
Wenn Ende des Jahres die Stadtbücherei Marktheidenfeld in den Neubau in der Schmiedsecke ziehen wird, werden sich nicht nur die Adresse und Name ändern, auch sonst gibt es einige Neuerungen im Konzept.
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Stadtmarketing, Tourismus und Kultur stellte Büchereileiterin Susanne Wunderlich das Konzept für die Stadtbibliothek vor – so dann der neue Name. Die neue Bibliothek soll eine zeitgemäße Kultur- und Bildungseinrichtung sein, in der es nicht nur gedruckte Bücher gibt, sondern auch digitale Medien wie eBooks, Zugänge zu Online-Datenbanken und „allen Quellen des Markts“, so Wunderlich.
Deutlich ändern werden sich bei der Stadtbibliothek die Öffnungszeiten. Zur Zeit hat die Bücherei pro Woche 24,5 Stunden verteilt auf sechs Tage zu sehr unregelmäßigen Uhrzeiten geöffnet. „Im Vergleich mit ähnlichen Stadtbüchereien ist das schlecht“, sagt die Büchereileiterin. Die Büchereien in Karlstadt, Ochsenfurt oder Veitshöchheim hätten beispielsweise mehr als 30 Wochenöffnungsstunden.
Darum soll auch die Marktheidenfelder Bibliothek länger und regelmäßiger auf haben. Insgesamt 33 Stunden soll die Stadtbibliothek dann von Montag bis Samstag geöffnet haben. Die Uhrzeiten werden sich in den Vormittag verschieben, an jedem Tag soll ab 10 Uhr geöffnet sein. Montag, Mittwoch und Samstag schließt die Einrichtung um 13 Uhr, sonst um 18 Uhr.
„Wir werden das ein Jahr lang beobachten, wie die Zeiten ankommen und dann eventuell anpassen“, ergänzt Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder. „Beim neuen Bürgerbüro haben wir das auch so gemacht.“ Die Personalstellen sollen von rechnerischen 2,44 Stellen auf 2,77 aufgestockt werden – ein im Vergleich mit vergleichbaren Büchereien niedriger Wert.
Durch die längeren Öffnungszeiten und die Innenstadtlage soll die neue Stadtbibliothek ein Anlaufpunkt für alle sein – durch die Barrierefreiheit auch für Menschen mit Behinderung oder Familien mit Kleinkindern.
Auch soll es weiterhin kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit etwa dem Franck-Haus, Schulen, Kindergärten und dem Jugendzentrum geben. Vielleicht sollen auch Buchhandlungen als Partner dafür gewonnen werden. Geplant ist eine jährliche literarische Veranstaltungsreihe. Durch die dann räumliche Nähe zur Volkshochschule soll es ab Frühjahr 2018 eine Zusammenarbeit bei den Deutsch-Sprachkursen geben, eventuell mit „verpflichtenden“ Besuchen der Stadtbibliothek, um das Medien- und Informationsangebot dort kennenzulernen.
Große Änderungen wird es bei der Ausleihe von Büchern und Medien geben. Die werden alle eine RFID-Chip (Radio Frequency Identification) erhalten, mit dem die Besucher der Stadtbibliothek an einer dafür vorgesehenen Station die Medien selbst ausleihen können. Die Station kommuniziert über Funk mit dem RFID-fähigen neuen Büchereiausweis und dem Chip im Medium und „entsichert“ es, damit es der Besucher mitnehmen kann. „Das kennt man beispielsweise auch aus Kaufhäusern so“, sagt die Leiterin. Personal werde für die Ausleihe also nicht mehr gebraucht.
Abgegeben werden können die Bücher während der Öffnungszeiten in der Bibliothek oder rund um die Uhr an einer Außenrückgabestelle. „Wir haben dann mehr Zeit, die Besucher zu beraten“, erklärte Wunderlich. Diese Technik wird bereits in der Stadtbücherei in Würzburg verwendet. Zwei Monate wird es laut Wunderlich etwa dauern, in die etwa 25 000 Bücher im Bestand die scheckkartengroßen RFID-Chips einzukleben.
Die Gebührenordnung der Bibliothek soll dahin erweitert werden, dass eine Beschädigung des RFID-Chips zwei Euro kosten soll. Geändert wird auch die Kosten für die Benutzung der dann sieben Computerarbeitsplätze. Für eine Viertelstunde Internetnutzung wurden bisher 50 Cent verlangt. In der neuen Stadtbücherei wird das – ebenso wie die Nutzung des WLAN im Gebäude – kostenlos sein. „Es macht keinen Sinn, wenn die Stadt freies WLAN anbietet, wir aber Geld dafür verlangen“, sagt Wunderlich.
Der Umzug Ende des Jahres soll erst erfolgen, „wenn die neue Bibliothek bis ins letzte Detail fix und fertig ist“, so Wunderlich. Eine Woche davor soll die Bücherei für den Umzug mit Hilfe des Bauhofs geschlossen sein.
Die Mitglieder des Ausschusses lobten das geplante Konzept, besonders die „nur moderate Erhöhung des Personalbedarfs“. Der Ausschuss empfiehlt dem Stadtrat, das vorgelegte Konzept für die neue Stadtbibliothek so zu beschließen.