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Krystyna Kuhn: „Gruselszenen sind ganz wichtig“
Erfolgsautorin: Krystyna Kuhn bewegt sich mit ihrer neue Thriller-Trilogie „Monday Club“ im Grenzgebiet zwischen Leben und Tod, Realität und Traum. Am Sonntag liest sie in ihrer Heimatstadt.
Recherchereise an den Schauplatz des neuen Buches: Bevor sie mit dem Schreiben am „Monday Club“ begann, sammelte Krystyna Kuhn 2013 im Bundesstaat Maine an der Ostküste der USA Eindrücke. An diesem Wochenende stellt die Lohrer Erfolgsautorin den ersten Band der Trilogie in Würzburg und Lohr bei Lesungen vor.
Foto: Thomas Kohnle | Recherchereise an den Schauplatz des neuen Buches: Bevor sie mit dem Schreiben am „Monday Club“ begann, sammelte Krystyna Kuhn 2013 im Bundesstaat Maine an der Ostküste der USA Eindrücke.
jun
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:50 Uhr

Sie gilt als eine der erfolgreichsten Jugendbuch-Autorinnen in Deutschland. Mit der achtbändigen Mystery-Serie „Das Tal“ schaffte es Krystyna Kuhn in die deutschen Bestsellerlisten. An diesem Freitag stellt die 54-jährige Lohrerin um 16 Uhr bei einer Lesung im Würzburger Hugendubel ihr neues Werk vor: die Mystery-Trilogie „Monday Club“. Am Sonntagabend liest sie daraus um 19 Uhr im Lohrer Mehlingskeller. Im Interview spricht sie über den Inhalt und ihre Arbeit als Autorin.

Frage: Frau Kuhn, worum geht es im ersten Band von „Monday Club“?

Krystyna Kuhn: Um welches Thema es genau geht, kann ich nicht verraten, weil das ein Geheimnis ist, das sich erst im Laufe der Bände offenbart. Nur so viel: Es geht um eine wichtige physikalische Theorie, die aber Spekulation ist, es geht um die Grenze zwischen Naturwissenschaft und dem, was man noch nicht weiß. Die Geschichte dreht sich um Faye, ein Mädchen, das seit seiner Kindheit an Schlafstörungen leidet und deswegen zwischen Realität und Traum schwankt. Das kommt zum Beispiel zum Ausruck, als ihre beste Freundin bei einem Autounfall stirbt und sich die beiden später auf der Straße noch einmal begegnen.

Glauben sie an Grenzgebiete zwischen Realität und Fantasie, zwischen Leben und Tod?

Kuhn: Nicht wirklich. Ich bin eher Realist. Aber das Motto des neuen Buches lautet: Alles, was der Mensch denkt, existiert. Ich hab schon ein bisschen das Gefühl, dass das, was man sich ausdenkt, auch tatsächlich Realität werden kann. Das ist spannend und gruselig.

Was braucht eine Geschichte neben einem Kernthema, um gut zu sein?

Kuhn: Die Figuren sind das wichtigste. Was will eine Figur, welche Hindernisse stehen ihr im Weg, wie kommt sie zum Ziel? Ein Thriller braucht natürlich viele Wendungen und Überraschungen. Gruselszenen sind ganz wichtig, ein paar Tote auch nicht schlecht.

Sie sagen, dass Sie ein ängstlicher Mensch sind, der sich beispielsweise vor Kellern fürchtet. Wie kommt sie dann dazu, Thriller zu schreiben?

Kuhn: Ich arbeite damit meine Ängste ab. Sie sind schon sehr viel weniger geworden. Ich habe zwar noch immer Angst vor Kellern, aber nicht mehr vor Dachböden.

Ihr letztes großes Werk, die achtbändige Mysterie-Serie „Das Tal“, ist im Würzburger Arena-Verlag erschienen. Der „Monday Club“ erscheint im Hamburger Verlag Oetinger. Wie kommt's?

Kuhn: Der Oetinger-Verlag ist direkt mit dem Themenvorschlag auf mich zugekommen und mich hat das Thema fasziniert. Ich liebe aber immer noch meinen Arena-Verlag und habe guten Kontakt dorthin.

Der Monday-Club umfasst drei Bände. Sind sie schon alle fertig geschrieben?

Kuhn: Nein. Ich habe lange gebraucht, den zweiten Band vorzubereiten. Jetzt werde ich irgendwohin in ein Schreibcamp gehen. Dann muss der zweite Band in vier, fünf Monaten fertig sein. Im Frühjahr 2016 soll er erscheinen.

Das heißt, als sie mit dem Schreiben des ersten Bandes begonnen haben, stand noch gar nicht fest, wo der dritte Band enden wird?

Kuhn: Doch, das Ende steht von Anfang an fest. Aber wenn man an einem solchen Projekt drei Jahre lang arbeitet, fällt einem ja immer wieder mal was auf oder ein. Die Bilder, die Atmosphäre und die Personen entwickele ich, wenn ich schreibe. Die Geheimnisse und Rätsel, die im ersten Band aufgemacht werden, müssen in den folgenden Bänden gelöst und zusammengeführt werden.

Was macht den Aufwand aus, der sie drei Jahre am „Monday Club“ hat arbeiten lassen?

Kuhn: Ich habe viel gelesen und recherchiert zu Themen wie Schlaflosigkeit oder auch Nahtoderfahrungen. Allein vier Wochen war ich vor Ort in Maine an der Ostküste der USA, um Eindrücke zu sammeln.

Was nimmt man von einer solchen Reise konkret für ein Buchprojekt mit?

Kuhn: Alles. Ich habe alles gesammelt. Stadtpläne, Muscheln, Eindrücke von Kneipen und Restaurants, von der Sprache, vom Lebensgefühl. Manchmal trifft man auch ein Gebäude, das man für die Geschichte brauchen kann. Bei der Reihe „Das Tal“ habe ich keine Reise an den Schauplatz, die Rocky Mountains, gemacht. Das habe ich vermisst.

Weswegen muss ihr neuer Thriller in Maine spielen, ginge nicht auch der Bayerische Wald?

Kuhn: Nein. Es könnte vielleicht in München an der Technischen Universität spielen. Aber in Boston sind Harvard und das Massachusetts Institute of Technology mit den hoch spezialisierten Wissenschaftlern. Dort werden die Theorien, um die es in dem Buch geht, entwickelt. Außerdem brauche ich für meine Geschichten immer Orte, die ganz entfernt sind von mir. Ich brauche eine Sehnsuchtslandschaft, damit ich inspiriert werde.

Wo schreiben Sie?

Kuhn: Ganz verschieden. Gerne in Lohr im Café Mann, ich war auch zweieinhalb Monate auf Sylt. Allerdings schreibe ich nie im Freien. Es soll mich nichts ablenken. Für den zweiten Band gehe ich vielleicht nach Krakau. Da habe ich studiert. Vielleicht auch Leipzig. Es muss nur ruhig sein. Ansonsten brauche ich nur ganz wenig. Bett und Schreibtisch.

Maine, Sylt, Krakau – klingt fast nach Urlaub.

Kuhn: Ist es aber nicht. Das sind manchmal 14 und mehr Stunden am Tag. Ohne Wochenende. Man wacht auch mal nachts um 4 Uhr auf, setzt sich an den Laptop und schreibt.

Ist das Schreiben unter einem solchen Druck dann auch noch Spaß oder reine Arbeit?

Kuhn: Ja. Es ist immer noch Spaß. Aber der Druck ist natürlich enorm. Für mich ist das Entwickeln der Geschichte die schlimmere Phase. Aber wenn die Geschichte steht, ist das Schreiben kein Problem mehr. Ich bin dabei total entspannt und glücklich.

Hat man beim Schreiben auch mal Hänger?

Kuhn: Ja. Dann geht man mal raus oder ruft den Lektor an. Oder man malt sich die Handlung mal wieder auf, macht eine Figurenbeschreibung.

Wer sind Ihre Probeleser?

Kuhn: Die sind schwer zu finden, weil viele zunächst die Schwächen sehen. Man muss aber die echte Story rauslesen können. Meine Tochter hat viel gelesen, Figurenpläne entworfen. Eine befreundete Schriftstellerin hat auch mitgelesen. Und natürlich die Lektoren. Das sind zwei bis drei.

Der „Monday Club“ ist der Spitzentitel und das Titelbild des neuen Oetinger-Kataloges. Mit „Das Tal“ war es bei Arena genauso. Ist das der Ritterschlag für einen Autor?

Kuhn: Klar freut man sich. Man kann als Jugendbuchautorin oder überhaupt als Autorin nicht viel mehr erreichen. Aber ich empfinde es auch als große Verantwortung, sowohl gegenüber den Lesern, als auch gegenüber dem Verlag. Schließlich wird einem großes Vertrauen entgegen gebracht.

Gibt es schon Ideen, was jetzt kommt?

Kuhn: Immer.

Sind Sie abonniert auf Mystery-Thriller in Serie?

Kuhn: Das wollten die Verlage zuletzt. Ich werde aber ganz sicher nie mehr wieder eine achtbändige Serie schreiben. Drei Bände hat man gerade noch so im Blick. Gerne würde ich mal wieder ein Einzelbuch schreiben, weil es nicht ganz so schwierig ist. Es muss auch nicht immer Mystery oder ein Thriller sein. Ich würde auch gerne mal wieder einen Liebesroman schreiben. Ich muss aber auch von meinen Büchern leben. Deswegen muss ich schon schauen, was der Markt und was die Jugendlichen als meine Hauptzielgruppe wollen. Einen Kriminalroman würde ich aber keinen mehr schreiben, weil da der Markt in Deutschland übervoll ist.

Wie gut kann man als Autorin mit Ihrem Status vom Schreiben leben?

Kuhn: Wenn man nicht gerade zwei Jahre recherchiert, ist es gut. Die Recherche muss man zwischenfinanzieren. Das ist ein Risiko, weil man nicht weiß, ob der Markt das Buch akzeptieren wird. Am Ende entscheidet der Leser.

Hätten Sie vor zehn Jahren gedacht, dass sie als Autorin einmal solche Erfolge feiern werden?

Kuhn: Nein, niemals. Ich kann es ja immer noch nicht glauben. Es gibt so viele gute Autoren, die alle mit Leidenschaft arbeiten. Aber ich bin auch ein Kämpfer, kann mich nicht ausruhen. Ich bin jetzt gerade mittendrin und kann mir eigentlich gar nichts anderes mehr als das Schreiben vorstellen.

Weitere Informationen zur Autorin und ihrem neuen Werk unter www.krystyna-kuhn.de und www.monday-club.de

Auftakt zur Trilogie: Autorin Krystyna Kuhn mit dem „Monday Club“. Das Buch ist Spitzentitel im neuen Katalog des Oetinger-Verlages.
Foto: Johannes Ungemach | Auftakt zur Trilogie: Autorin Krystyna Kuhn mit dem „Monday Club“. Das Buch ist Spitzentitel im neuen Katalog des Oetinger-Verlages.
Fett: Mager
Foto: – | Fett: Mager
 
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