Erst waren es an den Schulen ein paar PCs, dann wurden schon vor Jahrzehnten Sprachlabore zu Computer-Sälen umgebaut. Inzwischen sind Schulen mit interaktiven Tafeln, WLAN für Schüler und Lehrer, Dokumentenkameras sowie mobilen Endgeräten ausgestattet. Oft wird diese IT-Infrastruktur "nebenher" von computeraffinen Lehrern betreut, was kaum noch zu leisten ist. Die Kommunale Allianz "Main-Wein-Garten e.V." macht damit Schluss: Die Schulen in der Trägerschaft der Mitgliedskommunen Erlabrunn, Himmelstadt, Leinach, Margetshöchheim, Retzstadt, Thüngersheim, Zell am Main und Zellingen teilen sich einen IT-Fachadministrator.
Am 2. Oktober war der erste Arbeitstag von Steven Gonzka. Er freut sich auf die neue Herausforderung, zuletzt arbeitete der 40-jährige Informatikkaufmann für die Raiffeisenbank Main-Spessart. Er betreut mit der Grundschule Zellingen auch die von seiner Tochter besuchte Schule.
Bei seiner Vorstellung sprach Retzstadts Bürgermeister Karl Gerhard als zweiter Vorsitzender der Allianz von einer Vorreiterrolle. Die Herausforderung liege auch darin, dass alle Schulen "gewachsene" und damit unterschiedliche Systeme haben. Manche seien noch auf dem Stand des 20. Jahrhunderts. Sie sollen auf einen einheitlichen Standard gebracht werden, um die Betreuung zu vereinfachen. Der Aufgabenbereich reicht von der Planung und Umsetzung der schulischen IT-Bildungsinfrastruktur über die Konfiguration und Pflege der System- und Anwendungssoftware samt Fehlerbeseitigung sowie Beschaffung von Hard- und Software bis zu Backup-Lösungen, Dokumentation und Schulung des Schulpersonals.
Glasfaseranschluss für die Schulen ist ein Thema
Bis Steven Gonzka die Systeme der acht Schulen vorwiegend von seinem Schreibtisch aus per Fernwartung betreuen kann – sein Büro wird an der Mittelschule Zellingen eingerichtet – wird es wohl noch dauern. Vielmehr wird er vieles nur vor Ort lösen können, deshalb gehört zur unbefristeten Vollzeitstelle auch E-Auto als Dienstwagen. Ein aktuelles Thema sind auch leistungsfähige Internetzugänge für die Schulen per Glasfaseranschluss.
"Die Geräte werden inzwischen kräftig gefordert", bemerkte Zellingens Bürgermeister Stefan Wohlfart. Damit meint er zum Beispiel den "Digitalpakt Schulen", "aber bei der Endbetreuung werden wir vorgeführt". Genau hier steuert die ILE Main-Wein-Garten gegen. Im Juni 2022 gab es eine Umfrage bei den acht Mitgliedskommunen zur Situation im IT-Bereich der Verwaltungen und Schulen (in Trägerschaft der Gemeinden). Insbesondere bei den Schulen sahen die acht Bürgermeister dringenden Handlungsbedarfs. Nachdem die Digitalisierung an Schulen während der Corona-Pandemie deutlich Fahrt aufgenommen hatte, konnte es mit der bisherigen "Nebenherbetreuung" durch Lehrer, teils mit stundenweiser Unterstützung durch Firmen, nicht mehr weiter gehen. Vielmehr wird qualifiziertes Fachpersonal zur Administration der digitalen Infrastruktur benötigt. Andererseits könnte eine Gemeinde alleine keinen attraktiven Vollzeit-Arbeitsplatz bieten.
Mit der ILE "Südost 7/22" gab es im Landkreis Kitzingen bereits ein Praxisbeispiel. Das überzeugte auch die kommunalen Gremien, bis Ende 2022 stimmten alle acht Gemeinderäte zu. Zudem konnte der erste Vorsitzende und Thüngersheimer Bürgermeister Michael Röhm zusammen mit der Geschäftsführerin Anna Klüpfel eine Förderung akquirieren. Die Regierung von Unterfranken unterstützt das Projekt mit 90.000 Euro aus dem Fördertopf zur interkommunalen Zusammenarbeit. Auch das Ziel, die gemeinsame IT-Fachkraft zum Start des neuen Schuljahres begrüßen zu können, wurde nun erreicht.