Regen Zuspruch erfuhr ein Vortrag im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des Marktheidenfelder Balthasar-Neumann-Gymnasiums. Die Schüler des P-Seminars Klimaschutz unter der Leitung von Lehrer Jochen Arnold hörten einen Vortrag von Professor Heiko Paeth vom Institut für Geographie und Geologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Der Fachmann für Klimamodellierung wandte sich dem Thema "Globale und regionale Klimaänderungen – Folgen für Unterfranken" zu und hinterließ mit seinen Ausführungen die jungen und älteren Zuhörer wohl ein wenig ratlos.
Bedrückend legte Paeth die Dimensionen der Klimaerwärmung auf der Erde dar und machte deutlich, wie begrenzt die Mittel scheinen, um einer katastrophalen Entwicklung entgegenzuwirken. Dass die Ursache des spürbaren Klimawandels vom Menschen zu verantworten sind, daran ließ der Experte mit Blick auf die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen und der Temperatur-Abweichungen seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen keinen Zweifel.
Unterfranken wird zum Hotspot des Klimawandels
In Unterfranken verzeichne man seit drei Jahrzehnten höhere Durchschnittstemperaturen als im langjährigen Vergleich, dabei zähle die Region ohnehin zu den wärmsten und trockensten in Deutschland. So werde Unterfranken zum Hotspot des Klimawandels. Seit August 2018 habe man im Raum Würzburg um bis zu fünf Grad höhere Monatsmittel gemessen. Der aktuelle Winter könne beispielsweise meteorologisch nicht als solcher wahrgenommen werden.
Diffuser sei das Bild bei den Niederschlägen, wobei 2018 und 2019 die Trockenheit überwiege und das auch Fragen an die Sicherheit der Trinkwasserversorgung aufwerfe. Wenig Entspannung konnte man sich vom überdurchschnittlich feuchten Februar versprechen.
In Zukunft werde man einen deutlichen Anstieg der früher eher seltenen Hitzetage im Sommer auf über 50 Tage im Jahr 2100 erwarten. Tropennächte, bei denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinke, gebe es deutlich mehr, das bereitete vor allem älteren und kranken Menschen existenzielle Probleme. Das verstärke sich besonders im städtischen Raum.
Welterschöpfungstag rückt im Kalender nach vorne
Die Bebauung urbaner Räume brächte im Kleinklimaraum Wärmeinseln hervor. So habe man im Juli 2018 gegen Abend auf dem Würzburger Marktplatz eine um 5,4 Grad höhere Temperatur als in der Vorortgemeinde Gerbrunn gemessen, sagte Path.
Zu hinterfragen sei deshalb auch die in den Innenstädten propagierte bauliche Nachverdichtung. In den Zentren würden langfristig Nächte drohen, in denen die Tiefsttemperatur nicht mehr unter 30 Grad sinken werde, aber Klimaanlagen seien aus Sicht der Nachhaltigkeit kein gangbarer Weg. Die Frage der Nachhaltigkeit, also der Forderung, der Erde nicht mehr Substanz zu entnehmen, als sich natürlich entwicket, wurde am Welterschöpfungstag konkret.
Der Tag, an dem der globale ökologische Fußabdruck die jährlich vorhandene Biokapazität überschreitet, rücke immer weiter nach vorne. Verzeichnete man 1990 noch den 7. Dezember als statistische Annahme, gilt gegenwärtig schon der 29. Juli als Erdüberlastungstag. Auf Deutschland bezogen liege dieses Datum im Mai, für die USA im März und für den Spitzenreiter, das arabische Emirat Katar, sogar schon im Februar.
Verbraucher tragen Verantwortung für ihr Handeln
Seinen Vortrag schätzte Paeth als durchaus "alarmistisch" ein. Im Gespräch sollte es auch darum gehen, welche Optionen überhaupt bestünden, um die Entwicklung abzuschwächen, denn viele Folgen unseres Handelns seien bereits unumkehrbar. Wenig Hoffnung mache die Politik, die zu stark mit nationalen und wirtschaftlichen Interessen verkoppelt sei.
Mehr passiere auf kommunaler Ebene. Der Klimaforscher wies aber auch dem einzelnen Verbraucher eine größere Verantwortung zu. Ein letztlich etwas zu kurz gekommener Teil der Präsentation hätte die eigenen Verhaltensweisen hinterfragt, sei es beim täglichen Konsum, bei der Ernährung, der Fortbewegung oder der Sanierung von Gebäuden.
Das P-Seminar des Gymnasiums wollte auch selbst etwas beitragen und sammelte unter den Gästen Geld für einen Wasserspender an der Schule. Der soll helfen, die Flut von unnötigen Plastik-Getränkeflaschen wenigstens ein bisschen zu verringern.