mai entworfen worden war, soll allerdings der Stadtrat haben, da der Kulturbeirat nur beratende Funktion haben soll.
Öffentlicher Aufruf
Nachdem sich die rund 20 Anwesenden in längerer Diskussion auf kleine Änderungen im Entwurf verständigt hatten – so wurde beispielsweise der Begriff „kulturtreibend“ durch „kulturschaffend“ ersetzt – stellte Stadthallenmanager Thomas Funck eine entscheidende Frage: „Wie komme ich eigentlich rein in dieses Gremium?“
Es müsse einen öffentlichen Aufruf geben, meinte Jürgen Baerwind, der Vorsitzende des derzeitigen Kulturbeirats. Wer Interesse an einer Mitarbeit habe, müsse dann in einer Versammlung erscheinen und sagen, dass er zur Verfügung stehe.
Georgia Viola-Richartz schlug vor, von jeder Sparte (Musik, Bildende Kunst usw.) solle eine Person zu der Versammlung kommen sowie eventuell ein Stellvertreter. „Wen spricht man da an?“, fragte Bürgermeister Mario Paul und nannte als Beispiel den breit aufgestellten Bereich der Musik. Es könnte von jeder Musik- oder Künstlergruppe ein Vertreter sein, meinte Jan Peter Kranig.
Schließlich regte Baerwind an, die derzeitigen Spartenvertreter sollten sich bemühen, zur vorgesehenen Versammlung Interessenten aus ihrer jeweiligen Sparte zu benennen, später meinte er jedoch wieder, die Interessenten für die einzelnen Sparten sollten sich selbst melden.
Ob die Sparten wirklich gewünscht seien, hakte Bürgermeister Paul nach, doch seine Frage verlor sich mehr oder weniger in den Weiten des Rathaussaals. Schließlich hielt er fest, dass man wohl Sparten mit je einem Vertreter haben wolle und dass die geplante Versammlung, in der ein neuer Kulturbeirat aufgestellt werden soll, durch Veröffentlichungen in der Zeitung sowie anderen Kanälen bekanntgemacht werden soll.
Krystyna Kuhn erkundigte sich nach dem Terminplan. Laut Paul könnte sich der Stadtrat eventuell in seiner Sitzung am 9. Dezember mit dem Entwurf der Kulturbeiratsordnung befassen, allerspätestens jedoch Anfang 2016. Indes erinnerte Diana Pechlaner daran, dass der alte Kulturbeirat noch existiere, er könne noch was tun. Dem hielt Baerwind entgegen, dass es „nie Anfragen“ zu bestimmten Themen gegeben habe.
Vorschläge versickern im Sand
Ein wichtiges Thema sei, was bei der im Mai vorgesehenen Eröffnung der Kulturhalle an der Gärtnerstraße passieren soll, sagte Kranig. Roland Schaller fügte hinzu, man müsse sich auch mal Gedanken darüber machen, welchen Namen die Kulturhalle bekommen solle; dabei könne man die Bevölkerung mit einbeziehen.
Er sei „froh über Impulse“ zur Gestaltung der Halleneröffnung, sagte Bürgermeister Paul, allerdings stehe bereits fest, dass die Eröffnung im Zeichen der Städtebauförderung stehen werde. Auch in Sachen Namensgebung schmetterte Paul den Vorschlag aus dem Kulturbeirat ab. Es solle bei dem geläufigen Namen „Gärtnerhalle“ bleiben. Dort wo die Halle stehe, seien früher die Lohrer Stadtgärten gewesen, daher auch der Name Gärtnerstraße.
Paul kündigte an, dass der künftige Kulturbeirat ein Kulturbudget von 5000 Euro erhalten könnte – vorausgesetzt, dies finde die Zustimmung des Stadtrats in den in der kommenden Woche anstehenden Haushaltsberatungen.
Die wichtigsten Inhalte der Kulturbeiratsordnung
Der Kulturbeirat soll eine Plattform für einen ständigen Diskurs über eine kulturelle Entwicklung der Stadt und über Initiativen zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Anpassung an die Anforderungen einer zeitgemäßen Kulturpolitik sein, heißt es in dem Ordnungsentwurf.
Folgende Aufgaben werden für den Kulturbeirat aufgelistet:
• Anregung und Förderung der kulturellen Angelegenheiten im Allgemeinen zur Weiterentwicklung von Kunst und Kultur;
• Abgabe von Empfehlungen für die Kulturpolitik der Stadt;
• Beratung von Stadtrat, Verwaltung und Kulturschaffenden;
• Mitarbeit bei der Koordinierung und Vernetzung der Arbeit kultureller Einrichtungen und Kulturschaffender;
• Akquise von Sponsoringmitteln;
• Einladung zum jährlichen Kulturgespräch von Vertretern aller Kultur schaffenden Vereine und Vereinigungen sowie Kultur schaffenden Einzelpersonen.
Bezüglich möglicher Mitglieder ist in dem Ordnungsentwurf festgehalten, dass je ein Vertreter aus den acht Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik, Literatur, Kulturerbe, Jugendkultur und Veranstaltungsorganisation dem Kulturbeirat angehören soll; diese Vertreter sollen berechtigt sein, weitere Berater ohne Stimmrecht zu den Sitzungen hinzuzuziehen. Weitere nichtstimmberechtigte Mitglieder sollen sein der 1. Bürgermeister sowie je ein Vertreter der im Stadtrat vertretenen Gruppierungen.
Die Mitgliedschaft im Kulturbeirat soll ein unbesoldetes Ehrenamt sein und soll von der Dauer her deckungsgleich mit der sechsjähriger Stadtratsperiode sein. Text: wde