Einstimmig beschloss der Marktgemeinderat, in der jüngsten Sitzung die Beschaffung von zwei Notstromaggregaten für die Wasserversorgung bei längerem Stromausfall einzusteigen. Zuerst soll eine Förderung dafür beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (maximal 50 Prozent Förderung) beantragt werden. Die Antragssummen übersteigen dort aber bereits die verfügbaren Haushaltsmittel. Nach Zu- oder Absage des Programms soll über weitere Schritte entschieden werden.
Die Beratungen erfolgten, nachdem die Stadtwerke Wertheim bei einer Besprechung auf die Notwendigkeit der Notstromversorgung hingewiesen hatten. Bei der Thematik gibt es aber gleich mehrere Unsicherheiten. Bei einem zum Beispiel auf Kreuzwertheim beschränktem Stromausfall können die Stadtwerke mit Aggregaten aushelfen. Sollte der Ausfall jedoch auf größeren Gebieten einschließlich Wertheim entstehen, muss sich der Markt Kreuzwertheim selbst um eine Strom-Notversorgung kümmern, erklärte Bürgermeister Klaus Thoma.
Danach gilt der Katastrophenfall
Gesetzliche Vorgaben sehen vor, dass bei einem Stromausfall die Wasserversorgung drei Tage selbst aufrechterhalten werden muss, danach gilt der Katastrophenfall. Angenommen werde ein Wasserbedarf von 45 Litern pro Tag und Person. Für den Betrieb der beiden Trinkwasserbrunnen der Gemeinde wird ein Aggregat mit 75 KVA Leistung benötigt (Kosten rund 96.000 Euro). Für den Betrieb des Wasserwerks benötigt man wegen des hohen Anlaufstroms der Pumpen zusätzlich ein Aggregat mit hundert bis 125 KVA (circa 131.000 Euro). Um den Betrieb der Wasserversorgung zu gewährleisten, müssten die Geräte circa sechs bis zehn Stunden pro Tag laufen. Danach könnte eines davon für die Abwasserpumpen eingesetzt werden.
"Ein Betrieb der Kläranlage selbst ist mit Aggregaten nicht möglich", betonte der Bürgermeister. Im Preis für die Aggregate ist der erforderliche Transport-Anhänger enthalten, es ist aber wegen des Aggregatgewichts (circa 3,5 Tonnen) ein geeignetes Zugfahrzeug nötig. Der Dieselverbrauch für die Aggregate beträgt bei neun bis zwölf Stunden Betrieb etwa 150 Liter Diesel plus Ad-Blue.
Technisch noch nicht möglich
Eine Versorgung durch die örtliche Tankstelle ist, laut Thoma, bei einem Stromausfall technisch aktuell noch nicht möglich. Zudem müsse ein Stellplatz für die Geräte gefunden werden und sie müssten im monatlichen Turnus in Betrieb genommen werden, um ihre Funktion zu gewährleisten. Thoma erklärte, Bundesregierung und verschiedene Institute schätzten das Risiko für einen solchen großflächigen längeren Stromausfall als sehr klein ein. Aus der gespeicherten Wassermenge im Hochbehälter könne man die Gemeinde ohne Pumpen 24 Stunden mit Wasser versorgen. "Ich sage, ohne Förderung packe ich es nicht an", sagte er zu seiner persönlichen Meinung.
Aus der Reihe des Gremiums wurde vorgeschlagen, mit weiteren Gemeinden im Kreis eine Sammelbestellung der Geräte zu prüfen, um so die Kosten zu senken. Weitere Räte schlugen vor, Aggregate gebraucht zu kaufen. Hingewiesen wurde auch auf die fortschreitende technische Entwicklung. Man solle prüfen, ob es Alternativen zu den Aggregaten gibt, beispielsweise Nutzen gespeicherten Stroms aus dem PV-Park Wiebelbach. Silvia Klee erklärte, es gebe sicherlich ungelöste Probleme bei der Thematik. "Haben wir die Möglichkeit, uns vorzubereiten, bin ich dafür." Thoma ergänzte, auch ein Mietkauf der Geräte inklusiv Wartungsvertrag wäre über die Stadtwerke alternativ möglich.