zurück
Karlstadt
Koffer aus rotem Sandstein erinnern an drei kleinen Denkorten an die Deportation
Bei der Aufstellung der Gepäckstücke zur Erinnerung und Mahnung an die Deportation sprachen (von links) Bürgermeister Michael Hombach, Benita Stolz, Vorsitzende Verein 'Denkort Deportationen', Dr. Riccardo Altieri, Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur Unterfranken und Michael Meisenzahl, Rektor der Konrad-von-Querfurt-Mittelschule Karlstadt.
Foto: Jürgen Kamm | Bei der Aufstellung der Gepäckstücke zur Erinnerung und Mahnung an die Deportation sprachen (von links) Bürgermeister Michael Hombach, Benita Stolz, Vorsitzende Verein "Denkort Deportationen", Dr.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 15.07.2023 05:39 Uhr

Ein Koffer aus Sandstein mit einem dezenten Judenstern darauf erinnert im Ringpark daran, dass auch Juden aus Karlstadt im Jahr 1941 von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Weitere steinerne Gepäckstücke wurden im Zusammenarbeit mit dem Verein "Denkort Deportationen" aus Würzburg bei den ehemaligen Synagogen in Laudenbach und Wiesenfeld aufgestellt. Ihre Gestaltung geht auf ein Projekt an der Karlstadter Mittelschule in den Jahren 2020 und 2021 zurück.

Bei der feierlichen Aufstellung sprach Bürgermeister Michael Hombach von einem besonderen Tag. Traditionelle Klezmermusik, gespielt von Daniela Schirmer und Bettina Röthlein auf Querflöten und von Georg Schirmer am Klavier, zeigten akustisch, dass es nicht irgendeine Feierstunde war. Der Koffer aus rotem Sandstein samt gröber gearbeitetem Sockel war vorab aufgestellt worden. Der Bürgermeister richtete auch Grüße samt Anerkennung aus von Dr. Josef Schuster, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden.

Die Gepäckstücke entstanden im Jahr 2021 beim Steinmetzbetrieb Dittmaier in Wernfeld nach Vorlagen von Mittelschülern der damaligen neunten Klasse der Konrad-von-Querfurt-Schule. Dabei handelte es sich um Koffer, oft aus Pappmaché, mit Alltagsgegenständen darin. Schon in der achten Klasse hatten sie sich mit dem Thema Deportation und dem Leben der Juden in Karlstadt bis dahin beschäftigt. Auch die Arbeit der Steinmetze konnten sie anschauen.

Bei der Aufstellung der Gepäckstücke zur Erinnerung und Mahnung an die Deportation wurden weiße Rosen auf den sandsteinernen Koffer und die Vorlagen aus dem Kunstunterricht gelegt.
Foto: Jürgen Kamm | Bei der Aufstellung der Gepäckstücke zur Erinnerung und Mahnung an die Deportation wurden weiße Rosen auf den sandsteinernen Koffer und die Vorlagen aus dem Kunstunterricht gelegt.

Jedes Gepäckstück gibt es zweimal – das ist die Idee hinter dem Projekt des Vereins. Drei Sandsteinkoffer stehen seit dem 24. September 2021 am Gedenkort Würzburg nahe dem Bahnhof. Die Gegenstücke in Karlstadt, Laudenbach und Wiesenfeld konnten erst jetzt aufgestellt werden, auch wegen der Corona-Pandemie. Hinter den Gepäckstücken steht die traurige Geschichte der Deportierten. Mehr als in einen Koffer passte, durften sie nicht mitnehmen. Selbst diese durften sie nicht mit in die Züge nehmen, in Würzburg blieben sie am Güterbahnhof Aumühle zurück.

"80 Jahre sind eine lange Zeit", stellte Michael Hombach fest. Es dürfe aber nicht vergessen werden und die Konsequenz laute "nie wieder!". Die Vorsitzende des Vereins "Denkort Deportationen" Benita Stolz erinnerte in ihrem Grußwort daran, wie der Verein und später der Deportationsweg in Würzburg und die Gedenkstätte am Würzburger Bahnhof entstanden. 852 Juden wurden aus Unterfranken deportiert, über 400 aus Würzburg, 27 aus Wiesenfeld, 23 aus Laudenbach und drei aus Karlstadt. Gäbe es für jeden ein Gepäckstück, würde die Reihe bis auf die Bahnsteige reichen.

Ein Gepäckstück aus Sandstein bildet im Ringpark den neuen Denkort Deportation.
Foto: Jürgen Kamm | Ein Gepäckstück aus Sandstein bildet im Ringpark den neuen Denkort Deportation.

Dr. Riccardo Altieri, Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, schilderte die Lebensläufe von zwei deportierten Juden. Siegfried Adler war ein Kaufmannssohn aus Laudenbach, er überlebte das KZ Stutthof (bei Danzig). Bis zu seinem Tod im Jahr 2004 konnte er nicht über diese Zeit sprechen. 

Auf das Projekt an der Mittelschule ging ihr Rektor Michael Meisenzahl ein. Es sei beeindruckend gewesen, wie die Schüler sich über Wochen sich immer genauer mit der Geschichte und den Schicksalen beschäftigt haben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Jürgen Kamm
Benita Stolz
Josef Schuster
Juden
Mittelschule Eußenheim
Zentralrat der Juden in Deutschland
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • noramablau
    Vielleicht kann man sie auf einer Tafel an der Wand aufführen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • noramablau
    Ich habe die Gedenkstelle gestern besucht und habe festgestell, dass die Namen dieser armen Menschen dort nicht festgehalten sind. Das hätte ich als Erinnerung gerne gewusst
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten