Zehn Kulturschaffende verschiedener Sparten haben am Freitag im Lohrer Starthouse das Kreativnetz Main-Spessart gegründet. Es soll dem gegenseitigen Austausch der Kreativen im Kreis dienen und Sprachrohr gegenüber Kommunen, Behörden und Sponsoren sein. Die Initiative ging von der Lohrer Schriftstellerin Krystyna Kuhn und Antje Molz aus Höchberg aus.
Molz vertritt den Dachverband freier Würzburger Kulturträger und den Bayerischen Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK). Ins Starthouse gekommen waren Kulturschaffende der verschiedensten Sparten wie Malerei, Foto, Musik, Video, Design, Literatur, Journalismus, Philosophie und Veranstaltungsmanagement.
Genau diese Mischung sei das, was als Kultur- und Kreativwirtschaft bezeichnet werde, so Molz: "Branchen, die einen starken kreativen Anteil haben". Die Kreativen arbeiteten eher im Kleinen und insofern wirtschaftlich orientiert, "weil wir von unserer Arbeit leben wollen". Mit ihrem "Input in die Umgebung" seien sie ein wichtiger Standortfaktor, was vielen nicht bewusst sei.
Kulturangebote auch wichtig für Unternehmen
Denn das Kulturangebot sei ein wichtiges Kriterium bei der Unternehmensansiedlung, so Molz. Die Firmen wollten und müssten angesichts des Fachkräftemangels ihren Beschäftigten ein interessantes Lebensumfeld bieten. Ziel müsse es sein, "mittelfristig Kontakte zu etablieren und ein Bewusstsein zu schaffen für die Wichtigkeit der Kreativwirtschaft".
Die öffentliche Verwaltung braucht nach Molz' Worten ein Gespür dafür, welches Potenzial in der Kreativwirtschaft steckt. Die Verbände, die sie vertrete, schrieben es sich auf die Fahnen, "Türöffner zu sein". Denn als einzelner "No-Name-Kreativer" erreiche man weder bei der Wirtschaft noch bei der Verwaltung etwas.
Molz zeigte sich überzeugt davon, dass es auch Würzburg nur dann gut gehen könne, wenn in der Region ringsum "kulturell etwas passiert". Mit einem Stadt-Land-Gefälle gehe das nicht. Das Problem sei derzeit, "dass an allen Ecken und Enden gespart wird", obwohl grundsätzlich Gelder da seien. Das Geld stecke nur in "unfassbar vielen verschiedenen Töpfen".
Diesen "Dschungel" verständen viele nicht, wozu auch das "Antragsdeutsch" eine Menge beitrage. "Diese Fremdsprache haben wir Kreativen nicht gelernt." Einen erheblichen Teil ihrer Verbandsarbeit ist Molz nach eigenen Angaben damit beschäftigt, "zu übersetzen, was in Formularen gemeint ist".
Die meisten Veranstaltungen werden privat organisiert
Die Diskussion drehte sich, da alle anwesenden Kreative aus Lohr waren, hauptsächlich um Lohrer Themen. Georg Fath (Musiker, Musikschulinhaber) meinte, vielen öffentlichen Stellen fehle das Gespür für die Wertigkeit der Kultur. Die meisten Veranstaltungen würden privat organisiert. Was in Lohr fehle, seien der Spessartsommer und der Spessartwinter, die vor Corona das städtische Kulturamt organisiert habe.
Praktisch alles, was in Lohr kulturell passiere, sehe man einmal von der Stadthalle ab, sei privat organisiert, etwa das Stattkino im Mehlingskeller, meinte Gurpret Zagel, die mit ihrem Mann einen Videokanal über Lohr im Internet betreibt. "Was wären wir ohne die Stadtteile und Vereine?", fragte Frank Zagel, der auf das Wombacher Rock Open Air und das Fest des SV Sendelbach verwies.
Was möglich ist, sieht man nach Molz' Worten im Kreis Kitzingen: "Da geht jetzt einiges voran, weil sich ein Netzwerk einen Namen gemacht hat." Roland Pleier (Journalist) meinte, Geld stehe erst an dritter oder vierter Stelle. Vor allem bräuchten die Kulturschaffenden organisatorische Unterstützung. Das Problem sei, dass die Interessen so verschieden seien, "dann kommt Futterneid auf". Benötigt würden Ansprechpartner in der Verwaltung.
Bewusst keine Vereinsstrukturen
Schnell waren sich die Anwesenden einig, ein Netzwerk bewusst ohne Vereinsstrukturen zu gründen. Etwas länger dauerte die Namensfindung, bis man sich auf "Kreativnetz Main-Spessart" einigte – vielleicht mit dem Untertitel "Netzwerk der Kultur- und Kreativwirtschaft im Kreis". Bestehende Strukturen wie die Lohrer Kulturinitiative sollen keinesfalls dadurch ersetzt werden. Angestrebt wird ein Treffen im Monat.