Die Klaviermusik des 18. Jahrhunderts stellte Michael Günther am Wochenende bei zwei Konzerten im Hinblick auf deren Glanz und Spiritualität in seiner Sammlung auf Schloss Homburg vor. Dabei dominierten zu Beginn der Karwoche beim Musizieren auf drei historischen Tasteninstrumenten Moll-Klänge und der Ausdruck von Verlust, Trauer aber auch christlicher Hoffnung.
Der Auftakt mit den variierten Harmoniefolgen der "Partite sopra Folia" aus dem 1. Buch der Toccaten des stilprägenden Meisters Girolamo Frescobaldi aus dem Jahr 1616 fiel auf einem, gerade neuerlich restaurierten, römischen Cembalo (Ridolfi, um 1665) recht beschaulich aus. Nach der früh in Wien entstandenen Toccata in G-Dur von Johann Jacob Froberger (1616-1667) folgte dessen reife "Suite in d-Moll", die er als eine Art der Meditation über seinen eigenen Tod schuf.
Günther kennzeichnete im begleitenden Gespräch das Barock als eine Periode, das nicht zuletzt aufgrund schwierigster Zeit- und Lebensumstände ein ganz besonderes Verhältnis zu Sterben, Tod und christlichem Glauben kennzeichnete. So charakterisierte der Homburger Pianist im ersten Satz, Gigue, zunächst Verzweiflung und Angst. Diese mündete im zweiten Satz, Courante, aber nahezu in einem Freudenfest über christlichen Neubeginn nach dem Tod und endete in einer harmonischen Sarabande (3. Satz).
Das Werk eines vergessenen Barockmeisters
Mit den drei Sätzen der "Partita in d-Moll" und zwei weiteren kurzen Klavierkompositionen des in Würzburg geborenen Ferdinand Tobias Richter (1651-1711) gab es für die Zuhörer das Werk eines etwas vergessenen Barockmeisters zu entdecken, das in puncto Einfallsreichtum und Originalität den Vergleich zu bekannteren Zeitgenossen keineswegs zu scheuen bräuchte. Dem Musikforscher Michael Günther bereitet es stets größtes Vergnügen, neue Noten zu entdecken, um die Werke solcher Komponisten in seiner vom Bezirk Unterfranken geförderten Konzertreihe im Gebsattel-Schloss bei Konzerten auf entsprechenden, historischen Instrumenten präsentieren zu können.
Deshalb sollte nun auch ein kleiner Umbau erfolgen, um für drei d-Moll-Sonaten von Domenico Scarlatti (1685-1757) ein Cembalo, das um 1700 in Neapel bei Niccolo Gagliano entstanden sein könnte, in den Saal zu tragen. Dieselbe Vorbereitung brachte schließlich mit einem Pantaleon, das Mitte des 18. Jahrhunderts in einer thüringischen Werkstatt entstand, ein Instrument mit einem damals neuartigen Klangbild in den kleinen Konzertraum.
Auf dem Tafelklavier mit Hammermechanik und lange nachschwingenden Saiten interpretierte Günther mit Carl Philipp Emanuel Bachs (1714-1788) "Freyer Fantasie für Clavier" dessen letztes Klavierwerk, das christliche Glaubensinhalte in ausdruckvolle Tonfolgen wandelte. Ein Jahr vor seinem Tod griff der Hamburger Bach auf seine damals sehr erfolgreiche und bis heute eindrucksvolle Art damit ein musikalisches Verständnis auf, das nach Günthers Eindruck eben auch das umfangreiche Werk seines Vaters Johann Sebastian prägte.