
Vor 75 Jahren, am 12. September 1944, geschah im Spessartdorf Ruppertshütten ein grausiges Kriegsverbrechen. Kurz nach Mittag setzte ein viermotoriger US-Bomber, bei dem nach einem Flaktreffer zwei Triebwerke ausgefallen waren, am Ruppertshüttener Waldrand hart auf. Bald darauf traf am Unglücksort ein Jagdkommando aus Würzburg ein, bestehend aus zwei Gestapo-Leuten, vier Kriminalpolizisten, vier uniformierten Polizisten und einem Fahrer.
Für die vier vorgefundenen wehrlosen Besatzungsmitglieder des Flugzeugs, von denen zwei verletzt waren, bedeutete dies den Tod: Sie wurden einer nach dem anderen erschossen. Anschließend wurden die vier ermordeten Fliegersoldaten ins Dorf gebracht und auf dem Ruppertshüttener Friedhof in einem Massengrab verscharrt. Im Bericht des Jagdkommandos hieß es, sie seien auf der Flucht erschossen worden.
Kriegsverbrecher wurden nach dem Krieg erhängt
Nach dem Krieg wurden die drei Männer des Jagdkommandos, die die vier US-Amerikaner erschossen hatten, zum Tod durch Hängen verurteilt; die Urteile wurden vollstreckt. Der Leiter des Jagdkommandos, der nicht selbst geschossen hatte, kam mit einem Jahr Zuchthaus davon.
Die ausführliche Geschichte mit der Stimme eines Zeitzeugen veröffentlichten wir 2004: "Eine schicksalhafte Notlandung im Spessart"
Todesurteile erhielten auch die Befehlsgeber Kurt Hans (Kripochef Würzburg), Otto Hellmuth (Gauleiter Mainfranken) und Richard Schulze (Reichskriminalhauptamt). Allerdings zögerten sie die Vollstreckung mit Rechtsbehelfen und Gnadengesuchen hinaus. Als 1950 ein Exekutionsstopp kam, wurden die Todesurteile in langjährige Freiheitsstrafen umgewandelt – aus denen sie Mitte der 50er Jahre freikamen. Otto Hellmuth nahm sich 1968 das Leben – an Hitlers Geburtstag. Dabei schrieb er, so seine Tochter, mit seinem Blut "Heil Hitler" an eine Wand.