130 Besucher, darunter viele Förster und in Naturschutzverbänden Engagierte diskutierten im Anschluss an Hubert Weigers Vortrag im Rothenbucher Gasthaus Löwen noch über „Nutzung und Schutz der Spessartwälder“. Der stellvertretende BN-Landesvorsitzende Sebastian Schönauer führte geschickt durch den Abend und ermöglichte eine, trotz der sensiblen und emotionalen Gemengelage, sehr sachliche Diskussion.
Im Anschluss an die Präsentation von Hubert Weiger, dem Landesvorsitzenden des BN, gab es zahlreiche engagierte Redebeiträge. Die Diskussionsrunde eröffnete Laufachs Bürgermeister Valentin Weber. Er ist Vorsitzender des Verbands der Spessartforstberechtigten, dem in den Landkreisen Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg 30 Gemeinden angehören. Weber äußerte seine Besorgnis um den Erhalt der grundbuchamtlich verbrieften Brennholzrechte. Das Rechtlerholz sei in den letzten Jahren für die Menschen im Spessart immer wichtiger geworden. Doch Weber bekannte sich auch zur Nachhaltigkeit. „Wir lieben den Spessart und möchten, dass ihn auch unsere Nachkommen noch nutzen können.“ Er äußerte die Hoffnung, dass es gelingen möge, Nutzung und Schutz auszubalancieren.
Förster weisen auf Bemühungen hin
Auch Volkmar Zankl, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Rothenbuch, stimmte Weigers Idee, einen runden Tisch zu bilden, zu. Er wies zwar einige Vorwürfe des Naturschützers zurück, dankte aber für den sachlichen Vortrag. Er verwies darauf, dass sich auch die Förster als Naturschützer verstehen, was beispielsweise an dem seit etwa zwei Jahrzehnten richtungsweisenden Rothenbucher Totholzkonzept deutlich werde.
Axel Reichert, Naturschutzbeauftragter der Bayerischen Staatsforsten für Nordwest-Bayern und BN-Mitglied, erklärte, seit 2007 habe allein der Rothenbucher Forstbetrieb 1300 Hektar (etwa acht Prozent der Gesamtfläche) als Naturwaldreservat aus der Nutzung genommen. Auch der Hiebsatz sei reduziert worden. Obwohl für den Naturschutz mehr als je zuvor getan werde, seien Förster massiven Angriffen von Naturschützern ausgesetzt, weshalb einige aus aus dem BN ausgetreten seien.
Weiger: Falsche Weichenstellungen
Sein Kollege Sebastian Duschner mochte als Förster nicht länger als Halbkrimineller hingestellt werden und kritisierte die Zusammenarbeit örtlicher BN-Funktionäre mit Greenpeace. Hier hakte Hubert Weiger ein. Wenn die Bayerischen Staatsforsten Akzeptanz wollten, müssten sie für Transparenz sorgen. Das sei ein Grundprinzip der Demokratie. Aktuell erhielten die Naturschutzverbände aber kaum Informationen über das Geschehen im Wald. Der BN greife nicht die Förster als verantwortlich für Missstände an, sondern übe Kritik an den zu großen Revieren nach der Forstreform. Eine differenzierte Forstwirtschaft sei nur mit Menschen, nicht mit Maschinen möglich. Hier sei es zu falschen Weichenstellungen gekommen, die korrigiert werden müssten.
Rothenbuchs Bürgermeister Gerd Aulenbach sah folgende Kernfragen: „Welche Flächen können als Schutzgebiet ausgewiesen werden? Wo und wie viel?“ Ein runder Tisch, an dem alle Interessengruppen auch auf Forderungen verzichten müssten, sei überfällig.
Weiger griff das gerne auf. „Wir wollen vom Konflikt zur Kooperation kommen.“ Er kündigte in einem Jahr eine weitere Veranstaltung in Rothenbuch an. Sein Stellvertreter Schönauer bat darum, die Belastungen durch den Schutz alter Wälder zu relativieren. „Andere haben als Belastung einen Flughafen, wir dürfen neben alten Wäldern wohnen.“