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Lohr
Kontaktverfolgung: Warum MSP die Luca-App noch nicht nutzt
Beim Betreten beispielsweise eines Geschäfts scannt der Nutzer der Luca-App den QR-Code mit dem Smartphone, das Ausfüllen von Zetteln entfällt. Sportvereine, Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte stehen in den Startlöchern, um mithilfe der Luca-App die Kontaktverfolgung während der Corona-Pandemie zu vereinfachen und zu verbessern. Doch einer sinnvollen Nutzung der App steht bislang das Staatliche Gesundheitsamt Main-Spessart im Weg: Es hinkt technisch hinterher.
Foto: Thomas Josef Möhler | Beim Betreten beispielsweise eines Geschäfts scannt der Nutzer der Luca-App den QR-Code mit dem Smartphone, das Ausfüllen von Zetteln entfällt.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:31 Uhr

Sportvereine, Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte stehen in den Startlöchern, um mithilfe der Luca-App die Kontaktverfolgung während der Corona-Pandemie zu vereinfachen und zu verbessern. Doch einer sinnvollen Nutzung der App steht bislang das Staatliche Gesundheitsamt Main-Spessart wie ein "Flaschenhals" im Weg: Es hinkt technisch hinterher.

Die Luca-App funktioniert wie eine virtuelle Visitenkarte. Die Nutzung der App wäre für die Fußballer des TSV Lohr eine immense Erleichterung bei der Kontaktverfolgung, wenn sie wieder mit Training und Sportveranstaltungen beginnen könnten, sagte Christian Lembach im Gespräch mit unserem Medienhaus. Er ist sportlicher Leiter der Fußball-Abteilung des TSV.

Die Abteilung ist nach seinen Worten startklar: "Wir haben die Luca-App schon installiert und Luca-Locations zum Einchecken wie den Kunstrasenplatz, den Hauptplatz, die Geschäftsstelle und das Vereinsheim angelegt." Die App reduziert nach Lembachs Worten die Bürokratie, ist datensicher und intuitiv zu bedienen.

Direkte Schnittstelle

Sportler und Besucher könnten mit ihren Smartphones in die jeweiligen Örtlichkeiten einchecken. Entfernten sie sich einen bestimmten Abstand davon, "werden die Jungs automatisch ausgecheckt", so Lembach. Der große Mehrwert der App ist – neben der einfachen Handhabung statt der bisherigen Zettelwirtschaft – laut Lembach die direkte Schnittstelle zur Sormas-Software der Gesundheitsämter.

Doch das Gesundheitsamt Main-Spessart arbeite noch nicht mit Sormas. Das habe der TSV bereits vor über drei Wochen von der Behörde erfahren. Seither habe sich nichts geändert. Ohne die Schnittstelle zu Sormas könne die Abteilung die App zwar lokal nutzen, aber bei einem festgestellten Infektionsfall keine Daten ans Gesundheitsamt übermitteln.

"Wenn das Gesundheitsamt die Schnittstelle hergestellt hat, können wir sofort loslegen", betonte der sportliche Leiter der TSV-Fußballer. "Bis dahin müssen wir weiter Zettel ausfüllen." Ohne die Schnittstelle nutze auch die landesweite Luca-Lizenzierung nichts, die das bayerische Kabinett in der vergangenen Woche beschlossen habe. Danach wird das Digitalministerium eine landesweite Lizenz für Luca erwerben.

Auch die TSV-Handballer würden die Luca-App gerne nutzen, berichtete Christiane Werthmann. Bislang müssten alle in Listen registriert werden, die beispielsweise bei einem Training dabei seien, Sportler, Trainer, Betreuer und Besucher. Bei einem Spiel müssten sich dann auch noch die Zuschauer eintragen, "dann haben wir eine Kiste mit Zetteln".

Die Luca-App wäre nach Werthmanns Worten für den Trainingsbetrieb der Handballer eine "wahnsinnige Erleichterung". Es könne nicht sein, dass jetzt viele Vereine und andere Organisationen eigene Lösungen zur Kontaktverfolgung erarbeiteten: "Man muss sich für ein System entscheiden und es ausprobieren, dann sieht man schon, wo noch Probleme sind."

40 Prozent schon dabei

Zwischen 30 und 40 Prozent der Mitgliedsgeschäfte der Lohrer Werbegemeinschaft hätten sich bereits bei der Luca-App registriert, "Ende nächster Woche werden es wohl 60 bis 70 Prozent sein", teilte Vorsitzende Angelika Winkler mit. In Nachbarstädten sehe es ähnlich aus. Auch Nichtmitglieder setzten auf Luca, weil seit der Entscheidung der Staatsregierung klar sei, welche App verwendet werde.

Das Einchecken mit der Luca-App statt mit ausgefülltem Zettel ist nach Winklers Worten eine "sehr feine Sache". Allerdings arbeite das Gesundheitsamt Main-Spessart nach wie vor nicht mit der Sormas-Software. Bereits Ende Februar habe die Werbegemeinschaft deswegen beim Landratsamt angefragt.

"Wir haben unseren Job gemacht", betonte Winkler, "das Gesundheitsamt macht seinen Job nicht, obwohl die Verwendung der App seit Monaten im Gespräch ist." Die Behörde müsse alles versuchen, um dem gebeutelten Einzelhandel Erleichterungen zu verschaffen. "Landrätin Sabine Sitter muss handeln, bevor noch mehr wertvolle Zeit verloren geht", forderte Winkler.

Anweisungen abwarten

Auf Anfrage der Redaktion erklärte die Pressestelle des Landratsamts, das Gesundheitsamt Main-Spessart werde mit Sormas arbeiten, sobald alle erforderlichen Schnittstellen und notwendigen Voraussetzungen vorhanden seien. Nach Angaben von Tina Starck ist Sormas "seit längerer Zeit installiert". Damit arbeiten werde das Gesundheitsamt, "sobald die notwendige Schnittstelle vom Softwareanbieter unserer Fachanwendung zur Verfügung steht".

Starck versicherte, das Gesundheitsamt werde selbstverständlich den Willen der Staatsregierung erfüllen, zur Kontaktverfolgung auch die Luca-App zu nutzen: "Sobald die genauen Anweisungen vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege vorliegen, werden diese entsprechend umgesetzt."

Luca-App und Sormas

Luca ist eine App, ein Programm für ein Smartphone. Mit der App lassen sich während einer Pandemie Kontaktpersonen nachverfolgen und gefährdete Personen benachrichtigen. Entwickelt wurde die App vom Berliner Start-up Nexenio GmbH, einer Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts. Botschafter für die App ist Rapper Smudo von den Fantastischen 4. Veranstalter, Geschäftsinhaber, Sportvereine und andere Institutionen können mit der App Orte definieren, für die ein QR-Code generiert wird.
Nutzer der App, die ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, können durch das Scannen des QR-Codes in das jeweilige Geschäft, eine Sportveranstaltung oder ein Konzert einchecken. Die App funktioniert wie eine virtuelle Visitenkarte, das Ausfüllen von Zetteln entfällt. Fehlerfrei funktioniert die App noch nicht. So ist es dem Satiriker Jan Böhmermann gelungen, von zuhause aus per QR-Code als "Michi Beck" (ein weiteres Fanta-4-Mitglied) nachts in den Zoo von Osnabrück einzuchecken.
Der große Vorteil der Luca-App liegt darin, dass sie eine direkte Schnittstelle zur Sormas-Software der Gesundheitsämter bietet. Sormas ist ein Computerprogramm zum Management von Maßnahmen zur Epidemiebekämpfung. Hat eine infizierte Person eine Veranstaltung besucht, kann das Gesundheitsamt die anderen gefährdeten Besucher ermitteln. Nur für die Gesundheitsämter sind die persönlichen Daten der Luca-App einsehbar. Allerdings arbeitet nur etwa die Hälfte der 376 Gesundheitsämter in Deutschland bislang mit Sormas.
(METJM)
 
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Kommentare
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  • thomasnaffin@web.de
    Liebe Mainpost,
    weshalb wird hier nur einseitig und positiv über diese Luca App berichtet?
    Datenschützer haben große Bedenken bei dieser App.
    https://www.ccc.de/de/updates/2021/luca-app-ccc-fordert-bundesnotbremse
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