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Ruppertshütten
Kloster Einsiedel: Frühjahrsputz an den Mauern
Lockere Steine an der Oberfläche des Mauerwerks: Die Pflege des  archäologischen Parks Kloster Einsiedel bleibt eine ständige Aufgabe. 
Foto: Klaus Fleckenstein | Lockere Steine an der Oberfläche des Mauerwerks: Die Pflege des archäologischen Parks Kloster Einsiedel bleibt eine ständige Aufgabe. 
Klaus Fleckenstein
 |  aktualisiert: 03.06.2021 02:14 Uhr

Vor zehn Jahren legten sie los am "Rätsel Einsiedel" mit einer Radarmessung: Die Erkundung der im Boden steckenden alten Klostermauern von Einsiedel oder Elisabethenzell, von denen 2011 nur noch ein zugewachsener Steinhaufen im Wald zwischen Ruppertshütten und Rieneck kündete, führte zum großen Grabungsprojekt. An dessen Ende blieb 2018 der archäologische Park.

Es ist ruhig geworden in diesen Coronazeiten an und um diese historische Stätte der Spessartbesiedelung. Doch Grabesruhe ist es nicht. Am Freitag vor Pfingsten geht eine Schar Helfer ans Werk: Sie wollen das Klostergelände an der historischen Birkenhainer Straße wieder fitmachen für Besichtigungen durch vorbeikommende Radfahrer und Wanderer.

Spuren des Frosts

"Der Putz muss runter", sagt Ingbert Roth, der "Chef" des von der Arbeitsgemeinschaft Kloster Einsiedel getragenen Projekts, während seine Helfer mit Meißel und Hammer am Sandstein-Mauerwerk im bröselnden Mörtel klopfen und kratzen. Der Frost des Winters hat seine Spuren hinterlassen, an einigen Stellen sind Steine aus der ungeschützten obersten Schicht der alten Klostermauern locker geworden, während das Mauergefüge darunter in den 80 Zentimeter dicken Wänden gut hält.

Sandsteinmauern von 220 Metern Länge sind hier in mühseliger Handarbeit bis 2018 auf den bei der Grabung freigelegten Klosterfundamenten entstanden – ein Werk für Jahrhunderte, das nun doch schon wieder erste Pflege braucht.

"Wir sehen, dass wir die Fläche in Ordnung halten, damit sie auf Dauer als archäologischer Park erhalten bleibt." Für den 82-jährigen Schreinermeister Roth aus Ruppertshütten, Vorsitzender des örtlichen Geschichtsvereins, ist das Ehrensache. Auch wenn die Arbeitsgemeinschaft Kloster Einsiedel, die das Projekt mit großer Unterstützung der Staatsforsten und wissenschaftlicher Leitung durch den Archäologen Harald Rosmanitz und enormen Freiwilligeneinsatz aus vielen umliegenden Orten, gestemmt hat, eigentlich nicht mehr zuständig wäre und offiziell aufgelöst ist. Doch die Kontakte bestehen weiter – und wenn der Ingbert ruft, dann kommen Helfer.

Ingbert Roth am restaurierten Altar der Klosterkirche Einsiedel: Die  Altarweihe, die bereits im vorigen Jahr coronabedingt gescheitert war,  soll noch nachgeholt werden. Aber wann? 
Foto: Klaus Fleckenstein | Ingbert Roth am restaurierten Altar der Klosterkirche Einsiedel: Die Altarweihe, die bereits im vorigen Jahr coronabedingt gescheitert war, soll noch nachgeholt werden. Aber wann? 

Rundgang durch Ruine soll sicher sein

Meist sind es Rentner, doch auch ein Jüngerer ist dabei, der hier stundenlang mit der Motorsense seine Runden dreht, um den in diesem feucht-kühlen Frühjahr wuchernden Grasbewuchs auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Gelände zu schneiden.

Mit vielen Infotafeln bestückt, ist die Geschichte des Prämonstratenser-Klosters aus dem 13. Jahrhundert, das als Raststation an der historischen Handelsstraße diente, zwar selbsterklärend für alle interessierten Vorbeikommenden. Doch der Rundgang durch die Ruine soll auch sicher sein.

Im Zentrum der ehemaligen Klosterkirche steht der wuchtige Sandsteinaltar, dessen neue Front und Platte einem Fund-Reststück nachempfunden ist. Auch für Roth, der sich seit Jahrzehnten für die Kirchengemeinde Ruppertshütten engagiert, ist der Altar der Mittelpunkt.

Enttäuschung über Verzögerung

Roth hofft auf ein Nachholen des Gottesdienstes mit Feier für die Beteiligten und Gäste aus den umliegenden Orten, wenn die Corona-Lage wieder eine Möglichkeit zur Vorbereitung und Ausführung lässt. "Unsere letzte Zusammenkunft war im Oktober. Wir hoffen, baldmöglichst über die Sache reden zu können." Ein wenig ist die Enttäuschung, dass dieser Abschluss bisher nicht zustande kam, bei Roth spürbar.

Auch wenn es hier um Jahrhunderte geht, kann einem die Zeit davonrennen. Genutzt hat er die Corona-Zwangspause dennoch – fürs Bewahren der Geschichte. Roth hat Hunderte Zeitungs- und Medienbeiträge zu Kloster Einsiedel, Birkenhainer Straße sowie Ruppertshüttener Orts- und Kirchengeschichte, in tagelanger Arbeit als Dokumentation zusammengestellt – 800 Seiten in vier prall gefüllten Ordern halten das, was für ihn "ein Stück Zeitgeschichte" ist, lebendig. 

Neues altes Dokument

"Die Zusammenarbeit hält und funktioniert", freut sich Roth am Freitag über den Arbeitseinsatz. In der Schubkarrenwanne mischt unterdessen ein langjähriger Begleiter des Projekts, den Mörtel: Bruno Schneider aus Fellen, der Kreisheimatpfleger und frühere Burgsinner Schulrektor. Er ist bei der praktischen Arbeit ebenso gern unterstützend dabei, wie er in vielen Jahren in den Archiven Einzelheiten zur Lösung des einst rätselhaften Einsiedels ausgegraben hat.

Auch diesmal hat er wieder eine neue Urkunde aus dem Staatsarchiv Würzburg für Ingbert Roths Sammlung dabei. Sie kündet davon, wie das bereits aufgelöste Kloster, das nur noch Austraghäuserl für zwei alte Mönche war, noch einmal mit einem Geistlichen besetzt wurde.

Einsiedel ist ganzjährig geöffnet, Führungen können auf Anfrage vereinbart werden, Kontakt: Geschichtskreis Ruppertshütten, Ingbert Roth, Tel. 09355 1332.

Hintergrund: Was geschah 1493 am verfallenen Kloster Elisabethenzell?

1295 wird die Anlage erstmals urkundlich erwähnt, als die Rienecker Grafen die der heiligen Elisabeth geweihte Kapelle "sammt den einkünften" an das Würzburger Prämonstratenserkloster Oberzell übergaben. Doch schon um 1330 ist seine Blütezeit vorbei. Ein Brand im Erbfolgestreit zwischen Rieneck und Hanau zerstörte Teile der Anlage. Ab 1410 beteten und arbeiteten keine Prämonstratenser mehr an der Birkenhainer Landstraße. Das Kloster Oberzell verlieh zwei Würzburger Dominikanern die St. Elisabethen Capelle mit allen Feldern und Waldungen auf Lebenszeit. 1493 wird noch einmal ein Vikar für die Kapelle bestimmt, wie eine Urkunde aus dem Staatsarchiv Würzburg zeigt, die Ullrich Wagner übersetzt hat. Was geschah damals? Am 16. Oktober 1493 hat Kilian von Bibra, Generalvikar des Würzburger Bischofs Rudolf von Scherenberg mitgeteilt: "Zum Vikar am Altar der heiligen Elisabeth im Spessartwald (in nemore Spechßhart), präsentiert der Prämonstartenser-Abt Christoph von oberzell (superioris Zelle) im Auftrag des Würzburger Bischofs den Peter Kratz, Kleriker als geeigneten Kandidaten." Der Hintergrund: Es sollte ein neuer Versuch werden, die Anlage zu erhalten. "Die Güter der Vikarie dürfen nicht entfremdet werden, die bereits verlorenen sind zurück zu erwerben." Vergebens, die Anlagen und die Landwirtschaft auf dem Höhenrücken verfielen weiter. 
Quelle: fin
 
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