Zwei Wochen lang hat Ingbert Roth, Vorsitzender des Rupppertshüttener Geschichtsvereins, die Anden bereist. Dabei stellte er überraschende Gemeinsamkeiten zwischen Macchu Picchu und Kloster Einsiedel im Spessart fest. Der 77-Jährige Rentner begeistert sich seit jeher für Geschichte und Archäologie. Er war es auch, der den Stein ins Rollen brachte und vor Jahren die Grabungen auf Kloster Einsiedel anstieß.
Organisiert und geführt wurde die Reise von Amparo Bergmann, vom TUI-Reisecenter in Lohr. „Ich wollte schon immer mal nach Lateinamerika und als ich von dem Angebot erfahren habe, zu dem auch ein zweitätiger Besuch auf Macchu Picchu gehörte, musste ich da mit“, erklärt Ingbert Roth.
Seit über vier Jahren gräbt sich ein Team von freiwilligen Helfern unter der Führung von Harald Rosmanitz auf einem Höhenkamm entlang der Birkenhainer Landstraße (Archäologisches Spessartprojekt) Zentimeter für Zentimeter in die Erde (wir berichteten). Was dort, wo sich vor Jahrhunderten das Kloster Einsiedel befand, inzwischen zu Tage gefördert wurde stieß auf reges Interesse.
„Ich dachte ich könnte auf Macchu Picchu einige Erfahrungen und Inspirationen mitnehmen“, erklärt Roth weiter. Doch zunächst landete die Reisegruppe am 16. August nach einem 17-Stundenflug in Lima, der Hauptstadt des Anden-Staates Peru. Von Lima aus ging es, ebenfalls mit dem Flugzeug, weiter nach Arequipa. „Von dort aus sind wir mit dem Bus in die 4000er-Region der Anden gefahren.“
So sehr Ingbert Roth das gewaltige Bergmassiv beeindruckte, so sehr machten ihm auch die Höhenunterschiede zu schaffen. Damit die Höhenunterschiede erträglicher wurden, kauten er und die anderen Reiseteilnehmer Kokablätter. „Das hat mir die teilweise beschwerliche Reise etwas erleichtert“, lächelt der Ruppertshüttener verschmitzt.
Auf ihrem Weg zum Macchu Picchu bereisten sie auch den Titicacasee. Er ist mit einer Fläche von 8288 Quadratkilometern der größte See Südamerikas und etwa 15,5 Mal so groß wie der Bodensee. Von Cusco aus, ging es schließlich zu Macchu Picchu. „Zwei Tage lang wurden wir von einem archäologischen Führer durch die Ruinenstadt geführt.“
Die von den Inkas im 15. Jahrhundert erbaute Stadt liegt auf 2360 Metern Höhe und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.
„So etwas Gigantisches habe ich noch nicht gesehen“ zeigt sich Roth noch heute beeindruckt. Die angelegten Terrassen und Gebäude seien aus riesigen Steinblöcken entstanden. „Man kann sich kaum vorstellen, wie die Inkas damals so etwas errichten konnten.“
Während seines Aufenthaltes in Macchu Picchu konnte Roth zu seiner Verwunderung einige Ähnlichkeiten zwischen Machu Pichu in den Anden und Kloster Einsiedel im Spessart ausmachen. „Beide Stätten sind im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts entstanden. Und beide Stätten wurden nie richtig fertig gestellt“, berichtet Roth.
Auch die handwerkliche Art, wie die Inkas damals bauten, ähnelte laut Roth mit der, wie die Mönche auf Kloster Einsiedel es taten. So erkannte Roth beispielsweise, dass auch die Inkas Ihre Häuser im sogenannten Mönch-Nonnen-Verbund eindeckten. „Ebenso taten es die Mönche von Kloster Einsiedel.“
Wenngleich Roth einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Stätten ausmachen konnte, stellt er trotzdem fest: „Einsiedel ist nicht Macchu Picchu“.
Das freigelegte Klosterareal erscheine mit seiner Fläche von etwa 10 000 Quadratmetern winzig, gegenüber der Gesamtfläche von 13 Quadratkilometern, welche Macchu Picchu vorweist. Die Art und Weise wie der archäologische Park Macchu Picchu angelegt wurde, hat Roth eine klare Vorstellung geben können, wie man den geplanten Park auf Einsiedel anlegen könnte.
Bereits im nächsten Jahr soll dieser Park auf dem ehemaligen Klostergelände entstehen. Es bleibt also abzuwarten was genau im Spessartwald zwischen Rieneck und Ruppertshütten entsteht.