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Karlstadt
Kochen mit dem Kleinkind: Was Familien von der Ernährungsberaterin lernen können
Können Kleinkinder in der Küche schon mithelfen? Ernährungsberaterin Iris Burger ermuntert in ihren Kursen dazu, gibt Tipps und steht Eltern mit Fachwissen zur Seite.
'Kinder an die Töpfe' heißt ein neues Angebot im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt, den erstmals Kursleiterin Iris Burger (links) angeboten hat.
Foto: Sylvia Schubart-Arand | "Kinder an die Töpfe" heißt ein neues Angebot im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt, den erstmals Kursleiterin Iris Burger (links) angeboten hat.
Sylvia Schubart-Arand
 |  aktualisiert: 20.04.2025 02:32 Uhr

Kinder an die Töpfe, so heißt ein neues kostenloses Angebot in der Lehrküche vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), bei dem nur ein kleiner Obolus für die Lebensmittel zu entrichten ist. Kurse finden an allen drei Standorten in Karlstadt, Miltenberg und Aschaffenburg statt. Kinder sollen einfache, kleine Gerichte zubereiten, die das Geschmackszentrum erweitern. Doch können Kleinkinder im Alter ab etwa zwei Jahren in der Küche schon mithelfen?

Die Nachfrage jedenfalls von jungen Müttern, aber auch Omas mit Enkeln, war in Karlstadt so groß, dass bereits eine Warteliste besteht und ein zusätzlicher Termin am 22. April, ebenfalls wieder ab 15 Uhr und für drei Stunden angesetzt, eingeplant ist. Eine Mitarbeiterin der Redaktion war als Oma dabei und gespannt, ob das Experiment klappt.

Die Scheu der Eltern vor den Gefahren in der Küche

Viele scheuen sich davor, Kinder in die Küche zu lassen. Zu gefährlich wegen scharfer Messer, heißen Kochplatten und des Backofens. Doch durch das Mithelfen können Kleinkinder viel lernen und bekommen einen näheren Bezug zu Lebensmitteln. Davon ist Kursleiterin Iris Burger überzeugt.

Die selbstständige Diätassistentin, die auch Fachberaterin für Essstörungen und Allergologie ist, betritt als Honorarkraft beim AELF kein Neuland, denn schon vor einem Jahrzehnt hat sie ein derartiges Pilotprojekt geleitet, zuletzt im Dezember einen Kurs mit kleinen Plätzchenbäckern. "Kindern kann man viel mehr zutrauen, denn die Fingerfertigkeit ist bei ihnen vorhanden", macht sie den neun Muttis, Omas und den zehn Kindern Mut.

Gekochte Kartoffeln kann auch ein Kleinkind ganz einfach abziehen, wenn sie kalt sind und braucht dazu kein Messer.
Foto: Sylvia Schubart-Arand | Gekochte Kartoffeln kann auch ein Kleinkind ganz einfach abziehen, wenn sie kalt sind und braucht dazu kein Messer.

Gefahrenquellen sind Schäler und auch scharfe Messer. Ein Waffeleisen wird auch zum Einsatz kommen, an dem sich kleine Finger verbrennen könnten. Die Küchenmaschine rumpelt für manche Ohren zu laut, warnt sie im Vorfeld. Aber sie weiß aus Erfahrung: Wird das vorher den Kindern angekündigt, haben diese damit kein Problem.

Wissen über die Grundlagen der Kinderernährung

Die Fachkraft hält nicht so viel von Spezialwerkzeugen wie Kindermessern: Die sind zwar nicht so scharf, aber zum einen meist ziemlich teuer – und schneiden auch nicht so gut. Trotzdem sichert sich die Kursleiterin ab: Jede Mama ist für ihr Kind verantwortlich. Burger empfiehlt: Erwachsene sollen beim Schneiden und Schnippeln immer dabei sein. Wie überall gilt: Erst mal alles vorbereiten und Arbeitsgänge verteilen.

Kochteams mit zwei Müttern beziehungsweise Omas bilden sich, die Karotten-Rohkost- und Chinakohl-Salat, herzhafte Gemüsewaffeln mit Dinkelvollkornmehl, spanische Gemüsetortillas und eine Quark-Obstspeise zubereiten werden. Schnell sind alle beim Du und gemeinsam werden die jeweiligen ausgeteilten Rezepte durchgelesen.

Die Kleinen aus Karlstadt, Wiesenfeld, Zellingen und Thüngen haben Schürzen umgebunden, während ihre Mütter sich in der Veranstaltung mehr Wissen über die Grundlagen der Kinderernährung aneignen. An den einzelnen Stationen liegen bereits die Zutaten bereit: "Geht Schritt für Schritt nach Plan durch, das schult die kognitiven und motorischen Fähigkeiten", weiß die erfahrene Burger auch aus ihrer Zusammenarbeit mit ADHS-Kindern.

Routine beim Umgang mit Küchenwerkzeug lernen

Jede Frau, die sich angemeldet hat, hat schon zu Hause mit ihrem Kind gemeinsam in der Küche gestanden. Selbstverständlich waschen die Mädchen und Buben sich erst einmal die Hände. Hygiene ist ein wichtiger Aspekt in der Küche. Die Karotten spülen die Kleinen auch ab. Kursleiterin Burger verrät nun Tricks: eine gelbe Rübe hinlegen und nicht aufrecht halten. Die Erwachsenen halten sie dann, damit die Kinder nun Streifen für Streifen mit dem Sparschäler abziehen und auch noch schneiden können. Je öfter sie das machen, umso mehr Routine bekommen sie, so Burger.

„Kinder an die Töpfe“ heißt ein neues Angebot im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt, den erstmals Kursleiterin Iris Burger (links) angeboten hat.
Foto: Sylvia Schubart-Arand | „Kinder an die Töpfe“ heißt ein neues Angebot im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt, den erstmals Kursleiterin Iris Burger (links) angeboten hat.

Bevor die gelben Rüben zum Karotten-Rohkost-Salat weiterverarbeitet werden, beißt einer der kleinen Küchenhelfer gleich mal ein Stück ab. Der Appetit kommt also ganz von alleine. "Ich kann keine Küchenmaschine bedienen, denn ich schnippel alles", verrät Oma Karin, die ihren Enkel Jonas (3) mitgebracht hat. Die beiden sind ein erfahrenes Team, kochen und backen gern zusammen.

Die vierjährigen Zwillinge Lilia und Kilian sowie ihre Freundin Laura konzentrieren sich, Champignons schön kleinzuschneiden. Für die bereits gekochten Kartoffeln wird kein Messer benötigt – die Schale lässt sich von den kleinen Fingern gut so abziehen.

Alle helfen beim Aufräumen zusammen

"Benno nascht und isst am liebsten, aber er schneidet auch gern", verrät die Karlstadter Pflegedienstleisterin Jennifer Schädler über ihren Sohn, der im Mai erst zwei wird. Der kleine Mann ist voll bei der Sache, der Joghurtmund verrät, dass er schon zwischendurch davon gekostet hat. Nach getaner Arbeit räumt er die Spülmaschine ein und putzt auch noch die Küchenmaschine freiwillig – der Traumhelfer in jeder Küche.

„Kinder an die Töpfe“ heißt ein neues Angebot im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt, den erstmals Kursleiterin Iris Burger (links) angeboten hat.
Foto: Sylvia Schubart-Arand | „Kinder an die Töpfe“ heißt ein neues Angebot im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt, den erstmals Kursleiterin Iris Burger (links) angeboten hat.

Eine Mutter streicht die Segel, für ihren kleinen Sohn wird das alles doch zu lange und sie verabschiedet sich, bevor er ermüdet, quengelt oder weint. Die Kinder dürfen noch den Tisch decken, alles probieren und ihre Mütter die Reste in den mitgebrachten Dosen mit nach Hause nehmen.

Das Resümee: Es hat erstaunlich gut geklappt, in der Küche sieht es nicht aus wie nach einer Schlacht und jeder hilft mit beim Aufräumen. "Die Rezepte waren interessant, es gab neue Kochideen – und alles war lecker", stellt eine Mutter fest. Es habe Spaß gemacht und man habe dazugelernt, pflichtet eine andere bei.

Kursleiterin Burger gibt noch etwas mit auf den Weg: Kinder sollten immer drei bis vier Stunden ohne (Zwischen-)Mahlzeit ausharren, denn dann sind sie neugierig auf das nächste Essen und haben auch wieder Hunger. So wird auch das Sättigungsgefühl des Kindes beachtet.

 
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