
Die Duttenbrunner Kirchengemeinde darf seit kurzem ein besonders ausgefallenes und wertvolles Evangeliar ihr Eigen nennen.
"Es ist ein Zeichen der Dankbarkeit", nennt Georg Hartmann, Pfarrer im Ruhestand, seinen Beweggrund für das Geschenk an die Kirchengemeinde. Denn schließlich habe hier in der Duttenbrunner Kirche, wo er vor gut 68 Jahren getauft wurde, sein Glaubensweg begonnen. Und mit seiner Versetzung in den Ruhestand vor einem guten Jahr kehrte der Geistliche wieder in seinen Heimatort zurück und feiert seitdem regelmäßig die Gottesdienste mit den Gläubigen.
Einen Wert von 25.000 Euro hat das in vergoldetem Silber gearbeitete Evangeliar, welches in der Gemeinde, nach Wunsch von Hartmann, bei festlichen Gottesdiensten Verwendung finden soll. Behutsam hebt Hartmann das kostbare Werk aus dem Aluminiumkoffer und zeigt auf die Vorderseite des Buches. Hier ist der blinde Bartimäus, der von Jesus das Augenlicht neu empfängt und ihm auf seinem Weg nach Jerusalem folgt, abgebildet mit zum Himmel gestreckten Händen.

Umgeben ist die eindrucksvolle Szene von den Namen der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. "Die vier Evangelisten in den Ecken sind die Garanten für die Herrlichkeit des Wort Gottes", erklärt der 68-Jährige, nach dessen eigenen Ideen das Werk entstanden ist. Die Rückseite zeigt ein Bild vom Zug der Israeliten durch die Wüste, angeführt von der Feuersäule Gottes. Hier sind in den Ecken die vier wichtigsten Propheten dargestellt.

Wie bei alten Evangelienbüchern üblich, ist das Buch mit schweren Metallschließen verschlossen. Die obere Schnalle zeigt die Heilige Margareta, die Duttenbrunner Kirchenpatronin, die untere Schnalle ziert das Bild des Heiligen Georg, Namenspatron des Stifters. "Das hat der Goldschmied wirklich sehr gut hinbekommen", schwärmt Hartmann von der aufwändigen Arbeit des Würzburger Goldschmiedemeisters Michael Amberg.
Den roten Buchrücken zieren in goldener Schrift die griechischen Worte "Hagios, Hagios, Hagios", was "Heilig, heilig, heilig" bedeutet.
"Als Kinder wurden wir einerseits dazu erzogen, in der Kirche eine doppelte Kniebeuge zu machen. Aber das Evangeliar, das Wort des Lebens, wurde früher einfach zugeklappt und unter den Ambo gelegt – das ist kein guter Umgang", meint Hartmann. Ihm ist es jedoch wichtig, etwas so Kostbares wie das Wort Gottes entsprechend zu präsentieren und zu würdigen.
"Wenn die Tora in die Gemeinde getragen wird, ist sie schließlich auch eingepackt", zieht der Geistliche den Vergleich zur Heiligen Schrift der Juden. Den vergangenen Sonntag als Termin für die Vorstellung und offizielle Übergabe des kostbaren Evangeliars an die Kirchengemeinde hat der Duttenbrunner bewusst gewählt. "Es steht für das Sehnen nach Licht, deshalb habe ich mich für den ersten Advent entschieden", erklärt Hartmann, während er das wertvolle Buch behutsam in den eigens dafür vorgesehenen Koffer zurücklegt.

