Während viele andere Kulturveranstaltungen in diesem Jahr ausgefallen sind oder ins Frühjahr 2021 verschoben wurden, möchte die Künstlergruppe SpessArt ein Zeichen setzen. Unter dem Motto "Augenlust statt Corona-Frust" lädt sie ab Samstag, 24. Oktober, zu ihrer Jahresausstellung in die Alte Turnhalle in Lohr ein. Wegen der Corona-Einschränkungen muss auf eine Vernissage verzichtet werden.
Sehr überraschend, teilweise befremdlich und verstörend sind die Werke der multimedial arbeitenden diesjährigen Gastkünstlerin Georgia Templiner. Ihre Fotografien und Skulpturen beschäftigen sich mit menschlichen Beziehungen und dem rätselhaften Wechselspiel, dem sie oft ausgesetzt sind.
Roland Schaller nimmt mit seinen Karikaturen ganz gezielt die Thematik der Corona-Pandemie ironisch aufs Korn. So passen etwa in der Zeichnung "Coronare Bürgerwehr" zwei schräge Typen mit Hammer und Knüppel bewaffnet an der Hausecke die nahenden Corona-Viren ab, um sie überfallartig platt zu machen.
Stilisierte weibliche Akte
Außerdem sind von ihm Werke zu sehen, die das Teilmotto der Ausstellung "Augenlust" thematisieren. Die Gemälde zeigen je einen stilisierten weiblichen Akt, der trotz weitgehender Abstraktion durch die sinnenfrohe Ausstrahlung der leuchtenden Farben besticht und eine lebensfrohe Atmosphäre vermittelt. Für Schaller steht hinter seinen Werken die wichtige Botschaft: "Kultur darf in diesen schwierigen Zeiten nicht ganz untergehen."
Das gilt ebenso für den Objektkünstler Udo Breitenbach aus Partenstein. Er legt Wert darauf, dass eine besondere Art von Humor gerade dann unverzichtbar ist, wenn der Alltag von Angst und Unsicherheit geprägt wird. Dies vermitteln seine Arbeiten aus dem Ausstellungsprojekt "CoRoNa DADA", das dieses Jahr bereits in Weimar zu sehen war. Die skurrilen Objets Trouvés (Objekte aus Fundstücken) setzen sich ironisch mit der aktuellen Corona-Pandemie auseinander und tragen Titel, wie PandeME&YOU, MaskenPFLICHT oder CoronaFREI.
Augenlust statt Corona-Frust
Eine Bildfolge mit dem Titel "Der Lauf der Dinge…" stellt in vier Werken den immer wiederkehrenden Jahreskreis dar, der nun jäh durch den Lockdown unterbrochen wurde. Daneben bieten großformatige Wandkollagen auf kreative Weise "Augenlust, statt Coronafrust".
Cornelia Krug Stührenberg thematisiert mit drei Stelen die Einheit von Mensch und Tier, das Wachsen der Pflanzen und die Kraft, die es verlangt, sich von der Schwerkraft hin zur Freiheit zu bewegen. Außerdem präsentiert sie ein Gemälde mit dem Titel "Jamais Vu - Nie Gesehen", auf dem sich ein Mensch mit Maske und ein nächtliches Fabeltier einander mit Schrecken und Staunen begegnen.
Die Beziehung von Mensch und Tier ist auch auf kleineren Werken der Künstlerin zu sehen, die deren Nähe, Konfrontation und enge Verbindung vermitteln. Sie spielen dabei auf die Vermutung an, dass Corona entstanden ist wegen des Missbrauchs von Tieren in Verbindung mit der Gefühllosigkeit und Hybris des Menschen.
Hartwig Kolbs Werke erinnern daran, dass wir uns lange nicht mehr so verletzlich gefühlt haben wie in diesen Zeiten. Nach seiner Beobachtung "sind wir von uns selbst entfremdet, halten uns immer mehr in virtuellen Welten auf, während der Klimawandel voranschreitet und unser Lebensraum unbewohnbar wird".
Mit seiner Serie (wo)men in (e)Motion entblößt Hartwig Kolb die grundsätzliche Verletzlichkeit des Menschen, der sich viel zu oft für unverwundbar hält. Dabei zeigt der Künstler Gestalten, die in sich selbst versunken sind und die uns schutzlos ausgeliefert scheinen. Angesichts allgegenwärtiger sozialer Netzwerke ist so ein "intimer Blick in innere Welten" für den Künstler fast schon eine traurige Selbstverständlichkeit.
Die Künstlerin Bettina Seitz sieht es als eine wichtige Erfahrung, dass die Einschränkungen während der Corona-Pandemie viele Menschen wieder mit einem langsameren Lebensrhythmus vertraut gemacht beziehungsweise konfrontiert haben.
Neue Aufmerksamkeit
Die Künstlerin bewertet dies auch als Chance, eine neue Aufmerksamkeit für die Schönheit und Energie der Natur, die einfachen Dinge des Lebens und die Reflexion nach innen zu entwickeln. Dazu laden ihre Theta-Skulpturen ein. Eine Rückbesinnung, dass sich der Mensch wieder als Teil der Natur und ihres Rhythmus’ empfindet, ist für die Künstlerin ein wichtiger und notwendiger Schritt für das Leben und die Zukunft unseres Planeten.
Jahresausstellung SpessArt