Einstimmig beschloss der Kreistag am Freitag, die Immobilie Krankenhaus Karlstadt an die Gesundheitszentrum Karlstadt GmbH zu verkaufen. Der Gesamtkaufpreis von 1,815 Millionen Euro teilt sich dabei in 1,05 Millionen Euro Bar- und 765 000 Euro Sachkaufpreis auf, er liegt rund zehn Prozent unter dem gutachterlichen Verkaufspreis.
Mit der Differenz hat der Käufer eingepreist, dass er auf zehn Jahre rund 1250 der übertragenen Grundstücksfläche von 7530 Quadratmeter nicht benutzen kann. Dort wird eine „gemeinwohlorientierte Nachnutzung“ mit Pflege und Altenwohnen stattfinden. Andererseits müsste der Landkreis vermutlich eine Million Euro an Fördergeldern aus der Sanierung zurückzahlen. Falls die Fördermittel-Verhandlungen für den Landkreis ungünstig ausgehen, kann er bis zum 30. November vom Verkauf zurücktreten.
Der „Sachkaufpreis“ besteht aus der mietfreien Überlassung für jeweils fünf Jahre von 850 Quadratmetern Verwaltungsflächen (714 000 Euro), 90 Quadratmetern Lager (21 000 Euro) und zehn Parkplätzen (15 000 Euro) sowie 15 Monate Küchennutzung durch die Heroldstiftung (436 Quadratmeter, 15 000 Euro).
Nach Gebäuden und Grund aufgeteilt entfallen von den 1,815 Millionen Euro 455 000 Euro auf Grund und Boden, 1,023 Millionen Euro auf das Krankenhausgebäude und 337 000 Euro auf das alte Distriktkrankenhaus.
Das Nachnutzungskonzept der Gesundheitszentrum Karlstadt GmbH mit Arztpraxen wurde im Kreistag ebenso wenig erläutert wie die obigen Details zum Kaufpreis. Landrat Thomas Schiebel kündigte dazu aber eine Pressekonferenz an.
Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck (Freie Wähler) lobte, nach sechs Jahren Kampf sei es zu 80 Prozent gelungen, die Nachnutzung mit medizinischer Grund- und Regelversorgung zu garantieren. Auch Kreisrat Manfred Goldkuhle (CSU) aus Karlstadt lobte die Nachnutzung, die auch die Bindung von Fachärzten an die Stadt fördern werde. Zudem würden alle Anforderungen des Klinikums und der Heroldstiftung erfüllt.
Kreisrat Gerhard Kraft (Bündnis 90/Die Grünen) stellte etwas nüchterner fest, der Verkauf entspreche dem Beschluss des Kreistages von 2015 für die medizinische Nachnutzung an geschlossenen Standorten. Deshalb habe es keine Alternative gegeben.
Von „Licht und Schatten“ sprach Kreisrat Gerhard Thumes (Freie Bürger), der für sich in Anspruch nimmt, etwas von Medizin zu verstehen. „Wir haben die Bude vom Hals“ sei die sonnige Seite. Andererseits sei das Einweisungsverhalten der niedergelassenen Ärzte in das Krankenhaus Karlstadt „nicht so toll“ gewesen. Und der Investor unterschätze wohl die Umbaukosten, die zu hohen Mietpreisen der künftigen Arztpraxen führen werden. Auch seien derzeit alle zugelassenen Arztstellen für Karlstadt besetzt, sodass wohl vor allem Belegärzte aus der Chirurgie und Orthopädie als künftige Mieter in Frage kämen. Thumes nannte insbesondere lukrative Knie- und Schulteroperationen (und meinte vermutlich künstliche Gelenke), was aber zu weniger Zuspruch des künftigen Zentralklinikums Lohr führen werde. Trotz alledem stimmten die Freien Bürger dem Verkauf geschlossen zu.
Landrat Thomas Schiebel (Freie Wähler) setzte dem entgegen, die Motivation des Landkreises mit Kreistag und Klinikum Main-Spessart sei gewesen, eine gute Lösung zu finden, nicht eine „Bude“ loszuwerden. Der Landkreis bekomme jetzt zwar keine Garantie und Sicherheit, trage aber auch nicht das Risiko, selbst etwas entwickeln zu müssen.
„Heute ist ein guter Tag für Karlstadt“, stellte Kreisrätin Heidi Wright (SPD, Karlstadt) fest. Zum einen sei der Käufer eine Investorengruppe aus der Region. Und es werde ein wichtiger Eckstein für das Gesamtkonzept der medizinischen Versorgung der ganzen Region gesetzt.