Das letzte der vier Konzerte der Reihe "Meisterschüler am Klavier" bestritt Ruyun Wang im Saal des Historischen Rathauses Karlstadt. Gemeinsam mit der Hochschule für Musik in Würzburg bietet die Stadt Karlstadt talentierten Meisterschülern die Möglichkeit, vor Publikum ihr Können vorzustellen.
Ruyun Wang setzte ein mit der "Klaviersonate Nr. 17 d-Moll, op. 31 Nr. 2" von Ludwig van Beethoven, die den Titel "Der Sturm" trägt. Die dreisätzige Sonate enthält tatsächlich in Töne umgesetzte gewitterartige Ausdrucksformen. Höchst dramatische harte Anschläge wechseln ab mit schnellen Läufen und melodiös getragenen Passagen um sich erneut in hammerartig angeschlagene Akkorde zu steigern.
Von Johannes Brahms spielte die Meisterschülerin "Drei Intermezzi, op. 117". Die in dreiteiliger Liedform gehaltenen Intermezzi sind motivisch aus nur wenigen Noten entwickelt und wurden von Brahms in ein Maximum an kompositorischer Kunst und beseelter Ausdruckskraft ausgestaltet. In "La cathédrale engloutie" (Die versunkene Kathedrale) aus den Prèludes, Book I, von Claude Debussy inszeniert der Komponist in seinem Werk auf grandiose Weise das Auftauchen, Erstrahlen und Wiederabsinken einer Kathedrale. Auch die Sonate h-Moll von Franz Liszt ist ein Meilenstein der Klaviermusik. Von der mysteriös pochenden düsteren Abwärtsskala am Anfang beinhaltet das Werk ein breites Spektrum musikalischer Emotionen bis zu den entrückt entschwebenden Schlussakkorden.
Ausdrucksstark und kraftvoll, einfühlsam und beseelt interpretierte die zierliche Ruyun Wang sehr aussagekräftige Klavierwerke der vier Komponisten. Die in China geborene Wang war schon in ihrer Heimat eine erfolgreiche Musikerin. In Berlin und seit 2013 an der Hochschule für Musik in Würzburg setzte sie ihr Studium bei Professorin Silke-Thora Matthies fort. Derzeit ist sie im Masterstudiengang bei Professorin Ana Mirabela Dina eingeschrieben. Wang hat sie bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei musikalischen Wettbewerben gewonnen.