Seinen 70. Geburtstag feierte am Samstag weitab seiner Lohrer Heimat der Fraktionsvorsitzende der SPD im Main-Spessart-Kreistag, Franz Wolf. Der frühere Stadtrat und ehemalige Rektor der Lohrer Mittelschule sagt von sich: »Für mein Alter geht‘s mir gut«. Er verbringt seinen Ehrentag mit seiner Frau auf einer Südafrika-Reise in Kapstadt.
Vor über einem Jahrzehnt war der Mann mit der ausgeprägten sozialen Ader der große Hoffnungsträger der Lohrer Sozialdemokraten: der damals 57-jährige Reformpädagoge Franz Wolf. 2008 wurde er in Stadtrat und Kreistag gewählt. Aber bei der Lohrer Bürgermeisterwahl hatte er das Nachsehen, wie schon 1999 in Neustadt.
Franz Wolf ist ein waschechter Lohrer Mopper. Am 16. März 1949 als Sohn des Schreiners Anton Wolf geboren, wuchs er in der Vorstadt auf. Er besuchte die Knabenvolksschule, absolvierte den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig des Lohrer Gymnasiums und machte hier 1968 sein Abitur.
Ein Freund der Musik
Schon als zwölfjähriger Gymnasiast trällerte er Kunstlieder, mit 15 hatte er einen kleinen Chor. Das Duo »Wolf und Madeleine« konnte man von 1968 bis 1973 mit Liedern aus 30 Ländern in 22 Sprachen hören, auf vielen Konzerten, teilweise alle zwei Wochen auch im Radio und sogar im Fernsehen.
Studium in Köln
Aber in seiner wilden Jugendzeit wollte Wolf raus aus Lohr. In Köln fing er an, Germanistik und Anglistik zu studieren. Doch er kehrte bald zurück, absolvierte von 1969 bis 1971 in Würzburg ein Studium für das Lehramt an Volksschulen. Er machte in Bonn Examen und bestand in Köln die zweite Lehramtsprüfung.
Seine erste Lehrerstelle fand er im Sauerland. Dort beteiligte er sich am Aufbau einer Gesamtschule und wechselte 1986 ins westfälische Hagen, wo er eine großstädtische Gesamtschule gründen und leiten half.
Um die Jahrtausendwende kehrte er nach Lohr zurück, nicht nur wegen seiner pflegebedürftigen Eltern. Seine Frau fand es hier »viel schöner«.
Rückkehr nach Bayern und Lohr
Der Freistaat Bayern machte ihm die Rückkehr nicht leicht. Wolf, zwischendurch Wirt in Erlach, musste als einfacher Lehrer wieder ein Jahr an der Hauptschule in Lohr und in der mobilen Reserve in Karlstadt anfangen.
Von 2002 bis 2004 wirkte er als Konrektor in Bischbrunn, ehe er 2004 als Nachfolger von Gerold Wandera Rektor der Gustav-Woehrnitz-Mittelschule Lohr wurde und es bis zur Pensionierung Ende Juli 2011 sieben Jahre blieb.
Er hat seinen Job gern gemacht und freute sich, dass Susanne Rinno seine Funktion übernehmen durfte.
Wolf hat der Lohrer Hauptschule zu Ansehen verholfen, für eine freundliche Atmosphäre gesorgt, sich für Schüler und Lehrer eingesetzt, wurde bei der Verabschiedung nach 39 Lehrerjahren hervorgehoben.
Seit 1975 in der SPD
Bereits 1975 war Franz Wolf Mitglied der SPD geworden für die er sich dann ab 2006 in seiner Heimatstadt kräftig engagierte. Seine Kandidatur für den Chefposten im Lohrer Rathaus fädelte Bürgermeister Siegfried Selinger ein, dem Wolfs ruhige, sachliche Argumentation auffiel, die Erfahrung und die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen.
Vermittelnd, ausgleichend, aber auch durchsetzungsfähig zeigte sich der Mann, der kein Parteisoldat ist, aber immer darauf bedacht, Nachfolgern den Weg zu bereiten. So gab er 2017, mitten in der Wahlperiode, sein SPD-Stadtratsmandat zugunsten des jungen Kreisvorsitzenden Sven Gottschalk zurück.
Geblieben ist er im Main-Spessart-Kreistag, wo er seit 2010 die Fraktion der Sozialdemokraten führt. Auch hier würde er an die nächste Generation abgeben, aber auch gerne weitermachen, wenn er noch gebraucht wird. »Es sind genug junge Leute da«, sagt Wolf, sieht allerdings auch die Notwendigkeit, dass bekannte Kandidaten selbst auf hinteren Plätzen Stimmen sammeln müssen.
Benachteiligten eine Stimme zu geben, hat er auch im Sozialverband VdK praktiziert, als Lohrer Ortsvorsitzender ebenso wie als VdK-Kreisvorsitzender von 2008 bis 2016. Heute noch unterstützt er den Kreisvorstand. Er ist häufig unterwegs, will sich auch im Flüchtlings-Helferkreis wieder mehr einbringen.
Reisen sind ihm wichtig. Die Wolfs, die ihr Haus an der Rodenbacher Straße altersgerecht umgebaut, zwei Ferienwohnungen haben und in Erlach Flüchtline beherbergen, waren bereits in den USA, in Indien und Albanien.
Terminkalender jetzt dünner
Der einst übervolle Terminkalender ist dünner geworden. Franz Wolf, der im familiären Kreis mit seinen beiden leiblichen Kindern, dem Stiefsohn und drei Enkeln im Sommer den Geburtstag nachfeiert, nimmt sich wieder mehr Zeit, Freundschaften zu pflegen: »Wir werden privater.«
Vielleicht holt er im Ruhestand wieder seine Gitarre hervor und fängt erneut an zu singen. Er fährt gern Fahrrad »und sonst werde ich ruhiger«.