
In diesem Jahr steht die Ausstellung der Künstlergruppe Spess-Art in der Alten Turnhalle unter dem Thema »unterwegs«. Ab Samstag, 2. November, können sich die Besucher mit den Künstlern auf eine kreative Reise begeben. Dabei hat jeder Künstler einen eigenen Zugang gewählt.
Den kritischen Blick auf den Tourismusboom findet man ebenso wie das Eintauchen in Fantasien, die Umwelt oder eine emotionsgeladene Reise nach innen bzw. an den Rand des Lebens. Auch die Suche nach neuen künstlerischen Techniken und Darstellungsmöglichkeiten kann ein Signal für einen Aufbruch sein.
Stelen und Köpfe
Cornelia Krug Stührenberg zeigt unter dem Titel »Vielfalt« eine Reihe von Stelen. Sie umspielen das Thema, das sie schon länger beschäftigt. Es geht dabei um die Erscheinungsformen der Natur und wie sie uns in der Tier- oder Pflanzenwelt, im Reichtum an Erden und Gesteinen oder in den Elementen wie Wasser und Luft begegnen. Als Kontrast werden die Stelen flankiert von zwei Köpfen in Lavasand und Ölfarbe mit den Titeln »Schwarze Mona Lisa« und »Othello«.
Hartwig Kolb hat sich diesmal für eine Rauminstallation entschieden. Die vier waagrechten Tableaus beziehen sich auf das Lebensende, die Lebensbürde und den Ballast, den jeder zu tragen hat. Daran schließt sich ein dreiteiliges Bildwerk an der Wand an. Ausgehend von einem Gedicht neben den Kunstwerken von Kolb symbolisieren seine Bilder die letzte Reise eines Menschen. Innerhalb der Hufeisenform durch Stellwände soll mit diesen Kunstwerken ein Ort der Kontemplation dieses nachdenklich stimmenden Abschieds entstehen.
Udo Breitenbach, bekannt als Objektkünstler, ist mit seinen wie immer ironischen Objet Trouvé unterwegs zu neuen Einsichten und ermöglicht dabei überraschende Einblicke. Jedes seiner Objekte spielt mit einer ganz eigenen Perspektive, die verschiedene Anregungen vermittelt. Manchmal ist der Blick verstellt wie beim Objekt namens »beziehungsweise«. Oder der Künstler verunsichert die Besucher mit einer Installation unter dem Titel »Entweder die Kunst sagt einem etwas oder eben nicht!«. Aber er bietet unter anderem auch ein »Ambulantes Trostpflaster« für unterwegs an und ein praktisches »Analog-Navi« mit »Ersatz-Röhren«.
Der Albtraum Venedigs
Roland Schaller nimmt das Thema »unterwegs« sehr unterschiedlich auf. So zeigt seine Zeichnung »Serenissima« sehr drastisch das Missverhältnis zwischen der ständig wachsenden Flotte der Kreuzfahrt-Kolosse und der fragilen Stadt Venedig. Diese Szene ist ein Sinnbild der menschlichen Hybris, des gedankenlosen Konsums und zugleich der schlimmste Albtraum der bedauernswerten Venezianer. Aber Schaller ist auch »Unterwegs in Lohr«, wo er auf die vertraute Ansicht des Lohrer Schlosses trifft, dessen Türme momentan eingerüstet sind. Der Verfremdungseffekt durch das Gestänge der Gerüste und die übereinander angeordneten Arbeitsflächen führt zu einem ungewöhnlichen ästhetischen Reiz, der an ostasiatische, turmartige Pagodenarchitektur erinnert.
Bettina Seitz zeigt Wandreliefs und Skulpturen, die von der transformativen Kraft langsamer, meditativer und kollektiver Bewegung inspiriert sind. Dabei wollen die Figuren an Frauen und Männer in einheitlichen, roten, wallenden Kleidern erinnern, die als Klima Aktivisten weltweit an den Extinction Rebellion Protesten teilnehmen.
Einfühlsame Botschaften
Ihr friedliches und stilles Auftreten soll den Zuschauern fast einfühlsam ihre Botschaft vermitteln. In weiteren Skulpturen von Paaren ist diese transformative Energie auf mehr individueller Basis dargestellt und soll sinnbildlich andeuten, dass wir mit allen Wesen verbunden sind.
Gastkünstler ist in diesem Jahr der in Aschaffenburg geborene und jetzt in Irsee im Allgäu lebende Bildhauer Christian Rudolph. Er zeigt seine eindrucksvollen plastischen Arbeiten, die er vorwiegend als geschweißte Hohlkörper in intensiv empfundener Bewegung präsentiert. Über seine von Leichtigkeit getragene Gestaltungsweise sagt der international auf Ausstellungen und Kunstmessen vertretene Künstler: »Was mich immer wieder fasziniert ist die Möglichkeit, eine vage Vorstellung einer Plastik im Kopf zu haben, sie zu konstruieren, weiter zu entwickeln, zu beobachten, den Zufall einzubeziehen, eventuell steuernd einzugreifen, um sie schließlich handwerklich auszuführen.«

