Nachhaltigkeit an der Schule? Am Balthasar-Neumann-Gymnasium war das bereits vor Greta Thunberg und den Freitags-Demonstrationen ein Thema. Seit 2017 gibt es die Fairtrade- und Nachhaltigkeits-AG an der Schule. Darin wird weitergeführt, was sich Schüler eines P-Seminars 2014 zum Ziel gesetzt haben: Das BNG zur Fairtrade-Schule zu machen.
Rund 15 Schülerinnen und Schüler machen bei der AG mit. Die Auszeichnung hat die Schule seit 2016. Sie besagt, dass das Thema "Fairtrade" an der Schule bekannt gemacht wurde, im Unterricht behandelt wird sowie ein Fairtrade-Produkt dauerhaft im Pausenverkauf angeboten wird. "Zurzeit ist das ein Riegel", sagt AG-Mitglied Jana Schönfeld. Allerdings reicht das den Schülern nicht mehr. Sie wollen einen Fair-O-mat anschaffen, einen Automaten, der nur mit Fairtrade-Produkten bestückt ist. "Die Automaten sind in der Neuanschaffung sehr teuer", so die 16-Jährige. Deshalb versucht die Schule, nun einen Gebrauchten zu organisieren. Zusätzlich sucht sie Sponsoren, die sich beteiligen würden.
Mitschüler in Sachen Wegwerf-Gewohnheiten sensibilisieren
Inhaltlich geht es in der AG aber längst nicht mehr nur um das Thema Fairtrade. Mit einzelnen Aktionen wollen die AG-Mitglieder ihre Mitschüler auch in Sachen Wegwerf-Gewohnheiten und Nachhaltigkeit sensibilisieren. Dazu starten sie immer wieder gezielte Plakat-Aktionen, zum Beispiel zum Thema Plastikmüll. So hängt in der Mädchen-Toilette im Erdgeschoss beispielsweise ein Plakat, das über nachhaltige Menstruations-Artikel informiert. Außerdem initiieren die Schüler Sammlungen, wie bereits erfolgt rund um das Thema Handy. So konnten die Schüler zum Beispiel nachlesen, wie viel Edelmetall in einem Handy steckt.
Zusätzlich gab es Sammelboxen für alte oder ausrangierte Geräte oder Ladekabel. In Zusammenarbeit mit dem Weltladen Marktheidenfeld wurden diese dann entsorgt.Für die Aktion "Stifte machen Mädchen stark" schob die AG eine Sammelaktionan, in der alte Kugelschreiber, Textmarker oder Filzstifte gesammelt wurden. Eingeschmolzen können aus den so entstandenen Plastikkügelchen wieder neue Kunststoffprodukte entstehen wie Gießkannen oder Stiftehaltern. Der Erlös der Aktion kam syrischen Flüchtlingsmädchen zugute. Aktuell plant die AG eine Deckel-Sammlung im Rahmen des Projekts "Deckel gegen Polio – 500 Deckel für 1 Leben ohne Kinderlähmung".
Ebenfalls im Fokus der AG: Eine nachhaltige Schulausstattung, zum Beispiel in Sachen Papier. Vor gut einem halben Jahr hat die Schule auf Recycling-Papier umgestellt. Der Weg dahin sei aufwendiger als gedacht gewesen, berichten die Schüler. Qualität, Preis – bis alles passte, habe es mehrere Abstimmungsrunden gegeben.
Nachhaltige Suchmaschine "Ecosia" für alle Schulrechner
Auch der Anstoß für die Installation der Ecosia-Suchmaschine als Standard-Suchmaschineauf allen Schulhaus-Rechnern kam aus der AG. Das Unternehmen hinter der Suchmaschine spendet 80 Prozent seines Einnahmeüberschusses für gemeinnützige Naturschutzorganisationen, in erster Linie für Wiederaufforstungsprojekte. "Wenn wir solche Aktionen starten, gehen wir immer vorher durch die Klassen, um die Schülern zu informieren und Rückmeldung zu bekommen", sagt Mona Streitenberger.
Welche Resonanz bekommen die Schüler auf ihre Aktionen? "Alles, was einfach ist, geht gut, also zum Beispiel Sammelaktionen", erläutert AG-Mitglied Johanna Zeil. Sie und Mona Streitenberger besuchen die Jahrgangsstufe zwölf, stehen also kurz vor dem Abitur. Lange werden sie bei der AG nicht mehr mitmachen. Und der Nachwuchs? Der muss erstmal wieder akquiriert werden. "Schüler auf freiwilliger Basis zu gewinnen, ist immer etwas schwierig", sagt Lehrer Holger Seidel, Leiter der AG. Gerade, wenn es auch um konzeptionelle Dinge geht. Insofern will die Gruppe nochmals Impulse setzen, um junge Leute zu aktivieren, mitzumachen.
"Ohne persönliche Überzeugung geht das nicht"
Wichtigster Antrieb bei Jana Schönfeld, Mona Streitenberger und Johanna Zeil: Die persönliche Überzeugung. "Ohne die geht es nicht", betonen sie. Auch außerhalb der Schule spielt das Thema Nachhaltigkeit bei allen dreien eine Rolle, sei es im Verzicht auf tierische Produkte oder auf den ständigen Kauf von neuer Kleidung.
Was sie von Greta Thunberg halten? "Ich finde es faszinierend, was eine einzelne Person bewirken kann", sagt Mona Streitenberger. Die Freitags-Demonstrationen "Fridays for future" sind bei den meisten Schülern am Balthasar-Neumann-Gymnasium derzeit kein Thema, bestätigt auch Schulleiter Hartmut Beck. Für die meisten sei Würzburg einfach zu weit weg und die Busverbindungen zu schlecht. Vereinzelte Besuche habe es aber gegeben, bestätigt der Schulleiter. Von der Schulleitung wurde diese entsprechend dem Schulrecht geahndet: mit einem Verweis. Darüberhinaus habe Beck den Schülern im persönlichen Gespräch signalisiert, dass er ihr politisches Engagement für den Klimaschutz gut finde, aber nicht während der Schulzeit. Was halten die AG-Mitglieder vom Schul-Streik für das Klima? "Wenn die Demos legal wären, hätten die Schüler kein Druckmittel mehr und das Thema würde an Aussagekraft verlieren", so die einhellige Meinung.
Mittelschule setzt auf Fairtrade-Automaten
In der Mittelschule Marktheidenfeld gibt es bereits seit Februar 2018 einen Fairtrade-Automaten. Initiiert wurde dieser von der Fairtrade-AG unter der Leitung von Lehrer Wolfgang Schmitt. "Der Automat wird gut angenommen", berichtet dieser. Rund 70 Euro Einnahmen kommen über ihn pro Woche zustande. Alles was, abzüglich der Einkaufskosten übrig bleibt, wird zum Beispiel in Vorträge und Referenten investiert.
Die AG gibt es seit 2017. Derzeit sind rund acht Mittelschüler in der AG aktiv. Abgesehen vom Fairtrade-Automat schieben die Schüler auch Aktionen an: Am Valentinstag wurden Fairtrade-Schokolade verschenkt. Auch im Lehrerzimmer wird nur noch Fairtrade-Kaffee gekocht.
"Zudem ist der faire Handel auch im Unterricht Thema", so Schmitt. Es gibt beispielsweise einen Fairtrade-Kunstwettbewerb. Noch nicht geklärt ist, ob Bildungsmaterialien aus dem Weltladen zukünftig mit in den Unterricht einfließen. Bisher wurde das Thema "Welternährung" bereits in zwei Klassen in Form eines Stationenlauf durch genommen.
Bienenschutz und Blühflächen Thema an der Realschule Marktheidenfeld
Die Realschule Marktheidenfeld hat keine eigene Fairtrade- und Nachhaltigkeits-AG. Dafür können sich Schüler in der Imkerei-AG um den Bienenschutz und mehr Blühflächen kümmern. Demnächst sollen es auch schuleigene Bienen geben. In Sachen Mülltrennung gibt es an der Schule einen Wertstoffdienst, der die Sortierung im Blick hat.
Ansonsten setzt die Schule ihren Schwerpunkt mehr auf die Versorgung durch lokale und regionale Produkte als auf Produkte mit dem Siegel "Fairtrade", informiert der stellvertretende Schulleiter Matthias Schmitt. Dass Schüler freitags zur Demo "Fridays for future" in Würzburg unterwegs waren, ist nicht bekannt. Offiziell dazu bekannt und bei der Schulleitung entschuldigt habe sich zumindest noch keiner, so Schmitt. Um dem Thema gerecht zu werden, setzt die Schule einen eigenen Impuls: Sie hat den Klimaschutzbeauftragten des Landkreis eingeladen, um mit den Schülern zu diskutieren. Der Termin? Ein Freitagvormittag.