
Gegen Ende unseres fast vier Stunden langen Gesprächs fragte mich Michael Leiß: "Welchen Medien kann ich denn vertrauen?" Ich hätte natürlich ganz bieder antworten können: "Uns. Wir sitzen hier mit Ihnen. Wir waren vor Corona für Sie da, wir werden es auch danach noch sein."
Doch diese Antwort wäre zu idealistisch gewesen. Manche würden es "naiv" nennen. Denn auch wir machen Fehler oder geben den falschen Menschen eine Plattform. Auch wir schreiben manchmal mit zu viel Schaum vor dem Mund – oder zu wenig.
Aber während wir in den Redaktionen über die "Wahrheit" streiten (abstrakt, ich weiß), versuchen die Ken Jebsens, Bodo Schiffmanns dieser Welt mit bewussten Falschinformationen und Verschwörungsmythen einen fruchtbaren Diskurs zu zerstören. Damit verhöhnen sie inzwischen über eine halbe Million Corona-Tote weltweit und lenken vor den wirklichen Herausforderungen der Krise ab. Gerne würde ich einen Jebsen persönlich mit seinen eigenen Verschwörungsmustern konfrontieren: "Wer profitiert denn durch das Coronavirus mehr als Sie?"
Und trotz aller Kritik an den Corona-Demonstranten und den "alternativen Medien" bin ich im Grunde froh, dass es sie gibt. Sie zeigen ironischerweise genau das, was laut ihnen scheinbar in Deutschland fehlt: Meinungsfreiheit, einen funktionierenden Rechtsstaat und bundes- sowie weltweit guten Journalismus. Letzteren zu finden, ist anstrengend. Meine Faustregel als Leser: Impressum checken, Autoren googlen, Quellen und deren Quellen tatsächlich lesen.
Was habe ich Michael Leiß also geantwortet: Er wird mit seiner Darstellung wahrscheinlich nicht zufrieden sein. Auch die anderen Protagonisten werden ähnlich empfinden. Ich gebe ihm aber mein Wort drauf, so "wahr" wie möglich über unser Gespräch zu schreiben, auch wenn ich ihm in seinen Aussagen widerspreche. Genau dieser Anspruch ist der wirkliche Unterschied zwischen uns "etablierten" und den "alternativen" Medien.